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Fliegerhorst Holzdorf Fliegerhorst Holzdorf: Auf neuem CH 53 GA wird intensiv trainiert

Von Sven Gückel 09.10.2014, 17:38
Ein Holzdorfer Hubschrauber vom CH 53 GA befindet sich auf einem routinemäßigen Trainingsflug.
Ein Holzdorfer Hubschrauber vom CH 53 GA befindet sich auf einem routinemäßigen Trainingsflug. Sven Gückel Lizenz

Holzdorf - Den ersten Teil seines Weges zum CH-53-Piloten hat Major Mario Lehmann absolviert. Der Herzberger, der als junger Leutnant den fliegerischen Umgang mit Helikoptern an der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg lernte, gehört zu den Auserwählten, die auf das neue Model CH 53 GA (German Advanced) umgeschult werden. Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr werden die seit über vierzig Jahren in Dienst stehenden Hubschrauber des Typs Bell UH-1D ausgemustert, so auch am Standort Holzdorf.

Seit Tagen steht die Bundeswehr im Fokus öffentlicher Kritik. Anlass hierzu bietet der auch von der Verteidigungsministerin bestätigte Mangel an Einsatzbereitschaft, verursacht unter anderem durch defektes Material und Fluggerät. Am Bundeswehrstandort Holzdorf kämpft man mit diesen Problemen und seinen Auswirkungen schon seit langem. Dennoch hat man es hier bisher geschafft, den regulären Flugdienst der Lufttransportgruppe HSG 64 am Laufen zu halten, hieß es. Dazu gehört auch, Maschinen regelmäßig für die Ausbildung der Piloten bereitzustellen. (sgü)

Im Gegenzug dazu erhält die hier ansässige Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 in den kommenden Jahren fortlaufend 20 Sikorsky CH-53. Auf ihnen werden Piloten wie Lehmann umgeschult. Das Fliegen auf dem Hubschrauber CH 53 GA trainieren Offiziere der Bundeswehr seit einem Jahr. Ihr Ziel ist die Musterausbildung auf diesem Modell. Ein in der Luftwaffe bislang einzigartiges Pilotprojekt, für das der Fliegerhorst Holzdorf die Basis bildet. Der Großteil der Maschinen wird zuvor durch die Industrie (Airbus Helicopters) technisch aufgewertet, zum Model CH-53 GA.

Viel schwerer

Für Lehmann und seine Mitstreiter kein leichtes Spiel. Denn während das Abfluggewicht der UH-1D noch 4,3 Tonnen betrug, weist die CH-53 bereits 19 Tonnen auf. Darüber hinaus liegen zwischen der Cockpitausstattung beider Maschinen Welten. Das Cockpit der CH-53 GA kommt dem des hochmodernen NH90 sehr nahe, die Triebwerke sind leistungsstärker als im Vorgängermodell. Digitaler Fortschritt geht hier mit analoger Alttechnik eine zukunftsorientierte Fusion ein.

Starts und Landungen, den Helikopter in der Schwebe halten oder das Absetzen der Maschine in unwägbarem Gelände liegen als Übungsszenario bereits hinter den Lehrgangsteilnehmern. Für alle denkbaren Einsätze fit sind die Piloten damit aber noch nicht. „Teil zwei der Ausbildung sieht jetzt unter anderem das Training unter ausschließlichen Instrumentenflugbedingungen vor, also bei schlechter Sicht oder in den Wolken. Dass die GA ein Cockpit wie ein moderner Airliner hat, ist dabei zwar hilfreich, nimmt dem Piloten aber nicht die Arbeit ab“, verdeutlicht Lehmann. Zeitgemäße Technik allein, so der Offizier, sei kein Garant für sicheres Fliegen, eigenständiges Agieren der Maschine nur begrenzt möglich. „In Gefahrensituationen kommt es einzig auf das Geschick und Können des Piloten an. Er allein muss diesen Moment meistern“, ergänzt der gebürtige Herzberger.

Zivile Flugplätze ebenfalls Ziel

Um umfassend ausgebildet zu sein, trainieren die Lehrgangsteilnehmer nicht nur am Standort Holzdorf, sondern weichen auch auf zivile Flughäfen wie Leipzig, Berlin oder Dresden aus. Ein ungewohntes Terrain, keine vertraute Stimme aus dem Tower sowie der zivile Flugverkehr in direkter Nachbarschaft der Maschinen fordern von allen Aspiraten erhöhte Aufmerksamkeit. Darüber hinaus birgt das Anfliegen großer Flugplätze den Vorteil, verschiedene moderne Anflugverfahren, etwa mit GPS- Unterstützung, zu trainieren, was laut Lehmann an Militärplätzen derzeit nicht möglich ist.

Das Fliegen mit tonnenschwerer Außenlast oder einem bis an die Grenze beladenen Innenraum, Geländeflüge und das Kooperieren mit anderen Maschinen im Schwarm, wie es vor allem bei Auslandseinsätzen praktiziert wird, oder das Fliegen mit Restlichtverstärker-System bei Nacht folgen demnächst. Erst wenn alle Aspekte erfolgreich absolviert wurden, dürfen sich die Piloten als vollwertig ausgebildet betrachten, erhalten den Status „Combat Ready“. Mit ihm sind sie berechtigt, die Maschine im Auslandseinsatz zu fliegen. Auslandseinsätze der Bundeswehr führen nicht nur in Kriegsgebiete, sondern beinhalten auch Hilfe und Beistand bei der Bewältigung von Naturkatastrophen. So unterstützten deutsche CH-53 bereits Helfer bei Erdbeben in Pakistan, Waldbränden in Griechenland oder bei einer Vielzahl von Hochwassereinsätzen. (mz)