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Erntefest in Zahna Erntefest in Zahna: Mekka alter Technik im Bauernmuseum

Von Klaus Adam 03.09.2012, 17:45

Zahna/MZ. - Das Wetter hätte nicht besser passen können. Die Sonne lacht und somit tun es auch die zahlreichen Besucher des 19. Ernte- und Stadtfestes in Zahna. Freilich kommen viele der Gäste wegen der alten Technik, die im Bauernmuseum liebevoll gepflegt wird. Und so ist die Strecke der großen Traktorenparade kurz vor der Mittagszeit am Sonnabend gut gefüllt. Dass insbesondere die Älteren - durchaus zuweilen mit glänzenden Augen - am Straßenrand stehen, ist verständlich und gar kein Makel. Sie haben zum Teil mit dieser Technik gearbeitet und freuen sich, dass sie noch heute rollt.

22 Fahrzeuge paradieren

Dass dies so ist, dafür sorgen Artur Möbius, der übrigens jetzt vor dem Hoftor auf einem Lanz-Bulldog sitzt und mit exzellenter Fachkenntnis die Parade moderiert, und Klaus Walter mit ihrem Team im Bauernmuseum. Zehn Fahrzeuge haben die Vereinsmitglieder dieses Mal wieder zum Laufen gebracht. Dem geräuschreichen Umzug haben sich aber auch zwölf Gäste angeschlossen, die eigene Technik zeigen. Natürlich ebenfalls historische und nicht weniger aufwändig hergerichtet.

Peter Schulze, Leetzaer Genossenschaftsvorsitzender und Chef vom Trägerverein des Zahnaer Bauernmuseums, führt die Runde an, am Steuer eines RS 09, an dessen Hubausleger eine "Umzugsvariante" der diesjährigen Erntekrone geknüpft ist. Die große ist in der Woche zuvor von den Vereinsfrauen gebunden worden und hängt unter dem Zeltdach im Hof.

"Vom Dreschflegel bis zum Mähdrescher" lautet dieses Mal das Motto des Erntefestes. Und daher gehört das Schaudreschen an einer alten Stiftendreschmaschine aus der Zeit um 1920, wie Artur Möbius der MZ erläutert, mehrmals am Nachmittag zu den Höhepunkten. Bei denen sich jeweils erneut zahlreiche Schaulustige versammeln. "Dieser Stiftendrescher war mal für einen Göpel gebaut worden", erzählt Möbius, "vor den 20er Jahren hatte noch kaum ein Dorf Strom." Ein im Kreis laufendes Pferd war also - über eine Welle - der Antrieb der Dreschmaschine. Später übernahm dies der Riementrieb. Und so steht einer der unverwüstlichen Lanz-Bulldog in der Flucht der Antriebsscheibe des Dreschers. Auch über dessen Schwungrad läuft der breite Lederriemen. Mit gekonntem Griff dreht Möbius mehrmals am Lenkrad, das - Kenner wissen es - zu diesem Zweck auf die Schwungscheibe gesteckt ist. Mit einem Fauchen und dann sattem Blubbern meldet sich der Lanz ins Leben zurück. Über den Gasgriff des Treckers reguliert der Fachmann die Geschwindigkeit der Dreschmaschine.

Alte Technik, modernes Getreide

Heugabel für Heugabel verschwinden nun die Halme mit den Ähren, um als Stroh vorn und als Körner unten herauszufallen. "Heute haben wir Hybridgetreide gedroschen", erläutert Artur Möbius anschließend, "auch Triticale genannt." Das "moderne" Getreide mache sich aber auf der alten Maschine nicht so gut, berichtet der Fachmann. "Die Körner sitzen fester in den Ähren." Also fordert hier in der Reminiszenz die Moderne ihren Tribut.

Vier Wochen zuvor haben die Vereinsmitglieder das Getreide geschnitten, zu Mandeln gebunden und zum Trocknen aufgestellt. Soll heißen, die Vorführungen dieses Nachmittages haben schon einer Unmenge an Vorbereitung bedurft. Im Weitesten zählt dazu auch die Arbeit von Klaus Walter über das gesamte vergangene Jahr. In dieser Zeit hat er nämlich einen T 172-Kran fast allein vollständig restauriert. Klar, dass das Arbeitsgerät im Umzug dabei ist und anschließend auf der Wiese neben dem Vierseithof des Museums in trauter Gemeinschaft mit den anderen Fahrzeugen zu bestaunen ist.

Elsteraner AWOs mit dabei

Gleich daneben stehen einige AWO-Motorräder auf ihren Ständern. "Zum dritten Mal sind wir von den Elsteraner Oldtimern hier beim Erntefest präsent", informiert Walter Ludewig. Und einer seiner Mitstreiter ergänzt: "Die Motorräder gehören hierher. Denn sie waren meist die Dienstfahrzeuge für die Brigadiere und Verantwortlichen in der Genossenschaft." Tatsächlich zeigen sich die Kult-Motorräder in ihrem Originalzustand und sind nicht etwa "aufgemotzt".

Während im Festzelt das Blasorchester aus Bossdorf die Gäste während der Kaffeezeit musikalisch "umgarnt", können diejenigen, die es nicht auf den Stühlen hält, auf dem Hof und in den Scheunen vieles entdecken. Seien es regionale Produkte aus dem Fläminger Ziegenhof oder von Karma Retzke, Korbwaren und vieles mehr. Alles lässt sich gar nicht aufzählen. In der Scheune stehen die heimischen Kaninchenzüchter den Interessierten Rede und Antwort. Wer seine Schritte etwas weiter lenkt, der hört rasante Kurvenfahrten mit dem gut bekannten Belarus-Traktor auf dem Parcours.