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Fliegerhorst  Fliegerhorst : Keine Scheu vor Veränderung

Von Sven Gückel 10.07.2013, 18:42
Noch ist der Platz vor den großen Hallen im Fliegerhorst verwaist. Doch ab August, sagt Oberstleutnant Jürgen Haupenthal, zieht Leben ein.
Noch ist der Platz vor den großen Hallen im Fliegerhorst verwaist. Doch ab August, sagt Oberstleutnant Jürgen Haupenthal, zieht Leben ein. Sven Gückel Lizenz

Holzdorf/MZ - Der Soldatenalltag hält für gewöhnlich Wandlungen bereit. Oberstleutnant Jürgen Haupenthal bekam von seinem Dienstherrn dieser Tage ein ganzes Paket davon überreicht. Eine Versetzung von Rheine nach Holzdorf war dabei das kleinste Element.

Die aktuelle Strukturreform der Bundeswehr, deren Ende noch nicht abzusehen ist, hat in der Truppe für reichlich Bewegung gesorgt. Soldaten des Heeres wechseln zur Luftwaffe und umgekehrt, ganze Waffensysteme folgen ihnen oder werden gar abgeschafft. Noch immer wissen viele Soldaten nicht, was die Zukunft für sie bereit hält. Inmitten dieses Umbruchs wird Oberstleutnant Jürgen Haupenthal das Kommando der Holzdorfer Lufttransportgruppe 64 und damit die Nachfolge von Oberstleutnant Stefan Linkogel übertragen. In Zeiten der Truppenreduzierung eine einmalige Chance.

Kein unmöglicher Schritt

Allerdings setzt sie voraus, dass der 46-Jährige die Heeresuniform ablegt und das Schulterstück mit der Luftwaffenschwinge ergänzt. Für einen Soldaten, der 26 Jahre seines Lebens dem Heer angehörte, kein leichter Schritt. „Aber auch kein unmöglicher“, betont er mit einem Lächeln. Ohnehin sieht Haupenthal die Diskussion der Umstrukturierung inzwischen etwas entspannter. „Ich stehe hier heute nicht, um über den Fähigkeitstransfer zu sprechen. Ich stehe hier heute auch nicht, um aus Sicht eines Betroffenen über die Standortentscheidungen zu referieren. Diese Entscheidungen sind gefällt und für mich hat mit dem heutigen Tag die Realisierung dieser Entscheidungen stattgefunden. Es nutzt mir nichts, nach hinten zu schauen!“, sagte er seinen Unterstellten am Tag seines Dienstantritts.

Statt über die neue Situation zu grübeln, erkundet Jürgen Haupenthal viel lieber die positiven Aspekte. So berichtet er etwa über den offenen und herzlichen Empfang, den man ihm in Holzdorf bereitete, lobt die genialen Möglichkeiten, die sich der Fliegerei am Standort bieten. „Hier werden alle Bedingungen erfüllt, die eine fordernde und qualitativ hochwertige Ausbildung braucht“, sagt er. Gewonnen hat er diese Erkenntnis unter anderem während eines Fluges, den der ausgebildete CH-53-Pilot unlängst über der Region unternahm. Begeistert ist Haupenthal aber auch von den Kameraden vor Ort. Sie seien hochmotiviert, sehr gut ausgebildet und könnten es kaum erwarten, endlich anzupacken. Wann genau die ersten CH-53 in Holzdorf einschweben, lässt sich noch nicht sagen. Fest steht aber, dass ab Herbst dieses Jahres am Standort wieder aktiver Flugbetrieb herrscht. Genau hier macht der verheiratete Vater von drei Kindern auch seine persönliche Aufgabenliste fest. „Die schnellstmögliche Aufnahme des Flugbetriebs, einschließlich der Zusammenführung der gegenwärtig noch drei Standorte der Lufttransportgruppe (Rheine, Bückeburg, Holzdorf) in Holzdorf haben bis zum Ende des Jahres oberste Priorität“, so der neue Kommandeur. Zudem hat er sich auf die Fahne geschrieben, verschiedenste Denkweisen und Strömungen, die in unterschiedlichen Waffengattungen zwangsläufig vorherrschen, schnellstmöglich zu überwinden. Die Truppe soll zusammenwachsen, mit einer Sprache agieren.

Mehr Freiräume und Chancen

Erleichtert wird ihm der Einstieg in das neue Amt zudem durch die Tatsache, dass ein Großteil der Kameraden, die ihn seit 15 Jahren im Dienst begleiten, ebenfalls nach Holzdorf wechselt. Prinzipiell aber biete ihm die Struktur der Luftwaffe im täglichen Dienst wesentlich mehr Freiräume und Chancen, als dies zuvor noch im Heeresfliegerregiment, das er bis zur Versetzung nach Holzdorf führte, möglich war, sagt er. „Hier agiert man wesentlich spezialisierter“, so Haupenthal. „Holzdorf gibt uns die Chance, lieb gewonnene, aber unzweckmäßige Verfahren abzuschütteln und trotzdem einen sicheren Flugbetrieb mit einem anderen Waffensystem aufzubauen.“

Oberstleutnant Jürgen Haupenthal proklamiert nicht nur öffentlich die Neuausrichtung der Bundeswehr, er lebt sie vor. Er ist damit wohl nicht allein der richtige Mann an der Spitze des Fliegerhorstes Holzdorf, sondern auch ein Garant für dessen Fortbestand.