Bauschlosserei in Prettin Bauschlosserei in Prettin: Altes Handwerk demonstrieren

Prettin/MZ - Das Schmiedefeuer bleibt am Freitag aus. Es wäre auch zu schade um die herrliche Schokoladentorte, die jetzt unmittelbar daneben auf ihren Anschnitt wartet. Sie würde in der Hitze des Feuers wohl unweigerlich schmelzen. Und damit die Glasur, die ein Bild zeigt, auf dem Andreas Schneider den Schmiedehammer schwingt. Die Torte und die vielen Gäste drumherum, die Schneider auf die Finger schauen, während er das Messer führt - all dies hat einen freudigen Anlass: Die Bauschlosserei, der er seinen Namen gibt, feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Und so erinnert die Torte mit dem hammerschwingenden Meister genau an die Anfänge seiner Selbständigkeit.
Fahrradständer als erster Auftrag
Und die kamen für ihn wohl ein bisschen überraschend. Denn nach einem Schlaganfall konnte sein Vater, der ihn auch ausbildete, selbst den Schmiedehammer nicht mehr halten. Sohn Andreas übernahm die Firma. Das war genau am 1. Juni 1989. „Mein erster Auftrag waren Fahrradständer für das Stanz- und Emaillierwerk Prettin, das es damals noch gab“, erinnert sich Schneider ganz genau. „Der Betrieb hatte damals eine neue Überdachung gebaut und nun sollten auch neue Fahrradständer her. Ich weiß nicht mehr, wie viele das waren, aber, dass ich damals 2.500 DDR-Mark dafür bekommen haben. Es müssen also doch eine ganze Menge gewesen sein.“
Fahrradständer baut er eher nicht mehr und auch die Produktion ist inzwischen deutlich industrialisierter. Seit 2006 ist Andreas Schneider Vertragspartner der Empl Fahrzeugwerk GmbH. Sie ist sein Hauptauftraggeber. Geschäftsführer Josef Empl ist zum Gratulieren extra aus dem österreichischen Kaltenbach an die Elbe gekommen. Er freut sich, dass der mittelständische Unternehmer ein verlässlicher Zulieferer von Ausrüstungsteilen für die Fahrzeugproduktion ist. Und beileibe nicht nur für das Zweigwerk im nahen Elster, sondern auch direkt für den Standort in Österreich. Eine Folge der guten Zusammenarbeit war bald, dass Andreas Schneider fertigungstechnisch das heimische Grundstück in Prettin verließ und 2008 in eine Halle des Empl-Standortes in Klöden (zu DDR-Zeiten Teil des Kreisbetriebes für Landtechnik) zog. Bis zum Neubau von Empl Germany in Elster war das Unternehmen mit den vier Buchstaben nach der Wende in Klöden ansässig. Elf Mitarbeiter gehören aktuell zur Schneiderschen Bauschlosserei.
Jahrhundertflut wird zur Belastungsprobe
Nur über die Höhen, nicht über die Tiefen zu reden, nahm sich Andreas Schneider in seiner kurzen Begrüßungsrede vor. Und so sagte er nicht, dass einer der krassesten Einschnitte in der Firmengeschichte keineswegs die Wende 1989 war, sondern die Elbeflut von 2002, die sofort als die Jahrhundertflut in die Annalen einging. „1,40 Meter stand das Wasser damals im Haus und einen Meter in der Werkstatt“, erinnert dafür Schneiders Ehefrau Annett im Gespräch mit der MZ. Eine arge Belastungsprobe für die ganze Familie. „Wir mussten uns damals anschließend quasi durch drei teilen: den Betrieb sanieren, die Aufträge abarbeiten und auch zu Hause wieder alles hinbekommen“, schildert der Prettiner die damalige Situation. Inzwischen ist davon nichts mehr zu sehen. Ganz im Gegenteil. Die Werkstatt zu Hause ist bereits seit dem vergangenen Jahr zur Schauschmiede ausgebaut. Es gibt eine Theke, eine Küche, ein paar Tische und Stühle. Und im Nebenraum, in den sogar eine kleine Bühne eingebaut ist, können etliche Leute einkehren. In den nächsten Tagen erwartet Schneider die Bauabnahme.
Er und seine Frau Annett denken keineswegs an professionelle Gastronomie. „Aber wenn es eine Gruppe Interessenten gibt, die können hier einkehren und denen erzähle und demonstriere ich gerne einiges zum alten Handwerk. Denn das stirbt in dieser Form aus.“ Und dann facht Andreas Schneider natürlich auch wieder das Schmiedefeuer an.