Bildung Bildung : Lernen in der Nachbarschaft

Annaburg/Falkenberg - Wer Bildung will, dem stehen viele Wege offen. Das gilt auch fürs Erreichen des Abiturs. Einige Jugendliche aus Sachsen-Anhalt entschließen sich dazu, nach der zehnten Klasse die mittlere Reife am Beruflichen Gymnasium des Oberstufenzentrum Elbe-Elster in Falkenberg zu meistern.
Dass in Jasmin Kübsch (19) aus Groß Naundorf, Sebastian Göttert (19) aus Purzien und dem Annaburger Alexander Melwitz (18) ein hohes Bildungspotential schlummert, erkannten Lehrer und Eltern der drei Jugendlichen beizeiten. Dennoch entschieden sich die drei nicht für den direkten Gang zum Gymnasium, sondern blieben ihrem Schulstandort treu. Im vertrauten Klassenverband besuchten sie die Sekundarschule Annaburg und sicherten sich dort den erweiterten Realschulabschluss. Der wiederum diente ihnen als Türöffner in die Abiturstufe.
Erkundigungen eingeholt
„Spätestens ab der neunten Klasse stand für mich fest, dass ich studieren möchte“, sagt Jasmin Kübsch. Ohne Abitur bleibt ihr das aber verwehrt, weiß sie. Nach der zehnten Klasse an ein reguläres Gymnasium zu wechseln, kam für Jasmin und ihre Mitschüler Sebastian und Alexander jedoch nicht in Frage.
Ein entscheidender Grund hierfür war die Maßgabe, dass die Jugendlichen dort die zehnte Klasse noch einmal wiederholen müssten, weil diese am Gymnasium nach der Verkürzung auf zwölf Schuljahre bereits als Abitureingangsphase zählt. Statt dessen suchten alle drei nach Alternativen. Wollten sie innerhalb des Bundeslandes bleiben, sind die Mittel und Möglichkeiten stark begrenzt. „Man könnte Oberstufenzentren in Dessau oder Halle besuchen, aber das würde aus zeitlicher Erwägung heraus den Umzug in ein Internat bedeuten. Für mich keine Option“, bekräftigt Alexander Melwitz.
Unterdessen erinnerte sich Göttert an einen Elternabend, zu dem Rainer Böhme, der Leiter des OSZ Elbe-Elster, an die Schule Annaburg geladen war. Bei ihm zogen Kübsch, Göttert und Melwitz weitere Erkundigungen ein und kamen daraufhin zu dem Entschluss, ihren Bildungsweg in Falkenberg fortzusetzen. Mittlerweile sind die drei Jugendlichen Schüler in der 13. Klasse und stehen kurz vor den Abiturprüfungen. „Alles richtig gemacht“, bringt es Melwitz kurz und bündig auf den Punkt. Vor dem Start galt es jedoch, noch eine inhaltliche Richtung festzulegen, da den Jugendlichen in Falkenberg verschiedene Wege zum Abitur offen stehen.
Auswahl ist zu treffen
In dem modern ausgestatteten Gebäude, das ausschließlich über interaktive Räume verfügt, können Schüler zwischen drei Schwerpunkten auswählen - dem allgemeinen Abitur, bei dem das Augenmerk vermehrt auf die Naturwissenschaften gelegt wird sowie den Richtungen Soziales und Wirtschaft. Während im Bereich Wirtschaft neben anderem das Rechnungswesen tiefgründiger behandelt wird, sind es im Sozialen Psychologie und Pädagogik. Die drei Sachsen-Anhalter haben sich für das allgemeine Abitur entschieden. „In der elften Klasse wurden wir zunächst intensiv auf das Abitur eingestimmt, um dann, wenn es darauf ankommt, das geforderte Leistungsniveau halten zu können“, erläutert Kübsch.
Für den Unterricht wichtige Themen wurden wiederholt, mögliche Defizite somit ausgeglichen. Gleichzeitig konnten die Lehrer damit Lücken, die es zwischen den Bildungssystemen der einzelnen Bundesländer gibt, schließen.
„Für viele von uns war das erste Jahr eine nützliche Entscheidungshilfe: Packe ich das, dann ziehe ich es durch, fällt es mir schwer, so kann ich jederzeit wieder gehen“, ergänzt Melwitz. Ein weiterer Aspekt, der ihrer Ansicht nach für den Wechsel zum OZS spricht, ist der Erwerb eines Fachabiturs nach dem erfolgreichen Abschluss der zwölften Klasse. „Manch einem reichte das bereits und er ging in die Wirtschaft oder zum Studium“, sagt Göttert. Der geplante Lebensweg der drei Jugendlichen aus Sachsen-Anhalt aber verlangt mehr. Jasmin Kübsch möchte künftig in der Medizin arbeiten, Sebastian Göttert als Medienmanager, Alexander Melwitz hingegen sieht seine Zukunft im sozialen Bereich.
Derzeit, so Schulleiter Rainer Böhme, besuchen 260 Schüler das Berufliche Gymnasium Falkenberg. Am gesamten OSZ mit Außenstellen in Elsterwerda und Finsterwalde, sind es 2 100. Voraussetzung fürs OSZ ist der erweiterte Realschulabschluss. (mz)