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Bundeswehr und Corona Bundeswehr und Corona: Kontaktermittler in Uniform

Von Sven Gückel 07.11.2020, 08:38
Stabsunteroffizier Oliver Weber gehört zum Team, das die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes Anett Steinbach anleitet.
Stabsunteroffizier Oliver Weber gehört zum Team, das die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes Anett Steinbach anleitet. Gückel

Holzdorf - Da die Zahlen der mit dem Coronavirus Infizierten steigen, ist die Hilfe der Bundeswehr in Landkreisen willkommen. In Wittenberg unterstützen derzeit vier Bundeswehrangehörige. Zwei aus dem Pionierbataillon in Havelberg helfen bei der Kontaktermittlung, zwei aus dem Sanitätsregiment in Weißenfels unterstützen das ärztliche Personal bei Abstrichen.

Auch Soldaten aus Holzdorf sind eingesetzt, so in Elbe-Elster, dort liegt der Inzidenzwert mit 166,9 je 100.000 Einwohner weit über dem im Landkreis Wittenberg.

Personell, räumt in Herzberg der Beigeordnete des Landrates und Dezernent Roland Neumann ein, sei man bald an der Kapazitätsgrenze. Jeden neuen Coronafall gilt es zu erfassen, die Schwere der Erkrankung zu ermitteln, gegebenenfalls eine Kontaktnachverfolgung zu veranlassen.

Der Krisenstab des Landes Brandenburg hat mit der Bundeswehr eine Vereinbarung unterzeichnet, laut der können Soldaten bei Bedarf von den Gesundheitsämtern angefordert werden.

Freiwillig gemeldet

„Derzeit haben wir 40 Soldaten im Einsatz“, erläutert Oberleutnant Stefan Kaatz vom Fliegerhorst Holzdorf. Als Zugführer eines sogenannten Manöverelements obliegt es ihm, diese 40 Männer und Frauen zu führen.

Ihren normalen Dienst verrichten die Soldaten ansonsten in Holzdorf in der Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64. Angesichts der Pandemie und der damit verbundenen Herausforderungen hätten sie sich freiwillig gemeldet, um neue Aufgaben zu übernehmen.

Zum Einsatz kommen die Soldaten gegenwärtig in den Gesundheitsämtern der Stadt Berlin (20), der Stadt Potsdam (10), in Senftenberg (5) sowie in Herzberg (5). „Für uns ist diese personelle Unterstützung eine große Hilfe, zumal die eigentliche Arbeit des Amtes bis auf verbleibende Pflichtaufgaben seit Mitte Oktober ruht“, betont die Leiterin des Gesundheitsamtes Elbe-Elster, Anne-Katrin Voigt.

In die Teams integriert

Die fünf Soldaten seien nach einer intensiven Einweisung in die sechs bestehenden Teams integriert worden, die in der Woche und an den Wochenenden die durch Corona auferlegten Arbeiten übernehmen.

Sobald ein positiver Fall gemeldet wird, erläutert Voigt, werde telefonisch in Erfahrung gebracht, mit wem er in engerem Kontakt stand. Daraufhin werden diese Personen angerufen, wobei es zu ergründen gilt, wie stark die Bindung war. „Sehr enger Kontakt“, sagt Voigt, „heißt, im direkten Angesicht mit dem Infizierten 15 Minuten ohne einen Mund-Nasen-Schutz. Oder aber 30 Minuten mit dem Schutz.“

Im Ermessen der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes liegt es dann festzulegen, ob der oder die Betreffende in eine zweiwöchige Quarantäne muss oder eine Belehrung über das weitere Verhalten reicht.

Aufgabe der Bundeswehrsoldaten ist es, die telefonische Kontaktnachverfolgung auszuführen. „Der Amtshilfeantrag ist vorläufig bis auf den 4. Dezember datiert. Wir gehen aber davon aus, dass er verlängert wird“, blickt Kaatz voraus.

Was die Arbeit des Gesundheitsamtes erschwert, ist das zum Teil uneinsichtige und sorglose Verhalten Einzelner. „Leider häufen sich die Fälle, dass in Quarantäne Versetzte sich nicht an die Auflagen halten und damit dem Virus weiter Raum zur Ausbreitung geben“, bedauert Neumann und zeigt sich von diesem Benehmen zugleich enttäuscht.

So, fügt er an, werde man die Lage absehbar nicht in den Griff bekommen. Zumal die Erkenntnisse aus der ersten Welle heute durchaus hilfreich sind und für Erfolg sorgen könnten. (mz)