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Erinnerung an Otto von Hagen Erinnerung an Otto von Hagen: Denkmal in der Annaburger Heide wird wieder geweiht

Von Evelyn Jochade 25.10.2015, 19:48
Ein Denkmal für Otto von Hagen und die Aufforstungsarbeiten.
Ein Denkmal für Otto von Hagen und die Aufforstungsarbeiten. Jochade Lizenz

Dautzschen/Annaburg - Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ein einziges Denkmal an gleich zwei Personen bzw. Ereignisse erinnern soll. Aber genauso ist es mit dem bisher fast unscheinbar in der Annaburger Heide auf einem Sockel aus Raseneisenstein stehenden, stilisierten, Baumstumpf. Ursprünglich war es am 10. Oktober 1881 errichtet worden, um den zuvor verstorbenen Oberlandforstmeister Otto von Hagen zu ehren, der seit 1863 dieses höchste Amt der preußischen Forstwirtschaft bekleidete. Der Platz war gut gewählt, denn genau hier hatte er sechs Jahre zuvor sein letztes Stück Rotwild in seiner geliebten Heide erlegt. Damals trafen sich etwa 60 Personen. Verwandte, wie sein Neffe René von Hagen, Freunde und Verehrer. Auch der Regierungspräsident von Merseburg war gekommen. In würdigem Rahmen enthüllte man den Gedenkstein.

Großbrand nach dem Krieg

In der Folgezeit geriet das Denkmal aus dem Blick. Erst viele Jahre später drängte der Stein wieder ins Gedächtnis der Menschen. Als am 14. Mai 1947 ein verheerender Waldbrand genau in diesem Revier wütete und 600 Hektar Wald verschlang. Insgesamt waren sogar 700 Hektar Schaden zu beklagen. Doch viele fleißige Hände trugen ab 1949 innerhalb von zwei Jahren in einem großen Wiederaufforstungsmarathon die verbrannte Erde ab und pflanzten Bäumchen für Bäumchen ein, sodass schon am 1. Mai 1951 das nunmehr umgestaltete Denkmal mit neuer Inschrift enthüllt werden konnte. Es erinnerte fortan an die Frauen und Männer, die hier dem Ödland trotzten und das Gesicht ihrer Heimat wieder herstellten. Eigentlich ganz im Sinne Otto von Hagens.

So war es an diesem Freitag im Oktober 2015 nicht verwunderlich, dass sowohl dem großen Forstmann des 19. Jahrhunderts gedacht als auch die Aufforstungsleistung 1949/51 gewürdigt wurde. Natürlich in Anwesenheit von hochrangigen Vertretern aus Forst, Politik, Kirche, Jägerschaft, Bundeswehr u.a. Nicht zu vergessen die Kameraden der umliegenden Feuerwehren, deren Einsatzfahrzeuge wie zu einer Parade Aufstellung genommen hatten.

Und während die Urenkelin Otto von Hagens, Irene Freifrau von Gall, Grüße ihrer Familie an die über 250 Gäste überbrachte, hatten Bruno Hübner, Wilfried Wenzel und Johanna Große die Ehre, gemeinsam mit Forstdirektor Wolfgang Brezing das restaurierte Denkmal zu enthüllen. Stellvertretend für die vielen Helfer, die bei der Aufforstungsaktion mit angepackt hatten.

Eine Rede wollte Johanna Große nicht halten. Aber die 82-Jährige aus Großtreben erzählte später im Festzelt doch etwas zu den Umständen, wie sie zu dieser Arbeit kam: „Das war kurz nach dem Krieg. Wir waren jung und ich wollte so gern ins Kino gehen. Aber wir hatten noch nicht mal die 85 Pfennig Eintritt übrig. Da habe ich zu meinem Vater gesagt, er solle mir eine Hacke geben, ich wolle mit in den Wald gehen, zum Aufforsten. Tatsächlich haben wir dort gutes Geld verdient, aber es war eine schwere Arbeit. Zuerst mussten wir ja das verbrannte Gras ausstechen. Erst dann konnte neu bepflanzt werden.“

Zwei Jahre Vorbereitung

Die Vorbereitung der Wiedereinweihung, die in den Händen des Bundesforstbetriebes Mittelelbe und des Förderkreises Kirche Dautzschen e.V. lag, dauerte zwei Jahre. Sie beinhaltete nicht nur die Sanierung des Denkmales, sondern es wurde ebenfalls ein neuer, angemessener Standort, zwei Kilometer vom alten Platz, gefunden. Auf einer Schautafel wird die Geschichte der alten Revierförsterei beschrieben, zwei Tafeln weisen auf die doppelte Bedeutung des Denkmales hin, welches direkt an der Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt steht. Hier, auf dem Gelände der ehemaligen Revierförsterei Brucke erfolgte nun auch am Freitagnachmittag die Denkmalweihe durch einen katholischen und einen evangelischen Pfarrer. (mz)