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Brieftaubenzüchte Elster/Seyda und Jessen Brieftaubenzüchte Elster/Seyda und Jessen: Treuer Vogel gibt den Anstoß

Von Gabi Zahn 26.11.2014, 10:15
Anlässlich der Siegerehrung in Gadegast wurde jene Tafel hervorgeholt, die vom 50-jährigen Bestehen des Vereins kündet. Nächstes Jahr kann wieder gefeiert werden. Darauf freuen sich (v.l.) Joachim Schrade (Verein „Wolkenstürmer“ Jessen), Mario Liese, Dirk Liese, Peter Flemming und Richard Schulze (alle „Heimatliebe“).
Anlässlich der Siegerehrung in Gadegast wurde jene Tafel hervorgeholt, die vom 50-jährigen Bestehen des Vereins kündet. Nächstes Jahr kann wieder gefeiert werden. Darauf freuen sich (v.l.) Joachim Schrade (Verein „Wolkenstürmer“ Jessen), Mario Liese, Dirk Liese, Peter Flemming und Richard Schulze (alle „Heimatliebe“). G. Zahn Lizenz

Gadegast - Die Brieftaubenzüchter der Vereine „Heimatliebe“ Elster/Seyda und „Wolkenstürmer“ Jessen haben allen Grund, den Saisonabschluss zu feiern. Traditionell geschieht das in Gadegasts „Wiesengrund“. Bevor Wiesengrund-Wirtin Ingrid Neubert das Festmahl serviert, überreicht sie den von ihr gestifteten Wanderpokal an „Wolkenstürmer“-Sportfreund Joachim Schrade, denn der Jessener hat 44 von 45 möglichen Preisen der Saison gewonnen – „so viele wie noch niemand vorher“, lobt Peter Flemming, Vereinschef von „Heimatliebe“.

Dass Schrade in Gadegast mit dabei ist, resultiert aus der Tatsache, dass die Jessener „Wolkenstürmer“ ebenfalls die Einsatzstelle Seyda – auf dem Grundstück von Richard Schulze – nutzen, um ihre Brieftauben für den Abflug vorzubereiten. Abgeholt und aufgelassen werden sie dann von der Reisevereinigung Wittenberg. In dieser Saison wurden die „Marathonsportler der Luft“ unter anderem bis nach Nordrhein-Westfalen und Belgien gebracht. Beide Vereine haben eine Einsatzstellen-Meisterschaft für Alt- und Jungtauben ausgelobt. Den 1. Platz bei den zwölf Alttauben-Wettflügen der Saison belegt Joachim Schrade, gefolgt von Richard Schulze („Heimatliebe“). Der 3. Platz geht an Manfred Bachmann („Wolkenstürmer).

Der längste Flug der Saison führte die hiesigen „Marathonflieger“ von Oudenaarde (Belgien) über 662 Kilometer zurück in den heimatlichen Schlag.

Das 60-jährige Bestehen des Brieftaubenvereins „Heimatliebe“ Elster/Seyda wird Mitte Oktober 2015 gefeiert.

Peter Flemming, der seit 1968 Vorsitzender ist, hofft, dass die Anzahl der Vereinsmitglieder wieder etwas anwächst: „Wer interessiert ist, möge sich bitte bei uns melden. Wir helfen gern und beantworten Fragen“, lässt er noch wissen.

Kontakt zu Peter Flemming, Tel. 034924/2 23 33; Richard Schulze, Tel. 035387/4 24 73.

Bei den Jungtauben lautet die Reihenfolge: Schrade, Bachmann, Schulze. „Erfreulich sind auch die Platzierungen in der Reisevereinigung Wittenberg (RV) gegen 42 weitere Schläge: In diesem Vergleich errang Joachim Schrade Platz zwei. Auch Richard Schulze konnte sich mit Rang acht unter den Besten behaupten. Manfred Bachmann hatte den besten jährigen Vogel in der RV vorzuweisen. Die ersten beiden Plätze bei den gefiederten jährigen Weibchen belegte wiederum Schrade. Eines dieser Prachtexemplare wurde sogar AS-Täubin im Regionalverband Halle, der etwa 480 Mitglieder zählt. „AS“ steht für „Ausnahme“ und kennzeichnet besonders erfolgreiche Tiere.

Damit qualifiziert sich der Züchter für die Brieftaubenbundes- und Europaschau, die am 10. Januar 2015 in Dortmund stattfindet. Sie wird vom Verband Deutscher Brieftaubenzüchter ausgerichtet. Dass alle Daten richtig im Computer registriert und ausgewertet werden, dafür sorgt übrigens Mandy Schudde aus Seyda, der dafür gedankt wurde. „Es ist schon erstaunlich, dass wir, trotz unserer wenigen Mitglieder, solche Erfolge verzeichnen können“, freut sich Peter Flemming. Stolz und ein bisschen Wehmut schwingen in den Worten des 72-Jährigen mit, als er „von früher“ erzählt: „1956 bin ich in den Verein eingetreten, also ein Jahr nach der Gründung. Damals war ich 14 Jahre alt.“ In den besten Jahren seien sie mal 30 Mitglieder gewesen, im Moment noch fünf. „Kurz vor der Wende sind viele Elsteraner ausgetreten. Schade, denn die Elbgemeinde war die Wiege des Vereins.“ Peter Flemming hat zurzeit etwa 60 Tauben. Es sei ein aufwändiges Hobby, das viel Zeit und Geld kostet, ein Großteil davon für gutes Futter.

Dass er trotzdem noch Enthusiasmus genug hat, verdankt er seiner allerersten Taube: „In meiner Kinderzeit flogen uns mitunter Tauben zu. Einmal war auch eine Brieftaube dabei. Ich ließ sie frei – doch sie kam zurück, immer wieder. Das hat mich so berührt, dass ich mich um weitere Brieftauben bemüht habe.“ Eines Tages stand jedoch die Volkspolizei im Hof: „Mir wurde untersagt, Sporttauben zu züchten. Brieftauben durften wir nicht sagen, weil diese Bezeichnung im Westen üblich war. Ich sollte mein Hobby entweder aufgeben oder mich in einem Verein anmelden. Möglicherweise wollte man verhindern, dass ich meine Tauben still und heimlich für die Luftspionage ausbilde“, resümiert er. Letztendlich musste auch Peter Flemmings Vater seine Zustimmung geben, damit der 14-Jährige die Vögel behalten und in Elster Vereinsmitglied werden konnte. „Es hat mich all die Jahre fasziniert, dass Brieftauben alle Freiheit der Welt haben, aber trotzdem immer wieder zurückkommen.“ Diese Begeisterung möchte er gern an Jüngere weitergeben. (mz)