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Diskussion um Kleingeld Diskussion um Kleingeld: Jessener Geschäft nimmt keine 1- und 2-Cent-Münzen mehr an

Von Klaus Adam 20.09.2017, 09:46
Viele Freunde hat das kleinste Geld nicht mehr. In Jessen nimmt ein Geschäft keine Ein- und Zwei-Cent-Münzen mehr an.
Viele Freunde hat das kleinste Geld nicht mehr. In Jessen nimmt ein Geschäft keine Ein- und Zwei-Cent-Münzen mehr an. Klaus Adam

Jessen - „Wir nehmen keine 1- und 2-Cent-Münzen an“, steht auf einem kleinen Schild an der Kasse von Andrea Panicks Schmuck- und Uhren-Geschäft in Jessens Langer Straße. Ihre Mitarbeiterin Ellen Kliem hat eine plausible Erklärung dafür.

Dennoch nahm die MZ-Redaktion dies kleine Zettelchen zum Anlass, sich in einer Blitzumfrage umzuhören, wie Geschäftsleute den Umgang mit den kleinen Centmünzen bewerten.

Denn die Stimmen sind bundesweit nicht zu überhören, die eine, sagen wir mal, Reform des Geldverkehrs fordern. Die Forderungen reichen vom Abschaffen des Bargeldes insgesamt bis hin zum Verzicht zumindest auf die kleinen Kupfermünzen.

„Wir haben in unserem Geschäft nur Preise, die auf fünf oder null enden“, begründen Ellen Kliem und ihre Kollegin den Hintergrund der kleinen Mitteilung im Schmuck- und Uhrengeschäft. Sie brauchen daher die Einer und Zweier nicht. Dafür, fügen die beiden Frauen an, „müssen wir Gebühren zahlen, wenn wir diese kleinen Münzen zur Bank bringen“. Und den nächsten Kunden Wechselgeld „in klein“ herauszugeben, um diese Münzen kostenfrei wieder loszuwerden, verbietet die Seriosität.

Meinungen zu kleinen Cent-Münzen sind in Jessen gespalten

Andere Geschäfte sehen sich allerdings von den kleinen Kupfermünzen doch noch abhängig. „Wir haben noch Preise, wo wir sie brauchen“, bestätigt Sylvia Bernharend, Inhaberin der gleichnamigen Drogerie gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite.

Zwar sei sie „nicht erpicht darauf, wenn die Kunden ihre Sparbüchsen ausleeren“, aber „als Händler müssen wir bis zu 50 einzelne Geldstücke annehmen“, verweist sie auf Gesetzesgrundlagen. Wie sie reagiert, macht die Jessener Drogistin jedoch von der jeweiligen Situation abhängig. „Wenn der Laden voll ist und eine Schlange an der Kasse steht, kann ich nicht Berge an Kleinmünzen zählen“, begründet sie eine mögliche Reaktion.

Wieder auf der anderen Straßenseite, bei Bäcker Konrad meint Verkäuferin Yvonne Lange, mit dem Kleingeld keine Probleme zu haben. Wohl wissend, dass diese Auffassung nicht unbedingt alle ihrer Kolleginnen teilen. Aus ihrer Sicht müssten die beiden kleinsten Centmünzen nicht abgeschafft werden.

Wenn das so käme, wäre Marita Matschoß im Konsum am Markt nicht böse. Solange es sie gibt, brauche sie diese Münzgrößen jedoch weiterhin. In ihrem Angebot gebe es zahlreiche Artikel, die „unrund“ enden.

Mehrheit über 60-Jähriger ist für Abschaffung von Kleinmünzen

Dass sich auch Banken inzwischen mit Kleinmünzen schwer tun, berichtete die MZ bereits. Wittenbergs Sparkassenchef Thomas Arndt ließ den Redakteur vor einiger Zeit mal hinter die Kulissen schauen und demonstrierte den Aufwand, den die Bankangestellten mit dem horrenden Aufkommen an Münzen haben.

Und begründete so auch, warum die Geldinstitute für das Annehmen größerer Mengen an Münzen Gebühren erheben. Personeller, technischer und der von der Bundesbank geforderte Kontrollaufwand erforderten dies, so Arndt seinerzeit.

Kein Wunder, dass immer mehr Stimmen laut werden, die wenigstens die Ein- und Zweicent-Münzen lieber der Schrottpresse übereignen würden. Es gibt europaweit bereits Länder, die die Kleinmünzen abgeschafft haben. Finnland, Belgien, Irland, die Niederlande zählen dazu. Umfragen zufolge sind über 60 Prozent der 19- bis 29-Jährigen und 53 Prozent der 60+-Jährigen dafür, diese Münzen abzuschaffen. Übrigens in den neuen Bundesländern mehr, als in den alten.

(mz)