Elbfähre in Elster Elbfähre in Elster: Entstand der Seilriss durch einen Materialfehler?

elster - Im Moment geht gar nichts mehr. Wer die Elbe überqueren will, muss die Brücken in Wittenberg oder Torgau nutzen. Die Fähren in Prettin, Pretzsch und Elster fahren nicht. Eigentlich wollte zumindest die in Elster wieder den Betrieb aufnehmen. Aber bei diesem Versuch riss am Donnerstag gegen 9.30 Uhr nach zwei Fahrten plötzlich das Hauptseil. Die Fähre trieb bis zum Elsteraner Schiffsanleger, wo sie derzeit nahezu unbeschädigt liegt.
Pächter Uwe Zeidler nimmt die Lage pragmatisch. „Ich habe mir nun mal die Jacke als Fährmann angezogen. Und der Januar ist immer schwach und hat öfters mal Stillstandszeiten.“ Und herumjammern löse die Probleme ohnehin nicht. Doch wie geht es nun weiter? „Ich sage gleich, dass alles Theorie ist. Ob es auch so wie geplant klappen wird, kann ich nicht versprechen. Das hängt wie immer von vielen Faktoren ab.“
Theoretischer Plan
Und wie lautet der Plan? Das neue Seil soll am Montag in Augsburg eintreffen, anschließend geht es per Spedition auf die Reise nach Elster. Der Dienstag ist als Reparaturtag veranschlagt, ab Mittwoch soll der Betrieb aufgenommen werden. Aber wie gesagt, ob es wirklich so klappt, muss man abwarten. Zeidler: „Da muss das Wetter mitspielen, das neue Seil pünktlich ankommen und und und. Ich wünsche es natürlich mir und den Fährnutzern, dass es weitergeht.“ Am Dienstag sei man schlauer.
Indes ist der Pächter froh, dass in dem Moment, als das Seil gerissen ist, niemand zu Schaden kam und das Ganze doch relativ glimpflich abgegangen ist. „Es war ja quasi noch Probebetrieb, als es passierte. Da hätte Schlimmeres passieren können. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was bei normalem Betrieb gewesen wäre, wenn die Fähre voll ist mit Fahrzeugen und Personen.“
Kopfzerbrechen bereitet dem ansonsten so ruhig wirkenden Uwe Zeidler allerdings die Frage nach der Ursache. Die Polizei war am Donnerstag vor Ort, es hat erste Untersuchungen gegeben. Aber viel mehr als Mutmaßungen sind derzeit nicht möglich. Fest steht wohl, dass das Seil nicht durch einen Gegenstand beschädigt wurde, der auf der Elbe angetrieben wurde. Laut Zeidler sei die Rede davon, dass womöglich etwas auf dem Grund des Flusses angetrieben wurde, beispielsweise ein größerer Baumstamm, der zum Riss des Seiles führte. „Aber sicher ist das bisher nicht.“
Nicht immer gleiche Qualität
Bliebe noch die Variante eines Materialfehlers. Uwe Zeidler schließt sie nicht aus. „Ich überlege, ob ich das Seil ins Labor schicke. Dort kann man dann feststellen, ob es am Material lag oder eben nicht.“ Sei Letzteres der Fall, wäre er durchaus etwas beruhigter.
Wundern würde sich Zeidler indes nicht, wenn das Seil wirklich ohne äußere Einwirkungen gerissen ist. „Materialfehler sind leider keine Seltenheit mehr. Ich kenne es selbst, dass ein Seil bis zu einem Jahr halten kann, das nächste, wohlgemerkt vom gleichen Anbieter, nur einen Monat.“ Dies passiere häufiger als gedacht. Solche Vorfälle hält der Fährmann mehr als bedenklich. „Wir transportieren nicht nur Güter und Fahrzeuge, sondern auch Menschen. Da darf es nicht passieren, dass bei der Herstellung unserer Seile geschludert wird. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn ernsthaft was passiert und schlimmstenfalls Menschen zu Schaden kommen?“
Zeidler selbst nimmt daher jedes halbe Jahr seine Seil persönlich in Augenschein. „Das müsste ich noch nicht einmal machen, das passiert freiwillig. Nur hilft es ja nicht immer.“ (mz)