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Burg Klöden Burg Klöden: Kleines Burgfräulein führt Gäste durch 1000 Jahre alte Burg

Von Thomas Tominski 12.07.2018, 07:36
Vor der Streckbank im Folterkeller hat Burgfräulein Caroline Petzold keine Angst.
Vor der Streckbank im Folterkeller hat Burgfräulein Caroline Petzold keine Angst. Tominski

Klöden - Ein Gespenst hat Caroline Petzold noch nie gesehen. Wenn es in der Burg Klöden rumort, sagt die Siebenjährige, sind das nur die Katzen. Die kleine Blondine aus Nobitz (Landkreis Altenburger Land) besucht in den Schulferien ihre Großeltern und führt Touristen durch das Wahrzeichen des Ortes.

„Ich bin das Burgfräulein“, meint Caroline Petzold selbstbewusst. Opa Thomas, der sich als Vorsitzender des Fördervereins mit um die Erhaltung des historischen Objektes kümmert, hört seiner Enkelin interessiert zu. Mit der Premiere vor drei Jahren hat ihm Caroline eher einen Schrecken eingejagt. Radtouristen haben den Vereinschef, der mit seiner Frau Sylke die Burggaststätte betreibt, darauf aufmerksam gemacht, dass seine Enkeltochter Gäste redselig durch das Objekt führt.

Der Opa ist kein Spielverderber und fördert das Nachwuchstalent. „Ich stelle die Touristen immer vor die Wahl, ob sie erst essen oder gleich einen Rundgang machen wollen“, so das Burgfräulein, das täglich gebucht wird. „Manchmal bis elf Mal am Tag“, verrät sie.

Weihnachten gibt’s Geschenke

Die Grundschülerin ist in jeden Ferien bei ihren Großeltern. Nur zu Weihnachten läuft sie nicht durch die alten Gemäuer. „Da hole ich Geschenke ab“, gibt sie offen zu. Caroline Petzold kennt jeden Winkel des 1.000-jährigen Gebäudes. Ihr Lieblingsort ist der Schulraum. Hier hat ihr Opa das Abc gelernt.

Das Mädchen aus Thüringen läuft mit dem Zeigestock in der Hand durch das Zimmer und spielt Lehrerin. „Das finden manche Besucher cool“, sagt sie. Der Gang in den Folterkeller bereitet ihr keine Probleme. Sie springt in den Käfig, schlägt die Tür zu und lacht dabei.

Selbst beim Anblick von Streckbank oder Folterstuhl läuft der Siebenjährigen kein Schauer über den Rücken. Ein Burgfräulein ist mutig. Opa Thomas erzählt, dass er den Besuch des Kellers so lange wie möglich herausgezögert hat. Doch mit der ersten selbstständigen Führung sind alle Bemühungen dahin gewesen.

Sachliche Einschätzung

Mir ihrem Zeugnis ist Caroline Petzold zufrieden. Noten gibt es in der ersten Klasse zwar nicht, doch die Einschätzung der Lehrerin hat ihr (fast) gefallen. „Ich schwatze noch zu viel mit meiner Banknachbarin“, meint sie, fügt aber im gleichen Atemzug an, dass es ausschließlich wichtige Gespräche über die Schule sind.

Das Burgfräulein fährt gern nach Italien in den Badeurlaub und mag das Essen in der Burggaststätte. Kartoffelecken mit Quark sind ihr großer Favorit. Solche Sätze hört der Opa gern. Der Hof füllt sich. Touristen strömen in den Innenhof. „Bei meiner ersten Führung bin ich sehr aufgeregt gewesen“, erinnert sich die Siebenjährige, die inzwischen locker durch die Räume läuft.

Es sei doch interessant, wie die Menschen früher gelebt haben. Außerdem strahlt die Burg immer eine gewisse Mystik aus. Die Führungen sind kostenlos. Am Eingang steht eine hölzerne Spendentruhe, die alle Besucher daran erinnern soll, dass ein Wahrzeichen finanziell unterhalten werden muss. Das Mädchen aus Thüringen freut sich über jedes Lob und ist stets bemüht, sein Wissen zu erweitern.

„Ich liebe auch Pferde“, verrät sie und singt aus ihrer Lieblingssendung „Bibi und Tina“ den Titelsong. Das Diadem im Haar gehört nicht zur Grundausstattung eines Burgfräuleins. Dies hat sie beim Rundgang „gefunden“. „Ist das echt?“, fragt sie ihren Opa. „Schön wär’s“, meint er. (mz)