Einwohnerversammlung in Linda Einwohnerversammlung in Linda: Leere Kassen, leere Taschen

Linda - Die Mitglieder des Ortsteilbeirats Linda haben in den vergangenen Jahren etliches auf den Weg gebracht. Allerdings haben sie es dabei wohl versäumt, die Einwohner regelmäßig über ihre Arbeit zu informieren. Vor allem dafür mussten sie im Verlaufe einer Einwohnerversammlung deutliche Kritik einstecken.
Das Interesse am Geschehen im Ort ist allerdings riesig. Bis auf den letzten Platz war in Linda der Gasthof „Zur Linde“ gefüllt. „Der Ortsteilbeirat hat sich seit seiner Berufung stetig um das Wohl und die Belange der Einwohner von Linda gekümmert“, erläuterte Ortschaftsratsmitglied Klaus Geyer zu Beginn der Versammlung.
Zugleich zitierte er aus etlichen Sitzungsprotokollen, um deutlich zu machen, womit sich die aktuell vier Männer und Frauen (Katrin Krüger, Steffen Fischer, Klaus Geyer, Marcell Geyer) im Ehrenamt beschäftigen. Selbstkritisch merkte Geyer aber an, dass die Kommunikation nach außen besser werden muss.
Bessere Straßen gewünscht
Ein positives Resümee, das aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass man in Linda mit weit mehr unzufrieden ist, als der Kommunikation des Ortsteilbeirats. Vor allem der Zustand vieler Straßen und Gehwege, allen voran die Straßen in Richtung Mügeln und Steinsdorf sowie die Bahnhofsstraße und die Zellendorfer Straße. Katastrophal seien die, machten einige der Anwesenden ihrem Unmut Luft. Mehr als Schimpfen wird hier aber wohl nicht möglich sein.
Denn, so Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD), „von den kreislicher Straßen soll lediglich jene in Richtung Steinsdorf saniert werden: 2021“, betonte er. Jahn hatte zur Versammlung seinen Stellvertreter und Ordnungsamtschef Daniel Lehmann und seine Büroleiterin Anja Richter-Nowak mitgebracht.
„Für Straßen, die in kommunaler Obhut sind, fehlt uns schlichtweg das Geld“, fügte der Bürgermeister an und zog dabei demonstrativ das Innere seiner Hosentaschen nach außen. Gleichwohl, fügte er an, habe man in Linda viel investiert und erreicht.
Ausdrücklich nannte er das neue Feuerwehrgerätehaus und die im Bau befindliche Kindertagesstätte. Für diese seien seit Beginn der Planungsphasen die Kosten allerdings deutlich gestiegen. Gründe sind laut Jahn die immer weiter anziehenden Baupreise.
Da der neue Haushaltsplanentwurf der Stadt Jessen derzeit ein Minus von 1,5 Millionen Euro aufweist, dürften großzügige Investitionen wohl auch 2019 die Ausnahme bleiben. Es sei denn, unterstrich Jahn, man erhalte Fördergeld und könne sich den Eigenanteil leisten.
Wie schwierig sich diese Praxis erweist, erläuterte er an Beispielen. Unter anderem an der Turnhalle in Schweinitz oder der Grundschule Seyda, für die man dieser Tage 374 000 Euro Fördergeld erhalten hat. Jedoch nur, um den Brandschutz auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen.
Das Stichwort Schule nahm derweil Achim Fuchs zum Anlass, um sich über den Zustand der einstigen Grund- und Sekundarschule Linda zu beschweren. „Was hier mit Schule und Turnhalle passiert, ist eine Schande“, schimpfte er.
Abriss soll erfolgen
Das Schulgebäude, entgegnete Jahn, werde nur noch minimal genutzt, verursache im Jahr aber 8 000 Euro Heizkosten. „Aus diesem Grund haben wir entschieden, die Schule abreißen zu lassen“, sagte er. Das dafür notwendige Geld erhalte man für das Aufstellen von sechs Windrädern in der Gemarkung Linda. Die durch den Abriss entstandene Freifläche dürfe anschließend 15 Jahre nicht bebaut werden.
Wegen ihrer direkten Nähe zum Spielplatz, der von vielen Besuchern der Veranstaltung gelobt und als ein Aushängeschild des Ortes bezeichnet wurde, wolle man die Fläche parkähnlich gestalten. Für die Turnhalle indes gebe es Interessenten. Sollten die Gespräche erfolgreich verlaufen, wird sie verkauft, fügte Jahn an.
Die Forderung von Klaus Richter, man solle Bürgern im Ort mehr Mitspracherecht bei anstehenden Entscheidungen einräumen, entkräftete Ortsteilbeiratsvorsitzende Katrin Krüger. „Wir selbst dürfen keine direkten Entscheidungen treffen, müssen mit den Gegebenheiten leben. Der Beirat agiert lediglich als beratendes Organ für den Stadtrat“, betonte sie.
Streitpunkt war unter anderem der Standort der neuen Kindertagesstätte. Den hätten Einwohner wie Richter gern an anderer Stelle gesehen. Auch der Neubau der Feuerwehr macht nicht jeden im Dorf glücklich. Doch Sparzwänge ließen keinen anderen Standort zu, wolle man die Wünsche von Sportverein, Feuerwehr und Heimatverein berücksichtigen. Einziger Ausweg: Alle an einem Platz bündeln.
Künftig, so versprach Katrin Krüger, werde der Ortsteilbeirat einmal jährlich öffentlich tagen. Zuvor hatten die Anwesenden mehrheitlich dafür votiert, dass der bestehende Ortsteilbeirat seine Arbeit fortsetzen soll. (mz)