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Familie unter Schock Familie unter Schock: Vermisster Senior aus Zahna nach langer Suche tot gefunden

Von Thomas Tominski 29.01.2019, 05:00
Ohne Ergebnis. Die Kameraden der eingesetzten Feuerwehren haben auch den Wald hinter dem Erlebnisbad in Zahna abgesucht.
Ohne Ergebnis. Die Kameraden der eingesetzten Feuerwehren haben auch den Wald hinter dem Erlebnisbad in Zahna abgesucht. Thomas Tominski

Zahna - „Wir sind total geschockt“, sagt Dorothee Bäck, die versucht, die schreckliche Gewissheit, dass ihr Opa nicht mehr am Leben ist, auszublenden. Nach einer schlaflosen Nacht inklusive 24 Stunden Sucheinsatz ist die 33-Jährige kräftemäßig und mental am Ende.

Vermisster in Zahna leblos in einem Bach gefunden

Ihr Opa, der nach dem Spaziergang mit seinem Mischlingshund „Findus“ am Sonntagmorgen nicht mehr nach Hause gekommen ist, sei ein ruhiger Typ gewesen, der sich in Zahna sehr wohl gefühlt hat. „Haus, Garten, Hund sind seine Welt gewesen.“ Die Mitarbeiterin beim Kreissportbund erzählt, dass „die drei Männer aus der Familie“ den Opa etwa 15 Minuten Fußweg vom Haus in der Rahnsdorfer Straße entfernt leblos in einem Bach gefunden haben. „Das liegt nicht auf seiner angestammten Route“, sagt sie und fügt an, dass diese Tatsache innerhalb der Familie viele Fragezeichen aufwirft. Ihre Oma, die Frau des Verstorbenen, habe nach der Todesnachricht seelsorgerische Hilfe in Anspruch genommen. Die 33-Jährige drückt wie erwähnt den seelischen Ballast weg. Als Mitglied der Feuerwehr Mühlanger habe sie gelernt, mit Grenzerfahrungen umzugehen. „Ich rede mir ein, es handelt sich um einen Fremden“, sagt sie. Danach erstickt die Stimme.

Vermisster in Zahna: Möglichkeiten ausgeschöpft

Bis zum Fund des 77-Jährigen durch die Angehörigen, läuft die Suche am Montagmorgen auf Hochtouren. Kameraden mehrerer Feuerwehren und Polizei sind in und um Zahna pausenlos im Einsatz, um die vermisste Person zu finden. „Wir haben in jeden Vorgarten geschaut, alle im Wald leerstehenden Gebäude abgesucht, mit Einwohnern geredet, die Innenstadt inspiziert und sind per Postenkette über die Felder bis Rahnsdorf und Woltersdorf gegangen“, erläutert Stadtwehrleiter Heiko Plewa (Zahna-Elster) die umfangreichen Maßnahmen und kommt auf die Stunden nach der Alarmierung am Sonntagmorgen zu sprechen.

Insgesamt 70 Kameraden der Wehren Külso, Dietrichsdorf, Bülzig, Rahnsdorf, Gallin, Zörnigall, Mühlanger und Zahna sind ab 10 Uhr auf der Suche nach der vermissten Person gewesen. Zudem ist es zum Einsatz von zwei Hubschraubern und Spürhunden gekommen. Die vierbeinigen Fährtensucher haben Polizei, Feuerwehr Vockerode und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gestellt.

Vermisster in Zahna: „Das wühlt auf und rattert durch den Kopf“

Nach Anbruch der Dunkelheit (gegen 18.30 Uhr) hat der Großteil der Kameraden auf Abruf bereit gestanden. Um die Grundsicherung - zum Beispiel Einsatz bei Verkehrsunfällen - im Stadtgebiet zu erhalten, entschließt sich Plewa, die Feuerwehren Gadegast, Zemnick, Leetza und Elster nicht ausrücken zu lassen. Der Stadtwehrleiter verrät, dass es schwierig sei, solch einen Großeinsatz mental zu verarbeiten. „Das wühlt auf und rattert durch den Kopf. So richtig zum Schlafen bin ich nicht gekommen“, so der Einsatzleiter, der anhand von Gebietskarten die Einsätze ab Rahnsdorfer Straße strategisch plant. Nach der Rückkehr mehrerer Kameraden aus dem Waldgebiet hinter dem Erlebnisband Zahna verbreitet sich kurz von Mittag langsam die Nachricht: Die vermisste Person ist tot aufgefunden worden! Dies bestätigt auch Pressesprecherin Doreen Wendland von der Polizeidirektion Dessau-Roßlau. „Es wird jetzt ein Ermittlungsverfahren zur Klärung der Todesursache einge1eitet“, sagt sie.

Helfer waren gefühlte 50 Kilometer unterwegs

Zur Bewältigung der schrecklichen Nachricht lässt Dorothee Bäck die Geschehnisse bis zum Telefonanruf von Oma Barbara Revue passieren. Ihr Opa sei ein Frühaufsteher, geht mit dem Hund vor 6 Uhr aus dem Haus und kümmert sich nach der Rückkehr um das Frühstück. Als dessen Frau den Vierbeiner „Findus“ ohne Herrchen vor der Eingangstür zum Grundstück sitzen sieht, steht fest: Es ist etwas passiert! Trotz des Einsatzes der erwähnten Rettungskräfte verläuft die Suche ergebnislos.

Doch Bäck gibt nicht auf. Mit der Familie und ein paar Kameraden aus Mühlanger läuft sie durch die Nacht und meint, dass es gefühlte 50 Kilometer gewesen sind. „Ich war erschöpft. Doch zur Ruhe bin ich nicht gekommen.“ Die Ungewissheit, wo ihr Opa geblieben ist, habe sehr an der Nerven gezerrt. Des Weiteren der Gedanke, der Realität irgendwann ins Auge blicken zu müssen. „Opa ist geistig fit gewesen. Deshalb haben wir nie in Betracht gezogen, dass er sich vielleicht verirrt hat.“ Der zweite Telefonanruf hat sie bis ins Mark getroffen. Als die drei Familienmitglieder ihr die Nachricht vom Fund des 77-Jährigen übermittelt haben, sind die Tränen geflossen. Bei ihr, bei Oma, bei allen Angehörigen. (mz)