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Dorffest  Dorffest : Runden im Minicabrio

Von Hans-Dieter Kunze 30.07.2013, 20:04
Club-Mitglied Jens Marzahl aus Blönsdorf wird ehrfurchtsvoll „Schraubergott“ genannt. Hier interessiert er sich gerade für eine echte Rarität, das Krause-Duo, einst als Versehrten-Fahrzeug konzipiert.
Club-Mitglied Jens Marzahl aus Blönsdorf wird ehrfurchtsvoll „Schraubergott“ genannt. Hier interessiert er sich gerade für eine echte Rarität, das Krause-Duo, einst als Versehrten-Fahrzeug konzipiert. Kunze Lizenz

Mark Friedersdorf/MZ - Ein illustrer „Vogelschwarm“ war auf dem Sportplatz von Mark Friedersdorf bei Seyda eingeflogen und hatte zahlreiche Besucher im Schlepp. Organisiert hatte das Spektakel um die nostalgischen Objekte der Simson-Club MaJü-BlöSe - eine lockere Vereinigung von Zwei- und Vierradenthusiasten, denen es vor allem die so genannte Vogelserie aus dem einstigen Volkseigenen Betrieb Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ (zuvor VEB Simson Suhl) angetan hat.

Spatz, Star, Habicht, Sperber und Schwalbe hießen die zu DDR-Zeiten äußerst beliebten Kleinkrafträder, die zu mehreren Hunderttausend Stück produziert wurden. Die Wende überlebten allerdings nur einige wenige, umso begehrter sind sie deshalb bei den heutigen Zweirad-Nostalgikern, darunter auffallend viele junge Leute.

„Es macht Spaß, solch ein Treffen zu organisieren und für die Einwohner und Gäste gleichzeitig ein Dorffest auszurichten“, sagte Heiko Friedrich aus Jüterbog. Er ist Chef von MaJü-BlöSe. Die Vereinigung – kein Verein – hat 16 Mitglieder, die in der Region (Mark Friedersdorf, Jüterbog, Blönsdorf und Seehausen sind in dem Namen wiederzufinden) zu Hause sind, und 14 Fahrzeuge.

Neben der Technikschau gab es zum Dorffest eine Hüpfburg und Schminken für die Kinder. Dafür sorgte der „Wir“-Verein aus Jessen, Silvia Schuchert war die Betreuerin. Für Groß und Klein wurde leckerer selbst gebackener Kuchen aufgefahren, reichlich Getränke und über dem gesamten Geschehen strahlte Klärchen mit voller Kraft. Zwei ständig laufende Regner wurden deshalb gern zur Abkühlung genutzt.

Für Dieter Schmidt aus Mark Friedersdorf begann das Dorf- und Simsonfest mit einem Schmeckerchen. Nach kurzer Verhandlung war er sich mit seinem Gegenüber einig und stolzer Besitzer eines Pedal-Mopeds vom Typ SR 2, Baujahr 1963 - quasi der Vorgänger und Urvater der Vogelserie.

Ingo Grosser aus Mark Friedersdorf präsentierte stolz einen „Onkel“ der blechernen Zweiradschar, ein Motorrad vom Typ RT 125, Baujahr 1965 und Vorgänger der nachfolgenden MZ-Serie. Als etwas größeres Schmuckstück stellte er obendrein seinen DDR-Trecker „Famulus“ aus.

Ein Berliner war mit einem Krause-Duo angereist, ein dreirädriges Gefährt, wegen seiner baulichen Ableitung auch „Anderthalbe Schwalbe“ genannt. Sie war als Versehrten-Fahrzeug konzipiert und man bekam ein Duo nur nach ärztlicher Prüfung und einem Bezugsschein der staatlichen Krankenkasse der DDR. Das Teil hatte ein Planenverdeck, aber bei den Fahrten durch Mark Friedersdorf wurde es eingerollt. „Köstlich, wie sich die Leute am Straßenrand amüsiert und mir in meinem Minicabrio zugewinkt haben“, schwärmte der Besitzer.

Bevor Hans-Jürgen Ludewig aus Seyda zu den ersten Simson-Treffen fahren konnte, musst er eine Unmenge Zeit, handwerkliches Geschick und Spürsinn investieren, bis er sein originelles Zweirad, einer Enduro-Maschine ähnlich, fertig gestellt hatte. „Da stecken Teile aus jedem Simson-Vogel drin“, beschrieb er kurz, knapp und stolz seinen Eigenbau.

Sicher waren dafür auch einige Tipps von Jens Marzahl aus Blönsdorf hilfreich. Er wird von den Simson-Freunden ehrfürchtig „unser Schraubergott“ genannt. Auch in Mark Friedersdorf war er stets mit Schraubendreher, Schlüssel, Zange und anderen Utensilien „bewaffnet“ zur ersten Hilfe bereit. „Als ehemaliger LPG-Schlosser kann man einfach alles“, meinte lachend Heiko Friedrich.

Auch ein Mini-Quad gehört zum Bestand vom Simson-Club MaJü-BlöSe. Das war an diesem Tag noch heißer begehrt als die Sonne brannte, durften doch damit Kinder knatternd ihre Runden über den Parcours drehen.

Das Treffen in Mark Friedersdorf ist nicht der einzige Termin im jährlichen Simson-Club-Terminkalender. Oft werden gleichgeartete Treffen von motorisierten Fans besucht. Das von den IFA-Freunden Jessen organisierte Treffen im Freizeitzentrum Mügeln vom 16. bis 18. August 2013 ist schon avisiert.