Wirtschaft Wirtschaft: Ärger um neue Gebühren bei den hiesigen Banken

Jessen/Wittenberg - Geldsparen lohnt sich nicht mehr. Nicht nur, weil es derzeit keine Zinsen dafür gibt - die Banker sagen lieber Null-Zinsen - nein, es kostet auch Geld. Dass viele Banken, darunter die regionalen Geldinstitute, inzwischen Gebühren dafür nehmen, wenn Leute ihr Münzgeld einzahlen, regt einige ihrer Kunden durchaus auf. Was ist etwa, wenn Kinder mit ihrem Sparschwein kommen, fragen sie.
Doch was sind die Gründe für die neuen Gebühren? Dies beantwortet Sparkassenvorstand Thomas Arndt gemeinsam mit Jörg Hanisch, bei der Sparkasse Abteilungsdirektor für die innere Verwaltung und damit die technische Ausstattung. Arndt und Hanisch ließen den MZ-Redakteur miterleben, dass der Umgang mit dem Hartgeld einen beträchtlichen Aufwand erfordert, der eben nicht für lau zu haben sei. Was Arndt jedoch gleich zu Beginn dezidiert klar stellt: „Von Kindern, die den Inhalt ihrer Sparschweine einzahlen wollen, nehmen wir keine Gebühren.“
Das Einzahlen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, sein Hartgeld bei der Sparkasse loszuwerden. Die einfachste demonstriert Jörg Hanisch. Im Foyer der Hauptstelle des Geldinstitutes Am Alten Bahnhof schiebt er seine Sparkassenkarte in den Eingabeschlitz, gibt die Pin-Nummer ein und kann sein Hartgeld in den entsprechenden Schacht legen oder schütten - je nach Menge.
Die Münzen werden vom Automaten sortiert und fallen „sortenrein“ in einen der neun Behälter. Die zweite Möglichkeit ist ein so genanntes Safebag (Sicherheitstasche). Das kann man einwerfen oder am Schalter abgeben, ohne, dass gleich gezählt zu werden braucht. Das Geld wird dem Konto gutgeschrieben. Oder man zahlt das Geld am Schalter ein. Was für die Bank den größten Aufwand bedeutet und daher mit zehn Prozent auch den höchsten Gebührensatz kostet.
Das Prüfen der Münzen
Während der Annahmeautomat im Foyer der Sparkasse die Münzen schon im Zuge des Sortierens prüft, müssen all jene Münzen, die in den Safebags abgegeben werden, per Hand in eine andere Maschine eingefüllt werden. Auch die sortiert dann die zumeist als Münz-Sammelsurien in den Plastikbeuteln befindlichen Münzen und prüft sie gleichzeitig auf Echtheit.
Da spielen unter anderem das Gewicht und die Größe eine Rolle. Was die Größe betrifft, da „nimmt“ ein rotierendes Element mit den jeweiligen Aussparungen nur die passenden Geldstücke mit und lässt sie in dafür vorgesehene Behälter fallen.
Besondere Bedingungen bei Lagerung und Versand
Das Rollen der „Taler“
Wieviel Handarbeit bei aller Automatisierung heute noch notwendig ist, zeigt sich dann im folgenden: Silke Jacobi, sie ist die Hauptkassiererin, zieht den Wagen mit den schmalen Kassetten - sofern sie einen gewissen Füllstand aufweisen - aus der Einzahlmaschine in den Raum mit dem Roll-Automaten. Dort wuchtet sie nacheinander jede einzelne Kassette hoch, um den Inhalt in mehreren „Stößen“ in das Aufnahmefach zu schütten.
Da kommen etliche Kilogramm zusammen. Es gibt ja nicht nur die leichten Ein- und Fünfcenter. Die Litanei geht bekanntlich über Zehner, Zwanziger, Fünfziger zu Ein- und Zwei-Euro-Münzen. Von Sonderprägungen, die für den Zahlungsverkehr zugelassen sind, ganz zu schweigen. Und die Kisten werden immer schwerer, davon durfte sich der Reporter selber überzeugen. „Die Kolleginnen wechseln sich dabei ab, damit nicht nur eine die schweren Kassetten zu wuchten hat“, erklärt Thomas Arndt.
Lagerung und Versand
Mehrmals im Monat rollen Lkw an, die die tonnenschwere Fracht zur Bundesbank nach Magdeburg bringen. Dort werden in der Regel zehn Prozent der gelieferten Münzen noch einmal unter die Lupe genommen. Dass die Fahrzeuge von einer Sicherheitsfirma kommen, versteht sich. Für die seit Jahresbeginn neue Art der Münzannahme sah sich die Sparkasse gezwungen, bauliche Vorbereitungen zu treffen.
„Sie sehen also“, meinte Arndt am Ende des Rundgangs, „der Aufwand, den wir jetzt dafür zu betreiben haben, ist enorm.“ Und das muss eben bezahlt werden. (mz)



