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Bundeswehr in Holzdorf Bundeswehr in Holzdorf: Leben unterm Rotorblatt

Von Sven Gückel 01.04.2016, 15:36
Von der Entwicklungsgeschichte der Hubschrauber in Holzdorf hat Detlef Hahn in seinen über 20 Jahren Dienst am Standort etliche Kapitel mitgeschrieben.
Von der Entwicklungsgeschichte der Hubschrauber in Holzdorf hat Detlef Hahn in seinen über 20 Jahren Dienst am Standort etliche Kapitel mitgeschrieben. S. Gückel

Holzdorf - Vier Jahrzehnte in Uniform, zwei Armeen und vier verschiedene Hubschraubertypen bilden in ihrer Gesamtheit den Kern der beruflichen Lebensgeschichte von Hauptmann Detlef Hahn. Nach über zwanzig Jahren Dienst am Standort Holzdorf verlässt der Offizier nun die aktive Truppe.

Der Bau neuer Instandsetzungshallen, die Verlängerung der Start- und Landebahn, das Errichten eines modernen Towers oder die Indienststellung des Hubschraubergeschwaders 64 waren für den Fliegerhorst Holzdorf prägende Ereignisse. Es gibt an dem Bundeswehr-Standort nur noch wenige Soldaten, die diese Entwicklungsphasen komplett selbst miterlebt haben. Detlef Hahn ist einer von ihnen. So gesehen verlässt mit ihm auch ein Stück Zeitgeschichte den Dienstort Holzdorf.

Beruflicher Dauerpendler

Dass der heute 57-Jährige hier eines Tages arbeiten und damit zum beruflichen Dauerpendler wird, war keineswegs absehbar. Als junger Mann meldet er sich 1977 erstmalig in der Offiziershochschule in Kamenz zum Dienst und wird dort zum Fliegeringenieur ausgebildet. Techniker an den Flugzeug-Modellen MiG-21 und MiG-23 soll er werden, so die für ihn vorgesehene Verwendung. „Das änderte sich aber schnell, als ich das Transport-hubschraubergeschwader in Brandenburg als meinen Wunschstandort benannte“, blickt Hahn zurück. Drehflügler gehören fortan zu seinem täglichen Arbeitsumfeld. Eine Leidenschaft, die sich Detlef Hahn bis heute bewahrte.

Als einer der jüngsten Staffelingenieure der früheren NVA wurde dem damaligen Leutnant nicht nur gehörig Verantwortung übertragen, sondern auch Leistung abverlangt. Gescheut hat sich Hahn vor beidem nicht. Ein Wesenszug, der ihm auch nach der Wende, in der seinen Worten zufolge „prägendsten Zeit“ seines Lebens, weiterhalf. Hahn gehörte zu einer Gruppe von Offizieren, die in Eigenverantwortung den Aufbau einer Hubschrauberstaffel zur medizinischen Rettung betrieb. „In der DDR hatte es so etwas bis dato nicht gegeben. Also orientierten wir uns am Westmodell SAR (Search and Rescue - Suchen und Retten) und praktizierten Gleiches mit unserem Hubschrauber Mi-2“, erzählt er. Dabei galt es, neben anderem Kontakte zu Krankenhäusern herzustellen, das System auf mehrere, insgesamt fünf, Standorte auszubauen und die personelle Organisation zu lenken. Als SMH, Schnelle Medizinische Hilfe, kamen die Helis Ostern 1990 erstmalig zum Einsatz. Nach der Wiedervereinigung fügte sich das Konzept nahtlos ins SAR-System ein.

Wie alle Soldaten musste auch Detlef Hahn mit Versetzungen rechnen und sie in Kauf nehmen. Nach der Auflösung des Standortes Brandenburg schulte er vom russischen Hubschraubermodell auf ein amerikanisches um und erhielt schon kurz darauf seine Marschpapiere, um sich am Standort Alhorn bei Oldenburg einzufinden. Ein Intermezzo von kurzer Dauer, da das dortige Geschwader bereits nach einem Jahr wieder aufgelöst wurde. Die verbleibende Einheit wurde nur wenige Monate später nach Holzdorf verlegt und bildete hier den Grundstock für das bis heute andauernde Wirken der Hubschrauber im Fliegerhorst.

Bell UH-1D, NH90 und CH-53, für alle drei Typen besuchte Detlef Hahn Fachlehrgänge, um als Leiter der Prüfgruppe bzw. als Luftfahrzeugprüfoffizier am Standort Holzdorf weiter Verantwortung zu übernehmen. Sein profundes Wissen machte sich die Bundeswehr darüber hinaus zunutze, um mit seiner Hilfe ab 2013 technisch und logistisch den Flugbetrieb mit CH-53 umzusetzen. Wann immer knifflige Aufgaben zu lösen waren, saß Detlef Hahn mit am Tisch. So auch im Jahr 2000 bei der Organisation der Hochwasserhilfe in Mosambik, bei der auch Bundeswehrhubschrauber zum Einsatz kamen, oder den deutschen Hochwassereinsätzen 1997 an der Oder und 2002 an der Elbe. „Diese Momente haben alle Soldaten körperlich gefordert, aber auch bewiesen, wozu wir in der Lage sind“, berichtet er nicht ohne Stolz.

Erst mal zur Ruhe kommen

Ein Leben ganz ohne Uniform kann sich Hahn im Augenblick nur schwer vorstellen. Zwar will er an seinem Heimatort Sangerhausen erst einmal zur Ruhe kommen, das Leben ohne lästiges Pendeln genießen, doch schon Ende des Jahres erwartet man den künftigen Reserve-Offizier am Standort Holzdorf zurück. Immerhin gilt seine CH-53-Lizenz noch bis 2018. Diesen Vorzug will sich die Bundeswehr zunutze machen. Detlef Hahn selbst wird es recht sein. „Ich bin seit 1994 in Holzdorf. Der Standort ist ein wichtiger Teil meines Lebens, den streift man nicht so einfach ab“, resümiert er. (mz)