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Arbeitssuche, um anderen zu helfen

Von Andreas Richter 27.06.2007, 15:40

Jessen/MZ. - Isabell-Maria Hildebrandt machte sich einen Arbeitstag lang im Vermessungsbüro Ziegler in Wittenberg nützlich. "Mein Vati arbeitet in dem Büro, und er hatte seinen Chef gefragt, ob ich dort meinen sozialen Tag absolvieren könnte." Die Schülerin fand die Idee dieser Aktion sehr gut, einerseits mal in den Arbeitsalltag hineinschnuppern zu können, andererseits mit ihrem Tun Gutes zu bewirken. "Als uns das Anliegen des Vereines ,Schüler helfen leben' vorgestellt wurde, war für mich sofort klar, dabei mitzumachen", erzählte sie. In dem Vermessungsbüro wurde Isabell-Maria Hildebrandt nicht etwa zu ungeliebten Nebentätigkeiten wie Kaffeekochen abkommandiert. "Nein", meinte sie lachend, "ich durfte schon Sinnvolles tun. Am Vormittag war ich unterwegs, um bei der Überprüfung von Bahnschwellen dabei zu sein, am Nachmittag wurde ein Baugrundstück vermessen."

Weitere 106 Mädchen und Jungen der Klassenstufen acht bis elf dachten ebenso wie Isabell-Maria Hildebrandt. Mandy Lehnert, die Lehrerin betreute das Projekt am Gymnasium, war sehr zufrieden mit der Resonanz und dem Verlauf. "Schon einmal das Interesse war riesengroß. Und dass wir dann tatsächlich über 80 Mädchen und Jungen in Unternehmen unterbringen konnten, ist der zweite Erfolg." Denn einerseits ist die Auswahl an Firmen in der Region nicht so gewaltig, andererseits, meinte Mandy Lehnert, war klar, dass man auch Betriebe finden musste, die bereit waren, die Arbeiten der Jugendlichen zu entlohnen. "Wer welchen Stundenlohn zahlte, war jedem selbst überlassen. Die Unternehmen haben das Geld direkt an den Verein ,Schüler helfen leben' überwiesen."

Der Verein, der sich 1992 eher spontan bei einer Hilfsaktion für das damals kriegsgebeutelte Kroatien gründete, konnte beim sozialen Tag 2007 insgesamt über 2,1 Millionen Euro einnehmen. 210 000 Mädchen und Jungen aus über 1 200 Schulen bundesweit nahmen an der Aktion teil. Die gesammelten Arbeitslöhne der jungen Leute fließen in soziale Projekte auf dem Balkan sowie in jugendspezifische Angebote hier in Deutschland.