Besondere Weihnachten in Prettin Besondere Weihnachten in Prettin : Bürgermeisterin besucht Seniorenresidenz

Prettin - Helga Welz, Prettins Ortsbürgermeisterin (parteilos), schmunzelt und ahnt schon, was auf sie zukommt: Sie wird gleich ins Kreuzverhör genommen. Nur zu gern ist sie dafür bereit. Ort des Geschehens ist die Torgauer Seniorenresidenz K und S, und die Fragesteller sind ehemalige Einwohner aus Prettin. Ihr Alter liegt zwischen Anfang 70 und Mitte 90 Jahren.
Besondere Einladung
Die Heimbewohner sind schon seit Tagen gespannt und voller Vorfreude auf den jährlichen Weihnachtsbesuch „ihrer“ Helga, wie Residenzleiterin Jaqueline Ulbrich wissen lässt. Fürs gemeinsame Kaffeetrinken bekamen alle vorab eine Einladungskarte aus Prettin: „mit einer wunderschönen Stadtansicht aus früheren Zeiten“, schwärmt Hartmut Steinecke.
Dann ist es soweit. Alle sitzen gemeinsam am festlich gedeckten Tisch, mit dabei ist Pflegedienstleiterin Inka König, ebenfalls eine Prettinerin, die allen Senioren gut vertraut ist. Den Kuchen haben Franka Frohn und Birgit Gerstenberger aus der Heimatstadt mitgebracht. „Frisch gebacken“, wie sie verkünden. Nach der Begrüßung gibt es an der Kaffeetafel jede Menge zu erzählen. Freilich stehen die meisten Senioren auch mit ihren Angehörigen in regelmäßigem Kontakt, doch wenn „Helga kommt“, ist das ein besonderes Ereignis. Sie berichtet über die Weihnachtsfeier im Gemeinschaftshaus, an der mehr als 100 Senioren teilnahmen und versucht, die vielen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten: Setzt die Fähre noch über? Bleibt sie erhalten? Was gibt es Neues über die Lichtenburg? Werden die Kanuten weiterhin ihr Sommerfest ausrichten können, und bleibt ihnen die Hirschmühle als Vereinsdomizil erhalten? Manche Dinge sind jedoch noch ungewiss und entwickeln sich nur langsam.
Noch immer kein Arzt
Gar nicht zufriedenstellend ist die Botschaft, dass es immer noch keinen Arzt in Prettin gibt. „Wie ihr euch vorstellen könnt, ist das vor allem für die Älteren, aber auch für Familien mit Kindern sehr schlecht“, zeigt Helga Welz auf. Dann geht sie auf die Bemühungen der Stadt Annaburg in Bezug auf die Integration der Asylbewerber ein. Das Thema bewegt die älteren Leute sehr. Flucht und Vertreibung gehörten nach Kriegsende oftmals auch zu ihrem Lebensweg.
Auch im Vitaris-Seniorenzentrum Torgau und im Annaburger Pflegeheim haben sich ehemalige Prettiner Bürger über einen Besuch von Helga Welz gefreut. Für den 23. Dezember, 14 Uhr, sind alle alleinstehenden Prettiner Bürger zur traditionellen Weihnachtsfeier der Stadt Prettin im Rathaussaal willkommen.
Eine Stunde später, gegen 15 Uhr, öffnet sich dann vor Ort, in der Hohen Straße 18, das 23. Türchen des Lebendigen Adventskalenders. Zu diesem Treff am Vortag des Heiligen Abends sind alle Prettiner und Gäste zum fröhlichen und besinnlichen Miteinander eingeladen.
Freilich werden Weihnachtslieder gesungen, und Gertrud Panier beweist ihr Talent beim Rezitieren von Gedichten. Erst im Laufe des zurückliegenden Jahres war sie ins Torgauer Heim gezogen, wo sie im „Wohnen mit Service“ ein neues Zuhause gefunden hat. Ihr Partner Helmut Schmid lebt im Pflegebereich. Auf diese Weise können beide viel Zeit miteinander verbringen. Helmut Schmid hält eine Rede, die alle Anwesenden sichtlich berührt. „Stellvertretend für uns ehemalige Prettiner, die wir heute gut behütet in Torgau wohnen, möchte ich mich bei Helga Welz und ihren Mitstreitern bedanken. Ich weiß, dass sie die einzige Bürgermeisterin im Umkreis ist, die jedes Jahr hierher kommt und mit großem Aufwand eine solche Feier organisiert. Dieser Besuch ist wie ein Geschenk für uns.“ Helmut Schmid bittet, Grüße auch an Annaburgs Bürgermeister Rüdiger Neubauer (parteilos) und seine Mitarbeiter auszurichten: Mögen sie alle ein glückliches Händchen bei den oft schwierigen Entscheidungen haben, gibt er zu verstehen. „Wir hoffen, dass wir uns im nächsten Jahr bei guter Gesundheit wiedersehen.“ (mz)