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Tourismus und Campingurlaub in Prettin Darum besucht Sepp Müller in zweierlei Funktion den Campingplatz im Touristenzentrum Prettin

Sepp Müller erfährt in Prettin, wie beliebt auch im Osten der Welterberegion gerade Camping als Urlaubsform ist. Warum sich Stefan Schmidt mit Gräfenhainichen beraten soll.

Von Thomas Keil Aktualisiert: 09.08.2024, 14:24
Stefan Schmidt, Sepp Müller, Dominik Belding und Bettina Zinser (v. l.) besichtigen den Campingplatz Prettin.
Stefan Schmidt, Sepp Müller, Dominik Belding und Bettina Zinser (v. l.) besichtigen den Campingplatz Prettin. (Foto: Thomas Keil)

Prettin/MZ. - Mit der Holzfigur gleich neben der Schranke haben schon viele posiert. Der Anblick ist für Bettina Zinsser also durchaus gewohnt. „Aber bisher war noch keiner größer als die Figur“, sagt die Verantwortliche des Campingplatzes Prettin. An diesem Mittwochvormittag stellt sich Bundestagsmitglied Sepp Müller (CDU) neben die Figur.

In zwei Funktionen

Der Abgeordnete im Wahlkreis Dessau-Wittenberg hat das Touristenzentrum Prettin besucht. „In zweierlei Funktion, einmal als Abgeordneter, aber auch als Vorstandsvorsitzender des Vereins Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg“. Den Campingplatz im Osten des Wahlkreises zeigen ihm Bettina Zinsser und Annaburgs Bürgermeister Stefan Schmidt (Freie Wählergemeinschaft).

Da wird das Kind im Manne wach – Sepp Müller (l.) matscht auch einmal im Freizeitzentrum Prettin.
Da wird das Kind im Manne wach – Sepp Müller (l.) matscht auch einmal im Freizeitzentrum Prettin.
Thomas Keil

„Eine Wasserrutsche und Solaranlagen für die Bungalows“, benennt die Angestellte der Stadt Annaburg die wichtigsten Wünsche. Gerade die Solaranlagen seien interessant für den ganzjährigen Betrieb der Bungalows. An der Stelle stutzt Sepp Müller. Ganzjährig? „Tatsächlich bekommen wir immer wieder Anfragen dafür“, sagt die Campingplatzverantwortliche. Dies provoziert die nächste Frage des Abgeordneten, diesmal als Chef des Tourismusverbandes: „Bestätigen sie unsere Erfahrung, dass die Plätze generell sehr gut ausgelastet sind?“ Ja, tut sie. „Der Campingplatz läuft gut“, ergänzt Bettina Zinsser. Ihr Dienstherr erläutert, dass der Platz mit im Haushalt der Stadt Annaburg eingeplant sei. „Er trägt sich selbst“, freut sich Stefan Schmidt. Der Hauptgrund sei vor allem die Ruhe abseits von Fernverkehrsstraßen oder Bahnstrecken. Für stete Einnahmen dürften vor allem die 45 Dauercamper sorgen. „Einige sind hier seit über 40 Jahren regelmäßig zu Besuch“, sagt Bettina Zinsser. Damit ist die Arbeitsthese des Besuches des Verbandschefs bejaht: Sepp Müller berichtet, dass auch die Campingplätze im westlichen Teil seines Wahlkreises gut ausgelastet sind. An diesem Tag wollte er schauen, ob der Trend überall gilt. Also auch hier irgendwo im Nirgendwo.

Eine spezielle Besonderheit des Platzes: die fehlende Parzellierung für die temporären Camper. „Unsere Gäste dürfen in diesem Bereich stehen, wo sie wollen“, erläutert die Campingplatzverantwortliche. Damit seien aber Aussagen zur Kapazität schwierig. „Diese wird vor allem durch die Sanitäranlage begrenzt“, sagt Dominik Belding. Vor allem beim Gaggalacka-Festival komme der Platz an seine Grenzen, ordnet der Platzwart ein. Dies findet hier alle zwei Jahre statt. Dabei hinterließen die Tekkno-Fans gerne Kunstwerke wie die eingangs erwähnte Statue. Was diese darstellt? „Einige meinen, dies sei ein Mensch, andere tippen auf einen Hund.“

Spontane Wünsche

Vor dem Sanitärgebäude trifft Sepp Müller auf Hartmut Thomas. Dieser stammt aus Prettin und wohnt mittlerweile in Aschersleben. Er ist einer der Dauercamper. „Was wünschen sie sich?“, fragt das Mitglied des Bundestages. Geldkoffer habe er zwar nicht dabei, könne die Ideen aber mitnehmen. „Die Belüftung des Sanitärgebäudes könnte besser sein. Außerdem wäre eine Waschmaschine und auch ein etwas niedriger angebrachtes Waschbecken für Kinder toll“, zählt der Gast spontan auf.

Derzeit ist das Baden im Kiessee aufgrund von Blaualgen verboten.
Derzeit ist das Baden im Kiessee aufgrund von Blaualgen verboten.
(Foto: Thomas Keil)

Finanziell sind das eher überschaubare Beträge. Da werde es mit Förderungen des Landes schwierig, meint das Mitglied des Bundestages. „Stellt eine richtige Investmaßnahme zusammen, gerne sechsstellig“, empfiehlt Sepp Müller. Dann würde es auch leichter, Fördermittel dafür zu bekommen. Außerdem sei zu prüfen, ob der einstige Kiestagebau noch immer dem Bergrecht unterliege. „Wenn nicht, dann erleichtert das ebenfalls Investitionen.“

Vor dem Sanitärgebäude steht auch eine Infotafel mit den Preisen für den Campingplatz. „Okay, zuletzt habt ihr 2021 angepasst“, wundert sich der Verbandschef. Diese seien auskömmlich, meint Stefan Schmidt. „Aber wahrscheinlich müssen wir trotzdem ran“, blickt er voraus. Schließlich sei der Preis nur von der Art der Mobilunterkunft abhängig. So koste ein großer Wohnanhänger genauso viel wie ein kleiner. „Sie brauchen sich nicht zu verstecken. Camping geht gerade durch die Decke“, empfiehlt Sepp Müller.

Sorgenkind Badewasser

Der Weg führt einmal über den Platz bis zu den Privatparzellen und wieder zurück mit einem Abstecher an den Strand, genauer die Matschstrecke. Sepp Müller nutzt die Gunst der Stunde und lässt auch das Wasser aus dem Hahn fließen. „Da wird das Kind im Manne wach“, freut er sich. Während das kühle Nass aus dem Hahn Trinkwasserqualität hat, macht das Wasser im See Sorgen. Am Spülsaum flattert rot-weißes Absperrband. „Achtung Blaualgen“, steht auf Warnschildern. Ob es wohl ein natürliches Mittel zur Bekämpfung gebe, vielleicht spezielle Fische? „Nein, da ist mir nichts bekannt“, sagt der Platzwart.

Auch der Bundestagsabgeordnete stellt sich für einen Schnappschuss neben die Gaggalacka-Figur.
Auch der Bundestagsabgeordnete stellt sich für einen Schnappschuss neben die Gaggalacka-Figur.
(Foto: Thomas Keil)

Weiterhin ist der Wasserstand immer noch sehr niedrig, wenn auch höher als in den Vorjahren. Für die Tretboote reicht es trotzdem noch nicht wieder. „Diese hatten wir zuletzt 2017 im Verleih“, erinnert sich Bettina Zinsser. Grundsätzlich ist der See vom Grundwasser gespeist. „Wenn die Elbe mal steigt, merken wir das am Wasserstand“, sagt Bettina Zinsser. Ein ähnliches Problem hat der Gremminer See bei Ferropolis. „Dort fehlt immer noch einiges zur projektierten Endhöhe“, berichtet Sepp Müller. Darum könne der See noch nicht aus dem Bergrecht entlassen werden. „Rufen sie doch mal in Gräfenhainichen an. Dort hat man eine ganz ähnliche Idee, wie man das Gewässer vollbekommt“, gibt er einen Tipp.

Zu guter Letzt lässt er den Blick über den Prettiner See schweifen. „Schön habt ihr es hier“, konstatiert er abschließend. Ganz losreißen kann er sich trotz Terminende noch nicht. „Ich werde noch ihre Gastronomie in Anspruch nehmen.“ Beim Mittagsmahl kann Sepp Müller nun darüber nachsinnen, was die Holzfigur am Eingang sein soll – ob Hund, Mensch oder gar Chimäre. Für einen Schnappschuss spielt das aber keine Rolle.