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Existenzängste in Mühlanger Existenzängste in Mühlanger: Die Angler geben noch nicht auf

Von Aline Gorldt 05.04.2020, 12:45
Der Angelverein in Mühlanger hat nach den reichlichen Niederschlägen den Zulauf vom Zahnabach zum Angelteich wieder geöffnet. Auf dem orangefarbenen Schild ist zu lesen: „Die Angler geben auf! Der Biber hat gewonnen.“ Jetzt stehen die letzten Worte unter Wasser. Die Frage ist, ob das so bleibt.
Der Angelverein in Mühlanger hat nach den reichlichen Niederschlägen den Zulauf vom Zahnabach zum Angelteich wieder geöffnet. Auf dem orangefarbenen Schild ist zu lesen: „Die Angler geben auf! Der Biber hat gewonnen.“ Jetzt stehen die letzten Worte unter Wasser. Die Frage ist, ob das so bleibt. Aline Gorldt

Mühlanger - Der Angelteich in Mühlanger ist wieder voll mit Wasser. Der örtliche Angelverein hat sich dazu entschlossen, den Zulauf vom Zahnabach zu öffnen.

In dem Gewässer hat der Verein viele Jahre lang von April bis Oktober Fische aufgezogen. Fische wollen die Angler jedoch dieses Jahr nicht einsetzen.

Denn: Es soll ein Probelauf sein. In den vergangenen zwei Jahren mussten die Vereinsmitglieder zwei mal notabfischen, weil das Wasser letztendlich fehlte.

Situation im Herbst

Rückblick: Im September vergangenen Jahres berichtete die MZ über die Situation in Mühlanger. Extreme Trockenheit, und der schlechte Zustand des Zahnabaches waren einige der Gründe, dass der Teich trocken lag, erklärte Reiner Heinrich vom Angelverein damals.

Das Wasser wurde aber, meinte Heinrich, vor allem von einem zurückgehalten: dem Biber. Entlang des Zahnabaches in Richtung Zahna sind mehrere Biberdämme von den Nagern gebaut worden.

Diese, da sind sich die Angler auch heute noch sicher, sind daran Schuld, dass auch das letzte bisschen Wasser nicht mehr den Weg in den Teich finden konnte. „Die Angler geben auf, der Biber hat gewonnen!“ haben sie auf ein Schild im Teich geschrieben, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.

Auf Nachfrage der MZ ist auch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises auf die Situation aufmerksam geworden.

Schnell wird klar, dass es sich um mehrere Probleme und Konflikte zwischen Arten- und Umweltschutz sowie unterschiedliche Zuständigkeiten zwischen der UNB und dem LHW (Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft) handelt. Die Beteiligten einigten sich auf eine neue Einschätzung im Frühjahr.

Jetzt führt der Zahnabach, der den Teich mit Wasser speist, genug Wasser, weswegen die Angler sich für den „Probelauf“ entschieden haben.

Dass das auf Dauer so bleibt, bezweifelt Joachim Schade, der Vorsitzende des Angelvereins. „Wir haben schlicht und einfach die Hoffnung verloren, dass es deutlich besser wird, so lange es keine Regelung mit dem Biber gibt.“ 

Das Vertrauen in die Untere Naturschutzbehörde scheint verloren. Jetzt heißt es abwarten und hoffen. Das kostet Mühe und Zeit, die die Angler zur Vorbeugung weiterer Notabfischungen in Kauf nehmen.

„Die Angler wollen einfach sicher gehen, dass der Biber nicht wieder alles zubaut“, erklärt der Ortsbürgermeister von Mühlanger Hans-Joachim Harm, der die Vereinsmitglieder sehr gut verstehen kann.

„Die Biber sollen aus den bewohnten Gebieten raus“, fordert er im Herbst genauso wie heute. Ein Anstauen des Wassers im Greyebach und Zahnabach durch Biberdämme könnte nämlich im Ernstfall auch zu Überschwemmungen im Ort führen, sagt Harm.

Mittlerweile, erzählt der Ortsbürgermeister, wurde der Zahnabach durch den LHW beräumt „aber der Biber ist immer noch da“. Für den Angelverein geht es hier um dessen Zukunft, verdeutlicht Schade.

Die entscheidende Frage für die Beteiligten ist, ob der jetzige Zustand, nach dem der Zahnabach und der Teich voll mit Wasser sind, dauerhaft erhalten wird. Denn dann könnten die Angler aufatmen.

Eine wichtige Voraussetzung sei Vertrauen. Das könne die UNB, die der Ortsbürgermeister hier in die Pflicht ruft, nur herstellen, wenn sie zusichert, dafür zu sorgen. Sollte das Wasser zurückgehen, will Schade UNB und LHW erneut hinzuholen.

Appell an Angelverein

In den letzten Monaten habe es keinerlei Gespräche zwischen den Anglern und der Unteren Naturschutzbehörde gegeben, erklärt der Fachdienstleiter der UNB, Heiko Tschetschorke im Gespräch mit der MZ. „Wir sind davon ausgegangen, dass, so lange sich keiner meldet, es kein Problem gibt.“

Nun habe ein ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter festgestellt, dass der Biberdamm am Umspannwerk illegal geöffnet und seitdem auch nicht wieder neu aufgebaut wurde.

„Wir gehen jetzt davon aus, dass der Biber dort nicht mehr aktiv ist.“ Tschetschorke appelliert an die Angler, sich mit der Behörde abzustimmen um Optionen zu besprechen. Zum Beispiel, wie verhindert werden kann, dass sich ein Biber dort erneut ans Werk macht.

Reiner Heinrich hat sich aus dem aktiven Ehrenamt zurückgezogen. „Das war unser ganzer Stolz und der Stolz ist nun gebrochen“, sagt er über die Fischaufzucht. Die Hoffnung liegt nun auf einem niederschlagsreichen Jahr und der Unterstützung der Behörden. (mz)

Der Zahnabach im August 2019.
Der Zahnabach im August 2019.
Aline Gorldt
Der Zahnabach im März 2020.
Der Zahnabach im März 2020.
Aline Gorldt
Wo sonst im August Fische geschwommen sind, war im vergangenen Jahr Gras.
Wo sonst im August Fische geschwommen sind, war im vergangenen Jahr Gras.
Aline Gorldt