Corona-Pandemie und Zirkus: Corona-Pandemie und Zirkus: Zum Stillstand gezwungen

Holzdorf - Eigentlich wollten sie jetzt in Herzberg sein, dort ihr Zirkuszelt aufschlagen und die Zuschauer mit ihren Darbietungen begeistern, wie sie es auch zuletzt in Elster, Schweinitz und Holzdorf getan haben. Doch jetzt, mit dem Teillockdown, ist eine Zirkusvorstellung nicht mehr möglich, der Zirkus Bernardo erst einmal auf dem Holzdorfer Festplatz gestrandet. Samt ihren sieben Pferden, vier Ziegen und dem Hund.

„Es ist ja die gesamte Kulturbranche betroffen. Kinos, Theater, die Gastronomie und eben auch wir Zirkusfamilien“, sagt Ramona Renz, die mit ihrem Ehemann den Zirkus Bernardo führt.

Es ist bereits die zweite ungeplante vorstellungsfreie Zeit in diesem Jahr. Normalerweise tourt der Zirkus jedes Jahr von Februar bis November durch Deutschland. Wegen des kalten Winters im Erzgebirge konnten sie die Saison dort erst im März beginnen, erzählt Amando Renz. „Nach acht Vorstellungen war dann schon wieder Schluss“, bedauert er.

Der Lockdown kam und ein Weiterspielen wurde untersagt. So verbrachte die fünfköpfige Familie mehrere Monate in Niemegk. Vor fünf Wochen ging es endlich wieder los „und jetzt stehen wir schon wieder still“, bedauert Ramona Renz. Gerade einmal elf Vorstellungen konnten sie spielen. Mit den Einnahmen daraus müssen sie zunächst Schulden zahlen, die sie während des ersten Lockdowns machen mussten. Jetzt steht ihnen eine zweite Durststrecke bevor.

Die Einnahmen sind gleich null, die Ausgaben laufen aber weiter. „Der Bürgermeister ist uns schon sehr entgegengekommen, so dass wir für Schweinitz und Holzdorf nur die Hälfte des Platzgeldes zahlen müssen“, freut sich Amando Renz. Jetzt hoffen sie auf ein weiteres Entgegenkommen bei der Strom- und Wasserrechnung und bei der Miete. Dass sie hier einen ganzen Monat stehen dürfen, „ist nicht selbstverständlich“, weiß Amando Renz.

Auch Megan findet das Stillstehen des Familienzirkus doof. „Das ist langweilig“, meint die Neunjährige, die gerade mit ihrem dreijährigen Bruder John spielt. Für sie und ihren 13-jährigen Bruder Diego ist jetzt erst einmal Homeschooling angesagt. Doch wegen des schlechten Internets ist auch das ein Problem, erklärt Ramona Renz, die hofft, dass die Kinder trotz der problematischen Coronalage schnellstmöglich an einer örtlichen Schule unterrichtet werden können.

Schnellstmöglich wieder auftreten und Geld verdienen, das wollen alle. Und wenn das nicht geht? Hier überwintern komme nicht in Frage, so Amando Renz. Vielleicht fahren sie dann nach Lübtheen, wo der feste Wohnsitz der Familie Renz ist. Doch jetzt kommt das noch nicht in Frage.

„Dass bisschen Geld was wir haben, brauchen wir für Essen, Rechnungen und Futter für die Tiere. Das können wir nicht zum Tanken ausgeben“, meint Ramona Renz. Schließlich ist es eine Strecke von gut 300 Kilometern, die der Lkw, die Renz’s haben nur einen mit dem sie die Anhänger von A nach B fahren können, 16-mal zurücklegen muss. Normalerweise legen sie ihre Tour so, dass sie am Ende nah an ihrem Zuhause sind.

Amando Renz ist trotz der düsteren Prognosen guter Hoffnung, dass sie im Dezember wieder auftreten können und sowohl die Vorstellungen in Herzberg nachholen als auch die geplanten Winter- und Weihnachtsvorstellungen geben können. Denn um den Verdienstausfall im Sommer zu kompensieren, wollten sie in diesem Jahr eigentlich ohne Winterpause durchspielen.

Die Idee, bis dahin einen Streichelzoo hier auf dem Festplatz in Holzdorf anzubieten, um wenigstens ein bisschen Geld einzunehmen, klappt wegen der Einschränkungen ebenfalls nicht. Die Familie ist also gezwungen, auf das Ende des Lockdowns zu hoffen. Und: Weil es ihr wegen des ersten Lockdowns nicht möglich war, Geld für den Winter anzusparen, würde sich die Familie über Futter- und Geldspenden, „Unterstützung jeglicher Art“ freuen, betont Familienvater und Zirkusdirektor Amando Renz noch einmal besonders.

››Die Familie freut sich über jeden Besuch und ist auch telefonisch erreichbar unter: 01520/8356844; Spendenkonto: DE 93 1001 0010 0148 4101 39 (mz)