Begegnung mit Kunst im «Teehaus»
Schweinitz/MZ. - Für jeden Kunstinteressierten besteht bis zum 11. Januar an den Wochenenden die Möglichkeit, sich selbst einen Überblick über verschiedene Genres, hauptsächlich Malerei, zu verschaffen. Es ist bereits die sechste Ausstellung in drei Jahren von zumeist Hobbykünstlern in den ehemaligen Produktionsräumen der heutigen Schweinitzer Naturtee GmbH.
Geschäftsführer Heinz Krause ist zwar selbst kein aktiver Künstler, hat aber ein Herz für sie und möchte ihnen auf diese Weise eine Plattform geben, sich und ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die ansonsten leer stehenden Räumlichkeiten auf zwei Etagen bieten sich doch ideal dafür an", meint Heinz Krause. Bei der Ausstellungseröffnung (Vernissage) waren die meisten der über 30 Aussteller anwesend. Überwiegend stammen sie aus Berlin. Kontakte nach Schweinitz kamen über Klaus-Dieter Krause (Betreiber vom "Kunsthaus Europa" in Dixförda) zustande. Er ist Mitglied der Berliner Kulturinitiative "Dachschiff". Dort stellten im Frühjahr die Lindaer Künstler Sebastian Spachholz und Jack Lear einige Werke vor (die MZ berichtete).
Die Berliner wiederum sehen Schweinitz keinesfalls als "Provinz". "Sonst wären wir hier nicht so zahlreich vertreten. Außerdem, versuchen sie mal, in der Hauptstadt einen freien Raum für eine Vernissage zu bekommen, denn die Stadt ist voller Künstler", meinte die Kunstmalerin Karin Rindler, die mit zwei Gemälden im "Teehaus" vertreten ist. Besonders gefalle ihr in Schweinitz das etwas Provokative in einigen Werken. Diskutiert wurde in Künstlerkreisen auch über das angeblich Provokative im von Klaus-Dieter Krause gestalteten Ankündigungsposter, das im Vorfeld für reichlich Ärger sorgte. Einige der Künstler distanzierten sich deutlich davon, es gab aber auch gegenteilige Meinungen. "Was soll daran pornografisch sein? Es ist lediglich die Darstellung eines männlichen Körperteiles. Oder käme jemand auf die Idee, weibliche Aktaufnahmen zu verbieten", fragte Karin Rindler. Klaus-Dieter Krause jedenfalls rückt nicht von seiner Pro-Position ab. Das Plakat hätte für viel Furore gesorgt. "Allerdings", so räumte er bei der Vernissage ein, "wird es wohl noch einige Zeit deshalb Ärger geben." Aber ein Künstler müsse in mancher Beziehung auch ein Provokateur sein.
Einem weiblichen Körperteil hat sich Sebastian Spachholz aus Linda auf einem seiner ausgestellten Bilder in Öl zugewandt. Es ist jedoch erst beim genaueren Hinschauen und reichlich Fantasie als Vulva zu deuten. Der Jessener Ulli Riedel widmet sich sowohl der Malerei als auch eigenwilligen Skulpturen. Völlig gegensätzlich sind die zwei nebeneinander hängenden Motive. In Acryl-Öl-Mischtechnik entstanden der "Spaziergang" sowie "Bewegung - Autobahn". Weiterhin zeigt er zwei Skulpturen aus Gasbeton, die "Sinnliche Geschichte" und eine "Erotische Uhr". Weitere Hobbykünstler aus der Region sind ebenfalls im "Teehaus" vertreten. Bei der Vernissage gab es auch verschiedene Aktionen einzelner Künstler (Performance).
Reichlich Fantasie gehörte dazu, um die "Brandenburg-Sinfonie in drei Sätzen für Flex und Trompete mit Messingschlauch" zu deuten. Georg Kindler aus Stolzenhagen bei Berlin erläuterte, dass die drei Sätze den Themen "Rettet die Bienen", "Rettet die Pflanzen" und "Rettet die Menschen durch Denken" gewidmet waren. Während Kindler auf einem Campinggaskocher einen fürchterlich stinkenden Sud kochte, warf er dreimal die Flex an und blies ebenso oft kurz in ein spiralförmig aufgewickeltes Messingrohr, das in eine Trompete mündete. Das Gebräu im Topf bestand aus Wachs und einem toten Bienenschwarm. Damit "düngte" der Künstler dann mitgebrachte Pflanzen. Hintergründig lächelnd erklärte Georg Kindler, wie er auf diese Idee gekommen sei. Er wäre von Beruf Heilpraktiker, Musiklehrer und gleichzeitig begeisterter Imker. Er sei gegen die Bedrohung von Pflanzen, Tier und Mensch durch Pestizide, Herbizide und andere "Segnungen" der Chemieindustrie, gleichzeitig aber auch gegen das staatliche Bildungswesen.
Weitere Höhepunkte der "Ersten freien Kunstausstellung" sind am 6. Januar die öffentliche Präsentation des Kalenders zur Exposition sowie am 11. Januar die Finissage (Schließung). Bis dahin besteht von Freitag bis Sonntag jeweils von zehn bis 18 Uhr (sonntags bis 20 Uhr) Gelegenheit, das Anliegen der Aussteller mit dem eigenen Kunstverständnis zu vergleichen. Darüber hinaus gibt es auch außerhalb dieser regulären Zeiten die Möglichkeit zu einem Besuch. Heinz Krause bittet dabei jedoch um eine Voranmeldung (Telefon 03537 / 212398). Die Besichtigung der Kunstausstellung ist kostenlos.