Baustelle in Prettin Baustelle in Prettin: Geschäftsleute beklagen schlechte Erreichbarkeit ihrer Läden

Prettin - Die Bahnhof- und die Lindenstraße im Umfeld der Einmündung des Engpasses am Lichtenburger Tor in Prettin sind in Fahrtrichtung Annaburg/Torgau rechtsseitig mit mehreren Minibaustellen bestückt. Eine Ampel regelt wechselseitig das Vorbeifahren. Der Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) Elbe-Elster-Jessen musste hier für Erneuerungsarbeiten am Trinkwassernetz etliche Knotenpunkte öffnen, um nötige Um- bzw. Ringschlüsse vornehmen zu können. Seit Anfang der dritten Oktoberwoche läuft diese Maßnahme laut Auskunft von Anliegern. Besonders die betroffenen Geschäftsleute hadern inzwischen mit der Situation.
Einbußen beim Umsatz
„Es zieht sich“, sagt Dieter Hanack am Mittwoch. Er betreibt seit 1990 den Konsum-Kauf auf der Ecke Bahnhofstraße/Lichtenburger Tor. „Erst hieß es, die Angelegenheit dauert zwei Wochen, nach der jüngsten Information soll diese oder nächste Woche der Asphalt auf die mittlerweile wieder verschlossenen Stellen kommen. Dann sind es schon fünf Wochen.“ Dieter Hanack beklagt Umsatzeinbußen, wie benachbarte Läden auch. „Die Laufkundschaft bleibt teilweise weg“, stellt er fest. Vor allem Ortsunkundige sehen die Sperrung vorm Geschäft, sie wissen nichts von der zweiten Zufahrt zum Parkplatz über die Gustav-Fischer-Straße und rauschen vorbei.“ Auf diesen Parkplatz sind auch die Kunden des benachbarten Getränke- und Kurzwarenhandels von Viola Granzow und der Apotheke gegenüber angewiesen. Im Falle des Konsum-Kaufs kommt problempotenzierend hinzu, dass er in diesem Jahr wegen Wasserrohrbrüchen schon zwei Baustellen vor der Tür verkraften musste.
Die gute Nachricht zuerst: Wie Werner Kneist, Geschäftsführer des WAZV Elbe-Elster-Jessen, der MZ am Mittwoch sagte, sollen die derzeitigen punktuellen Baustellen in Prettins Bahnhof- und Lindenstraße (west- bzw. südseitig) in der kommenden Woche mit einer Asphaltdecke verschlossen werden, so dass diese Verkehrs- und Anliegerbehinderungen wegfallen.
Die schlechte Nachricht: Die Gesamtmaßnahme im Zusammenhang mit den erforderlichen Umschlüssen am Trinkwassernetz in der Ortslage Prettin ist damit noch nicht zu Ende. Ebenfalls nächste Woche müssen nämlich am Knotenpunkt Linden-/ Weinbergstraße, gegenüber vom Blumengeschäft Grafe, noch zwei Schachtlöcher geöffnet werden, so Werner Kneist. Was wohl bedeutet, dass Anliegern und Durchfahrenden die Baustellenampel an der Ecke Linden-/Bahnhofstraße, zumindest aber eine Fahrbahneinengung noch einige Tage länger erhalten bleibt. Der WAZV-Geschäftsführer orientiert darauf, dass diese Aufbrüche in der letzten November-Woche verschlossen und asphaltiert werden können. Er schränkt jedoch ein, dass Asphaltarbeiten witterungsabhängig sind.
Zu den Gründen für die jüngste Maßnahme des WAZV im Ort und den Verzögerungen bei den Arbeiten erklärt dessen Geschäftsführer Werner Kneist auf MZ-Nachfrage: „Seit zwei Jahren treten in der 300er PVC-Trinkwasser-Hauptleitung, sie verläuft vom Wasserwerk Groß-Naundorf über Labrun nach Prettin, vermehrt Rohrbrüche auf.“ Die unabdingbaren Weichmacher im Leitungsmaterial verflüchtigen sich und begrenzen die Haltbarkeit der Rohre laut Fachliteratur auf 40 Jahre. Deshalb habe der WAZV 2013 beschlossen, besagte PVC-Leitung außer Betrieb zu nehmen. Zwei in dem Straßenzug zudem vorhandene kleinere Parallelleitungen reichen wegen des insgesamt geringer gewordenen Wasserverbrauchs für die Versorgung aller Abnehmer aus. „Allerdings sind einige Um- und Ringschlüsse vorzunehmen.“ Ein Ringschluss sollte laut Verbandskonzeption am Lichtenburger Tor - dieser Straßenzug war bis Dienstag voll gesperrt - zu einer vormals in dem Bereich unterirdisch vorgetriebenen Rohrtrasse erfolgen. Sie konnte jedoch trotz Aufschachtens bis in 2,50 Meter Tiefe nicht lokalisiert werden. Deshalb musste der WAZV operativ sein Vorgehen ändern. „Das hat mehr Zeit in Anspruch genommen“, so Werner Kneist.
Dass wegen des angeschlagenen Trinkwasserstrangs etwas getan werden muss, stellen die Geschäftsleute in der Bahnhof- und Lindenstraße nicht in Abrede. Dennoch haben sie mit der Umsetzung der Maßnahme so ihre Probleme. „Wohin kann ich mich wegen des finanziellen Ausgleichs für die Verluste wenden“, fragt Liane Grafe, Blumengeschäft-Inhaberin in der Lindenstraße ketzerisch. Ihr Laden lebe derzeit davon, Gestecke und anderen Grabschmuck zum Totensonntag zu verkaufen. Viele der meist älteren Kunden seien in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und müssten bis vor die Tür fahren. „Aber seit drei Wochen sind die Löcher vorm Haus. Die Stammkundschaft ist geblieben, aber die Laufkundschaft hat sich um ein Drittel reduziert.“
Keine Vorabinformation
Am meisten ärgert Liane Grafe, dass niemand vom oder im Auftrag des WAZV im Vorfeld mit den Anliegern über den Ablauf des Vorhabens und dessen Dauer geredet hat. Sie habe keinen Ansprechpartner, mit dem sie mitunter hilfreiche Kleinigkeiten kurzfristig abstimmen könne. „Müssen denn zum Beispiel die zusätzlichen Absperrgitter ausgerechnet vor dem Geschäft stehen und hier den Parkstreifen blockieren?“ Außerdem versteht Liane Grafe den Bauablauf nicht. „Mal wird gearbeitet, dann wieder nicht.“
Darüber wundert sich auch Löwen-Apotheker Andreas Holzfuß. „Am Anfang sah die Sache professionell aus. Dann wurden es immer mehr Löcher und nur eine kleine Truppe, manchmal bloß zwei Leute, war am Wirken. Einen halben Tag war Krach, dann wieder lange Ruhe“, gibt er seine Beobachtungen wieder. Viele seiner Kunden kommen aus den umliegenden Dörfern. „Wenn der Parkplatz wegen der Baustellen schlecht oder nicht erreichbar oder mit großen Baufahrzeugen zugestellt ist, fahren sie vorbei.“ Viola Granzow und ihr Mann Dieter (Getränke und Kurzwaren) kommentieren den Baustellen-Jammer so: „Nächste Woche ist zwar die Straße wieder frei, aber bis die Leute zurückkommen, das dauert.“ Sie sind doppelt betroffen. Das Lichtenburger Tor war bis eben zu und vor ihrem zweiten Ladenzugang, dem Parkplatz am Konsum-Kauf, befinden sich auch Baustellen. (mz)
