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Elbeprojekt bei Klöden Elbeprojekt bei Klöden: Starker Partner im Boot

Von Ute Otto 29.12.2017, 14:11
Die Elbe in Höhe Klödens mit den Altgewässern: links die Alte Elbe Bösewig, weiter hinten der Bleddiner Riß, rechts der Klödener Riß
Die Elbe in Höhe Klödens mit den Altgewässern: links die Alte Elbe Bösewig, weiter hinten der Bleddiner Riß, rechts der Klödener Riß Archiv/Merkel

Klöden/Wittenberg - Die Heinz Sielmann Stiftung will sich im kommenden Jahr in Wittenberg mit einem Büro ansiedeln, um von dort aus Projekte in der Region zu betreuen. Darüber informierte Heiko Schumacher, Leiter des Stiftungsbereichs Biodiversität, in einem Gespräch mit der MZ.

Die Sielmann-Stiftung ist Partner des Landes im Pilotprojekt gegen die Elbvertiefung im Raum Klöden. Neben dem Umbau der Buhnen, das ist der Part des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (Bundesbehörde) - sollen wie schon mehrfach berichtet die Alte Elbe Bösewig, der Bleddiner Riß und der Klödener Riß angebunden werden.

Doch das ist noch Zukunftsmusik, „wir sprechen von einem Jahreszeitraum im zweistelligen Bereich“, so Schumacher. Zweistellig sei allerdings auch die Millionensumme, die die Sielmann-Stiftung damit in die Region bringe.

Bund gibt Fördermittel

Für das Pilotprojekt können Bundesfördermittel aus dem Programm „Chance Natur“ in Anspruch genommen werden, erklärt der Leiter des Biosphärenreservates „Mittelelbe“ Guido Puhlmann, der den Naturschutz (Aufgabe der Länder) in dem Gesamtvorhaben vertritt.

„Vielfalt ist unsere Natur“ lautet der Slogan der Heinz Sielmann Stiftung, die 1994 von dem bekannten Tierfilmer und Naturschützer und seiner Frau Inge Sielmann gegründet wurde. Als Vorsitzender fungiert seit 2017 Fritz Brickwedde. Inge Sielmann, 87 Jahre alt, ist Ehrenvorsitzende. Hauptsitz ist in Duderstadt, auch ist die Stiftung im brandenburgischen Wustermark ansässig.

An erster Stelle der Stiftungsziele steht die Erhaltung und Schaffung von Lebensräumen für Tier- und Pflanzenarten. Dem dient auch das Klödener Pilotprojekt, denn wenn die Elbvertiefung nicht gestoppt werde, würden unzählige Arten im Einzugsbereich verschwinden.

Die Sielmann-Stiftung verfügt laut Heiko Schumacher über eine Bilanzsumme von 40 Millionen Euro. International werden Vorhaben gefördert. Mit weiteren großen Naturschutzverbänden engagiert sich die Sielmann-Stiftung für den Erhalt der Flora und Fauna am 1 400 Kilometer langen ehemaligen Grenzstreifen zwischen Ost- und Westdeutschland, dem so genannten „Grünen Band“ Deutschland.

Weil das Land aber nicht antragsberechtigt sei, wurde ein Partner gesucht, „der kompetent ist und über ausreichend Eigenmittel verfügt“, um zehn Prozent der Projektkosten übernehmen zu können. „Es gibt nicht so viele Institutionen in Deutschland, auf die das zutrifft“, sagt Puhlmann.

Einen ersten Förderbescheid über 75.000 Euro hat die Stiftung bereits im Oktober überreicht bekommen. Mit Vorarbeiten für die Gutachten wurde begonnen. Dafür werden aus den Altgewässern und deren Sielen Schlamm und Bodenproben genommen.

„Es wird untersucht, ob Schlamm und andere Sedimente, die beim Ausbaggern anfallen, an Ort und Stelle wieder verwendet werden dürfen, etwa dass Schlamm auf Acker aufgebracht werden kann“, erklärt Projektleiter Lutz Tappenbeck. Er bereite derzeit die Vergabe des Gutachtens vor. Dessen Ergebnisse werden wiederum in die Vorhabenplanung einfließen.

Mit den Einwohnern

Beim Landrat und in den Stadtverwaltungen haben sich Schumacher und Tappenbeck bereits vorgestellt, auch beim Bauernverband. Es komme jedoch auch auf die Zusammenarbeit mit den Landeigentümern und Landnutzern vor Ort an. „Ich richte mich auf eine Tippel-Tappel-Tour über die Dörfer und durch die Agrarbetriebe ein“, sagt der Projektleiter. Auch deshalb werde das Büro in Wittenberg gebraucht.

Es soll zugleich ein „Schaufenster“ für die Aktivitäten der Stiftung und den Fortgang der Projekte in der Region sein, weshalb man an einem kleinen Ladenlokal in der Innenstadt interessiert sei. Leerstand gibt es dort genug, allerdings seien die Mietpreise noch immer im Höhenflug des Jubiläumsjahres.

Wenn die Stiftung in der Region Fuß gefasst habe, wolle man sich auch in die Veranstaltungsreihen des Biosphärenreservates einbringen. „Wir haben uns gefreut, dass uns das Biosphärenreservat angesprochen hat“, sagt Schumacher. „Bei so einer spannenden Sache können wir nicht Nein sagen.“ (mz)