Auf Douglasien-Spitzenjahr wird wohl Durststrecke folgen
ANNABURG/MZ. - "Bei uns herrscht Hochdruck wie bei den Bauern zur Erntezeit." So umschreibt Frank Ackermann, Leiter des Betreuungsforstamtes Annaburg, den derzeitigen Arbeitsanfall in der Landessamendarre. Zum einen ist Saatgut an Baumschulen auszuliefern, zum anderen erfolgt die Annahme von Zapfen. Doch hier ist jetzt ein Ende abzusehen, äußerte der Forstfachmann, als von der Baumschule Plieskendorf bei Calau säckeweise Kiefernzapfen aus einem Transporter ausgeladen wurden. Dabei war genau darauf zu achten, dass die von unterschiedlichen Flächen zusammengetragenen Früchte nicht durcheinander gebracht werden. Schließlich muss genau nachvollziehbar sein, woher das Saatgut stammt.
Begonnen hat die Zapfen-Saison bereits im vergangenen August. Zuerst wurde Saatgut der Douglasien gewonnen. Diese Baumart hat denn auch in den vergangenen Monaten im Gegensatz zu anderen Jahren das Arbeitsspektrum in Annaburg bestimmt.
Immerhin 51 Tonnen Douglasien-Zapfen waren zu trocknen. So etwas kommt nicht häufig vor, sagt Frank Ackermann und legt eine Liste mit den Ergebnissen der vergangenen Jahre vor. Wohl nur alle fünf oder sechs Jahre ist mit reichlich Douglasien-Saatgut zu rechnen. Das bedeutet, leitete Frank Ackermann daraus ab, dass das jetzt gewonnene Saatgut auch fünf bis sechs Jahre reichen muss, bevor wieder eine ebenso üppige Ernte erwartet werden kann.
Von den Gemeinen Kiefern waren zwölf Tonnen Zapfen zu trocknen, von der Weißtanne, die aus Sachsen angeliefert wird, 2,5 Tonnen. "Die Fichte", so Frank Ackermann, "zählt inzwischen zu den vergessenen Baumarten." Lediglich drei Tonnen Zapfen wurden nach Annaburg zum Klengen, wie das Gewinnen von Nadelholzsamen auch genannt wird, antransportiert. In der Vergangenheit sah das ganz anders aus. Doch mittlerweile wird in einstigen Fichten-Regionen verstärkt auf Laub-Mischwälder gesetzt. In den nächsten Wochen rechnen die Annaburger noch mit einigen Lärchen-Früchten, dann ist die Saison vorüber.
Baumschulen, die Gehölze, die dem Forstsaatgutgesetz unterliegen, aufziehen möchten, müssen strengen Bestimmungen folgen und ich registrieren lassen. Das soll unter anderem garantieren, dass kein minderwertiges Saatgut vertrieben wird und die Pflanzen wirklich geeignet für die Region sind. Darum ist es auch so wichtig, dass die Herkunft der in Annaburg eingelieferten Zapfen exakt zu bestimmen ist.
Saatgut aus Annaburg kommt vorrangig in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Teilen von Sachsen, aber auch in anderen Regionen zum Einsatz. So ein großes Einzugsgebiet ist nicht verwunderlich, lässt sich doch die Zahl der Samendarren in Deutschland an zwei Händen abzählen. Welcher Aufwand notwendig ist, bis die Wälder der Zukunft in Flaschen eingelagert werden, verdeutlicht Frank Ackermann an einigen Zahlen. Um ein Kilogramm Douglasiensaatgut zu erzielen, müssen 80 bis 85 Kilogramm Zapfen getrocknet werden. Aus diesem einem Kilogramm Saatgut lassen sich 70 000 lebensfähige Keime ziehen, von denen es 40 000 zu kleinen Pflanzen schaffen. 1 600 bis 1 800 kleine Douglasien werden benötigt, um einen Hektar Wald aufzuforsten. Ob sie dort auch wirklich anwachsen, ist ein anderes Thema.