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Dorffest in Düßnitz Dorffest in Düßnitz: Sieben eiserne Rennkühe

Von Detlef Mayer 09.06.2019, 05:36
Für ein viel bejubeltes, ganz besonderes „Wasserballett“ sorgten diese jungen Herren mit ihrer ausgefallen choreografierten Gruppen-Kopfwäsche im Düßnitzer Festzelt. Offenbar auch eine Seite des dörflichen Vereinslebens.
Für ein viel bejubeltes, ganz besonderes „Wasserballett“ sorgten diese jungen Herren mit ihrer ausgefallen choreografierten Gruppen-Kopfwäsche im Düßnitzer Festzelt. Offenbar auch eine Seite des dörflichen Vereinslebens. D. Mayer

Düßnitz - Zum 24. Mal lockte Düßnitz mit seinem Dorffest-Alleinstellungsmerkmal, dem Rennen der „Eisernen Kühe“, jede Menge Publikum an. Selbst brütende Hitze konnte die Zuschauer nicht von der nahezu schattenlosen Piste vergraulen. Der Wettkampf der Einachser, der im nächsten Jahr ein Jubiläum erlebt, ist eben ein Hit.

Sieben Teams mit bis auf eine Ausnahme selbst aufgebauten „Geschossen“ stellten sich diesmal dem Vergleich. Der Parcours hatte es in sich: Start mit Anlauf, Slalomfahrten, rückwärts Einparken, Wasserglas transportierten, eine Bierflasche leeren, die so genannte Schumacher-Schikane und - vorm abschließenden Zerstechen eines Wasserballons an einem Torbalken - das von allen Startern mit Respekt beäugte Modderloch.

Die Umstehenden erhoffen sich davon stets spektakuläre hohe Wasserfontänen und bis über die Ohren eingedreckte Einachser-Besatzungen. Doch fast alle gingen die Durchfahrt vorsichtig an. Trotzdem forderte das Loch ein Opfer: Das Gefährt der letzten Starter, des Rennstalls Müller, „verreckte“ in der braunen Brühe und musste durchs Ziel geschoben werden. Das Tragische daran: „Das Team Müller war es, das ein Wasserloch, größer als sonst, bestellt hatte. Und ausgerechnet diese Mannschaft ist daran gescheitert“, konstatierte Rennleiter Holger Lehmann.

Aber auch andere Unvorhersehbarkeiten offenbarten sich als Salz in der Rennsuppe: So preschte der Rennstall Becker mit seinem „Blauen Blitz“ an der Lanze vorbei, mit der man den Wasserballon zum Platzen bringen musste. Der Sozius sprintete also zurück, „killte“ den Ballon und lief dann durchs Ziel. Ein Malheur, das weitere Teams ereilte.

Einmal war sogar der spitze Nagel aus der Lanze verschwunden. Doch Holger Lehmann improvisierte sofort Ersatz.

Team Becker siegt

Am Ende ergab sich diese Reihenfolge: Den Sieg holte sich der Rennstall Becker mit 2:44 Minuten, trotz der Lanzenpanne. Das Team Reiche landete auf Platz zwei (2:46 Minuten). Die drittplatzierte Mannschaft Henze hatte mit 2:55,17 Minuten die Nase knapp vor dem Duo Peters mit 2:55,59 Minuten. Es folgten die Rennställe Gerth (Vorjahres-Gewinner, 3:00 Minuten), Richter (3:05) und das Modderloch-Pechvogel-Gespann Müller (3:28). Die Siegerehrung mit Pokal von Sven Wolfslast (Liftmontage-Service) und obligatorischer Sektdusche erfolgte im Festzelt.

Dort ging auch die weitere Nachmittagsunterhaltung über die Bühne. Es handelte sich um ein Nummernprogramm von etwa 30 kleinen - die Jüngsten waren vier oder fünf Jahre - und großen Akteuren des Ortes unter dem Titel „Düßnitz verein(t)“. Über eine Stunde Kurzweil und Spaß mit Bezügen zum Vereinsleben in dem Jessener Stadtteil wurden geboten. Die Regie dafür lag in den Händen von Maren Lehmann und Katja Peters. Zum Proben sei diesmal wenig Zeit gewesen, bekannte die Letztgenannte. „Manches ist erst vorige Woche entstanden.“

Dafür konnte sich das Gezeigte, das anderenorts einen vollwertigen Heimatabend abgegeben hätte, wahrlich sehen lassen. Die ersten drei Nummern gehörten dem jüngsten Nachwuchs. Er war als Kinderfeuerwehr („Wir sind als Allererste da, wir machen laut Tatütata“) zu erleben, als quirlige Fische im Meer, die nach und nach von einem Hai gefressen wurden, bis dieser laut platze, sowie als stolze, mitreißend singende Dorfkinder.

Lacher ohne Ende

Bei McDrive (Sketch) versuchten Kunde und Verkäufer, über alle sich aus dem (un)gewollten Missverstehen der englischen Sprache ergebende Drolligkeiten hinweg zu kommunizieren. Als Krönung bezahlte der Gast seine 4,50-Euro-Rechnung mit einem 200er Schein und verlangte eine Quittung für das Geschäftsessen.

Beim Blind-Date-Sketch wurde aus Moderator Benno ein junger Kontaktsuchender, der seiner Dating-Partnerin Kim wegen ihrer Fan-Farben entgegenschleuderte: „Schalke 04, die Scheiße vom Revier“. Was sie wegen seiner fußballerischen Ausrichtung mit „Was ist grün und stinkt nach Fisch? Werder Bremen!“ konterte. Leicht versöhnlich hieß es schließlich: „Ist das dein erstes Date? Ja. Meins auch.“

Nachdem sich die Jugendfeuerwehr beim Demonstrieren ihres Ausbildungsstandes vollends in den Schläuchen verheddert hatte, erging an die heranwachsenden Zuschauer der Aufruf, doch bei der (lustigen) Truppe mitzumachen. Rein pantomimisch wurde dann im Kino ein Horror-Film angeschaut und in der engen Sitzreihe fleißig stille Post hin und her geschickt. Was zu etlichen Verwicklungen und am Ende zwei Liebende zusammen führte, die jeweils am gegenüberliegenden Ende der Sitzreihe ihren Platz hatten.

Sportlich ließen es die Rollator-Senioren zu „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ und „Rock around the clock“ angehen. Noch eine Schippe drauf legten die jungen Frauen des Dorfers mit ihrem Pound-Workout, einem Fitness-Trend aus den USA, bei dem so genannte Ripstix (schwere Trommelstöcke) zum Einsatz kommen. Alles in allem eine Kombination aus Bewegung und Trommeln.

Außerdem feierten die Ossis die Wessis von der Bühne, Holger Lehmann gab einen Jahresabriss mit Statement gegen das um sich greifende Anscheißertum und die jungen Männer unterzogen sich einer Gruppen-Kopfwäsche. Was mit Abstand die feuchteste Nummer des Tages war. (mz)

So sehen Sieger aus: Der Rennstall Becker lenkte seinen Einachser in 2:44 Minuten über den Parcours und holte sich den von Sven Wolfslast gestifteten Pokal.
So sehen Sieger aus: Der Rennstall Becker lenkte seinen Einachser in 2:44 Minuten über den Parcours und holte sich den von Sven Wolfslast gestifteten Pokal.
Mayer
Frauenpower auf der Bühne: Mit ihrem Pound-Workout, einem Fitnesstrend aus den USA, begeisterte die „holde Weiblichkeit“ das Publikum.
Frauenpower auf der Bühne: Mit ihrem Pound-Workout, einem Fitnesstrend aus den USA, begeisterte die „holde Weiblichkeit“ das Publikum.
D. Mayer
Auch die „Senioren“ wollten dem vereinten Bewegungsdrang nicht nachstehen und ließen sich zu einem ausgelassenen Rollator-Tanz hinreißen.
Auch die „Senioren“ wollten dem vereinten Bewegungsdrang nicht nachstehen und ließen sich zu einem ausgelassenen Rollator-Tanz hinreißen.
Mayer
Wie stolz sie darauf sind, Dorfkinder zu sein, bekundeten die jüngsten Düßnitzer mitreißend singend zu dem als Playback eingespielten Song.
Wie stolz sie darauf sind, Dorfkinder zu sein, bekundeten die jüngsten Düßnitzer mitreißend singend zu dem als Playback eingespielten Song.
D. Mayer