Bei Getreide-Saatgut drohen Engpässe
Axien/MZ. - Es zu ernten, erwies sich aufgrund der immer wieder einsetzenden Niederschläge als ein nervenaufreibendes Geschäft. Allein im Landgut "Elbeland" Axien habe es drei Wochen gedauert, ehe die Wintergerste vom Halm war, berichtete Vorstandsvorsitzender Gerhard Böhme. Den Ertrag bezeichnete er als normal. Schlechter hingegen fielen Triticale und Roggen aus. Die Trockenheit im April hatte den Pflanzen zu stark zugesetzt. Auch beim Raps habe es deutliche Einbußen gegeben. Beim Weizen lagen die Druschergebnisse etwas über denen des Vorjahres.
Die schlechteren Ernteergebnisse bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die neue Saison. Das verdeutlichte Walter Reinländer von der Saaten-Union. Denn wer jetzt Saatgut bestimmter Getreidesorten ordern will, könnte von der Nachricht überrascht werden, dass es nicht wie gewünscht geliefert werden kann. Der Bedarf ist groß, aber Vermehrungskulturen brachten nicht die erwarteten Ergebnisse.
Das kann nicht allein dem ungünstigen Witterungsverlauf in die Schuhe geschoben werden, sondern auch Schädlinge setzten den Pflanzen zu. Wie die nächsten Kulturen geschützt werden können, dafür gab es Hinweise von Ralf-Dieter Eichelbaum von der BASF AG.
Derzeit sind die Landwirte mit dem dritten bzw. vierten Schnitt auf den Elbwiesen befasst. "Da liegt allerhand", informierte Gerhard Böhme. Ernüchternd sei die Prognose bei den Zuckerrüben. Hoffnung, dass hier ein sehr guter Ertrag erzielt werden kann, bleiben wahrscheinlich unerfüllt. Für die Rüben und natürlich für die Maisernte hoffen die Bauern auf einen schönen Altweibersommer.
Bevor sich die Teilnehmer des Feldtages die Mais-Versuchsflächen ansahen, lenkten Gerhard Böhme und Walter Reinländer die Aufmerksamkeit der Gäste auf zwei Pflanzenreihen, die alles andere überragten. Zuckerhirse und Biomassehirse waren hier zum Test angebaut worden. Vor allem die Biomassehirse soll gut geeignet sein, um zum Beispiel in Biogas-Blockheizkraftwerken, wie in Jessen eins entsteht, zum Einsatz zu kommen. Ob das Zukunft hat, müsse man abwarten, zeigte sich Gerhard Böhme vorsichtig. Ein Vorteil der riesigen Biomassehirse, die übrigens den Namen Goliath trägt, ist, dass sie für eine günstige Entwicklung 20 bis 30 Prozent weniger Wasser benötigen soll als etwa Mais. Doch bewiesen werden konnte das in diesem Jahr nicht. Dafür hat es zu viel geregnet. 445 Millimeter je Quadratmeter waren es schon. Das durchschnittliche Jahresmittel liegt bei 520 Millimeter. Aber in zwölf Monaten kann es schon wieder ganz anders aussehen. Denn wie wurde am Dienstag gefestgestellt: "Jedes Jahr ist anders."