Feuerwehr Kremitz Feuerwehr Kremitz: Neues Tor für das Gerätehaus

Kremitz - Nicht, dass die Kremitzer Männer frauenfeindlich wären. Das keinesfalls. Aber so ein kleinwenig Skepsis schwang da schon mit, wenn sie vom Ansinnen ihrer Frauen sprachen, vollwertig in der Feuerwehr mitzumischen. Zumindest fünf Frauen war es aber sehr ernst damit. Nach den gemeinsamen Fluterfahrungen waren sie der Meinung, weibliche Verstärkung könne der Truppe um Mike Kuhrmann nicht schaden. Doch die Männer waren einig: „Erst einmal sehen, ob die Frauen die harte Ausbildung überstehen und dabei bleiben.“
Diesen Gedankengang gaben die Herren freimütig zu, als die Fünf auf der Jahreshauptversammlung aus den Händen von Mike Kuhrmann und mit der Gratulation des Jessener Stadtwehrleiters, Hans-Peter Schaefer, ihre Urkunden und die Leistungsspangen in Bronze, also all die Zeichen entgegennehmen konnten, die sie zu Feuerwehrfrauen machten. Sie haben es tatsächlich geschafft und es ihren Männern bewiesen. Möglich, dass auch dieser Hintergrund ein kleinwenig Ansporn war, bei der gar nicht so leichten Ausbildung durchzuhalten. „Wir mussten viel lernen. Auch Sachen, von denen wir bis dahin keine Ahnung hatten, wie beispielsweise Schlauchkupplungen aufgebaut sind.“ Simone Schewe gab zu, es sei manchmal schon schweißtreibend gewesen. „Ein Feuerwehrauto hatte vordem ja jede von uns mal gesehen, aber wie das ganze Drum und Dran heißt und funktioniert, wussten wir eher nicht.“ Am 22. März 2014 war es dann soweit: Alle fünf Frauen bestanden die theoretische Prüfung. Auch der Leistungsnachweis ist erbracht und damit ein Hauptziel der Feuerwehr Kremitz für 2014 erreicht, wofür sogar eine eigene Frauengruppe auf die Beine gestellt wurde. Somit war es nunmehr am Wehr- leiter, den neuen Kameradinnen Dank für ihr Engagement 2014 auszusprechen. Insgesamt ist dieses in der Kremitzer Wehr hoch. Bei Ausbildungs- wie auch Übungseinsätzen.
Allerdings war 2014 seit sieben Jahren das erste, in dem die Kremitzer Floriansjünger zu keinem Einsatz gerufen wurden. Das vorige Jahr verschonte sie mit Großbränden und Unwettern. Angesichts der Überflutungen 2013 seien sie aber stets einsatzbereit gewesen, betonte der Wehrleiter in seinem Bericht. Dennoch, der Wille sei nicht immer das Entscheidende, richtete er auch Kritik an die Stadt. So hätten die Kameraden bei der alljährlichen praktischen Ausbildung zum Thema Löscheinsatz und Sofortmaßnahmen am Unfallort ihren TSA-Hänger per Hand hin und zurück schieben müssen, weil kein Zugfahrzeug zur Verfügung steht. Dies sei auf vielen Dorffesten sicher eine Gaudi, in Kremitz leider bittere Realität.
Doch Hans-Peter Schaefer konnte den Kremitzern keine Hoffnung auf kurzfristige Veränderung der Situation machen. Das Land habe nach den Protesten vor dem Landtag eine Million Euro locker gemacht. Allerdings existierten allein im Stadtgebiet Jessen drei Gerätehäuser, bei denen dringend eine Überholung anstehe, was pro Haus minimal eine halbe Million verschlingen würde. Und selbst in Jessen wäre noch ein Schlauchwagen von 1959 in Betrieb. „Wir müssen eben des Öfteren vor den Landtag zur Demo erscheinen“, schlussfolgerte der Stadtwehrleiter.
Ganz ohne „Gastgeschenk“ war Hans-Peter Schaefer aber nicht nach Kremitz gekommen. Immerhin brachte er die Schlüssel für das neue, aus Fluthilfemitteln bezahlte Tor des Gerätehauses mit und Mike Kuhrmann bemerkte trocken: „Jetzt haben wir im Herbst keine Blätter mehr drin und im Winter keinen Schnee“. An die Frauen der Truppe gerichtet, stellte er fest: Frauen auszubilden sei viel schwerer als Männer. Die würden das, was man ihnen sagt, sofort machen. Frauen dagegen hinterfragten immer alles. Doch da bekam der Wehrleiter sofort Feuer von seinen Damen: „Wir wollen eben verstehen, was wir tun sollen.“ (mz)