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Christoph Pötzsch aus Plossig Christoph Pötzsch aus Plossig: Promi-Koch geht an die Tankstelle

Von Thomas Tominski 06.04.2018, 16:15
Christoph Pötzsch hat auf mehreren Kontinenten gekocht.
Christoph Pötzsch hat auf mehreren Kontinenten gekocht. Thomas Tominski

Jessen - Weltenbummler Christoph Pötzsch hat in seinem Leben für viele prominente Persönlichkeiten gekocht. Bundespräsident Christian Wulff, Botschafter, Franz Beckenbauer, Thomas Gottschalk, Kylie Minogue, die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft oder Die Toten Hosen stehen auf seiner langen Liste.

Er erzählt Storys am Fließband und klopft sich dabei vor Lachen auf die Schenkel. Nach seiner Ausbildung zum Fleischer in Wittenberg ist der heute 37-Jährige bei der Bundeswehr am Kochtopf gelandet. Pötzsch findet Gefallen an diesem kreativen Beruf und bewirbt sich für ein Praktikum im Hilton-Hotel Düsseldorf.

Er beginnt eine zweite Ausbildung und legt damit den Grundstein zur späteren Globetrotter-Karriere. „Mich hat das Fernweh gepackt“, sagt er rückblickend und zählt mit Amsterdam, Auckland in Neuseeland, Kuwait und Thailand seine weiteren Stationen auf.

Pötzsch, der in Plossig aufgewachsen ist, hat in Ferienressorts oder Fünf-Sterne-Hotels gearbeitet. „Für die Deutsche Botschaft in Kuwait habe ich auf Wunsch Beelitzer Spargel mit Schnitzel zubereitet. Am Morgen frisch gestochen, am nächsten Tag bereits serviert.“ Diesen Coup streicht er besonders heraus.

Der inzwischen international erfahrene Koch sucht die nächste Herausforderung. Er hat in der Branche einen Namen und geht nach China. Obwohl der 37-Jährige mehrere Sprachen spricht, bezeichnet er die Verständigung rückblickend als schwierig.

„Es ging teilweise mit Händen und Füßen.“ In Qingdao organisiert Pötzsch ein Oktoberfest mit Bier, Brezeln und Weißwurst. Nur die Beschaffung passender Musik gestaltet sich aufgrund gesperrter Internetportale schwierig. „Mir haben Kumpels aus dem Erzgebirge geholfen. Sie hatten eine CD von den Randfichten mit.“

Auf Curaçao (niederländische Karibikinsel) erlebt der Koch bei seiner Weltenreise die größte Überraschung. Im Frühjahr 2017 stehen plötzlich zehn Jessener vor seiner Tür. „Ich habe vor Freude alle gedrückt“, sagt er und holt dabei mit den Armen Schwung.

Nach dem Fernweh setzt das Heimweh ein. Pötzsch kehrt nach Plossig zurück und erfüllt sich als Pächter der neuen Tankstelle an der B 187 in Jessen den nächsten Traum. Als Kind sei er Stammgast in der „Tanke“ seines Vaters Wilfried gewesen und habe sich dort pudelwohl gefühlt. Wenn sich am heutigen Freitagnachmittag die Türen des Shops öffnen, beginnt für Pötzsch und sein zehnköpfiges Team der Ernst des Lebens.

Der 37-Jährige erzählt, dass er auf Produkte aus der Region und zunächst auf Deutsche Küche setzt. Rouladen, Schnitzel oder Frikassee stehen auf der Speisenkarte, die beliebte Bockwurst ist ebenfalls ausgewiesen. Der Koch erzählt, dass im Mai eine große Eröffnungsparty und später Themenwochen sowie Schaukochen auf dem Programm stehen. Dann will er zeigen, was rund um den Erdball alles auf den Tisch kommt.

Im 85 Quadratmeter großen Restaurantbereich finden etwa 50 Personen Platz. Pötzsch betont, dass sein Essen frisch zubereitet wird und die Preise für eine Tankstelle „sehr moderat“ sind. Eine vierköpfige Familie zum Beispiel kann es sich locker leisten, ein komplettes Menü zu bestellen.

„Es gibt ab 6 Uhr auch Frühstück“, sagt er. In welchen Ländern verdient ein Koch viel Geld? „In Kuwait und China.“ Diese Kapitel sind für ihn jedoch abgeschlossen. Er sei froh, wieder in der Heimat zu sein. Bei der Familie, im Freundeskreis. Darauf hat er lange verzichtet. (mz)