Böse-Mädchen-Nacht in Jessen Böse-Mädchen-Nacht in Jessen: Begeistert mit perfekter Illusion

Jessen - Schillernde Garderoben, auffällige Perücken, ausfallende Dekolletés und markante Sprüche gehören zu dem Markenzeichen guter Travestie. Genau die bekamen am Freitagabend mehr als 160 Frauen im „Schützenhaus“ Jessen geboten. Gastwirt Rüdiger Döbelt hatte die Damen aus Anlass des Frauentages einmal mehr zur „Böse-Mädchen-Nacht“ geladen.
Schon in Vorjahren zeichnete sich ab, dass Travestieshows bei den Frauen auf großen Anklang stoßen. Grund genug für Döbelt, erneut zur „Böse-Mädchen-Nacht“ Künstler dieses Fachs zu engagieren. Dieses Mal fiel die Wahl auf Maria Crohn. Hinter ihr verbirgt sich Michael Koch aus Celle, ein Renommierter der Szene, der seit 27 Jahren als Frau verkleidet auf der Bühne agiert.
„Eine Freundin hatte mich in meiner Jugend mit in eine Travestieshow genommen. Ich war sofort davon begeistert“, berichtet er im Gespräch mit der MZ. Schon mit 16 Jahren habe er erste Versuche unternommen, das Publikum auf die Art zu unterhalten. Vor dem Schritt ins Showbusiness habe Koch jedoch zuerst eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher abgeschlossen und in diesem Beruf gearbeitet.
„Doch irgendwann musste ich mich entscheiden und gab der Bühne den Vorzug“, betonte er. Heute, so der Niedersachse, sei Maria Crohn seine einzige „Brötchengeberin“.
Zu den steten Showbegleitern von Maria Crohn gehören die Tänzer Jaysen und Jordan. Mit ihnen tritt Koch bei allen seinen Shows auf. Je nach Verfügbarkeit greift er darüber hinaus auf die Dienste befreundeter Kollegen zurück. Zwei, mit denen er nach eigenem Bekunden seit vielen Jahren zusammenarbeitet, sind Lesslie London und Mandy Mitchell.
London, der Crohn zufolge aus den USA kommt und in Eisleben aufgewachsen ist, begeisterte in Jessen ebenso wie Mitchell, ein gebürtiger Schwabe, der heute in Frankreich lebt. „Er ist die perfekte Illusion“, lobt Koch den Kollegen, der sich darüber hinaus auf das Zaubern versteht. Bei Mitchell müsse man wirklich zweimal hinsehen, sagt Koch, um zu erkennen, dass sich hinter der Maske ein perfekt geschminkter Mann verbirgt.
Insgesamt neun Mal wechselte Michael Koch am Freitagabend das Outfit. Sein persönlicher Fundus sei weit größer. „Zuhause dürften etwa 70 Kostüme hängen. Jedes Jahr erarbeite ich eine neue Show, und mit jeder neuen Show lasse ich neue Kleider anfertigen. Von den alten kann ich mich allerdings nie trennen“, bekennt er.
Höhepunkt des Festivals der Travestie dürfte für viele der Frauen der Schluss gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt zieht Koch traditionell „blank“ und lässt ebenso wie London und Mitchell die Maske fallen. Während seine beiden Kollegen nach ihrem letzten Auftritt die Bühne noch einmal als Mann betreten, schminkt Koch sich vorm Publikum ab und genießt dabei den Aha-Effekt im Saal, wie er sagt.
„Man sieht manchem Gesicht förmlich an, dass sie nicht vermutet hätten, wer sich hinter den Figuren verbirgt“, erzählt er aus eigener Erfahrung.
Die Show im Ganzen hat auch später noch für reichlich Gesprächsstoff unter den Anwesenden gesorgt. Nachdem der Vorhang gefallen war, feierten die Damen bis in die Nacht hinein weiter und machten dabei deren Motto alle Ehre. (mz)
