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Annette Müller Annette Müller: Hektik lässt kaum Zeit für Wehmut

Von Klaus Adam 06.02.2002, 18:05

Prettin/MZ. - Da war die Schulleiterin schon baff. Als sie am Dienstag in einer sechsten Klasse mitteilte, dies sei ihre letzte Sportstunde an der Schule, sagten einige der Schüler: "Oh, schade." Ein Mädchen meinte jedoch "das ist geil". Da war Annette Müller richtig erschrocken. Aber das Mädchen klärte auf: "Na wenn ich dann nach Annaburg zur Schule muss, dann sind sie ja wieder da." Schülerlogik halt. Und eine kleine Episode, die der Lehrerin noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird.

Die Ruhe, die Annette Müller beim MZ-Gespräch in ihrem hellen und modern eingerichteten Prettiner Arbeitszimmer ausstrahlt, täuscht. Sie hat sich die Zeit nur genommen. Eigentlich herrscht große Hektik, insbesondere im Vorzimmer der Schulleitung. Zeugnisse werden geschrieben, viele Dinge müssen organisiert, abgesprochen werden, die so einen Halbjahresschluss ausmachen. Und dann zusätzlich noch das: Die Schulleiterin bestreitet am Freitag ihren unweigerlich letzten Arbeitstag an der Sekundarschule Prettin.

Doch sie hat es selbst so gewählt. Denn sie war eine von zwei Bewerbern für das Schulleiteramt in Annaburg. Das frei wurde, weil der langjährige Direktor Dietrich Glöckner nun seinen Ruhestand genießt (die MZ berichtete). Der Dienstag vergangener Woche war der Tag, an dem die Gesamtkonferenz (Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter) der Sekundarschule Annaburg Annette Müller als neue Direktorin wählte.

"Für mich war ausschlaggebend für die Bewerbung, dass ich als Schulleiterin in der Region bleiben wollte", bekennt sie. Und erinnert, dass die Prettiner Sekundarschule ja nur noch bis 2005 als Auslaufmodell betrieben wird. Die Noch-Schulleiterin weiß aber auch, dass Bürgermeisterin und Stadtrat erneut eine Offensive planen, das Auslaufmodell rückgängig zu machen. "2005 sollte, wenn es denn wegen der sinkenden Schülerzahlen sein muss, die ganze Schule auf einmal geschlossen werden". sagt Annette Müller. Zumal die Bald-Schulleiterin sicher ist, "wir drei Schulleiter von Annaburg, Prettin und Holzdorf könnten das gemeinsam organisatorisch sehr gut regeln". Sie fürchtet neben erheblichen organisatorischen Folgen große Belastungen für die Schüler durch das sukzessive Abwandern nach Annaburg. "Doch die Schüler haben ein Anrecht auf ein Lernen in Ruhe."

Froh ist die Schweinitzerin, dass ihr die Hektik keine Zeit lässt, Wehmut zu fühlen. "Weil ich wirklich schweren Herzens hier weggehe", sagt sie. "Wir waren ein gutes Team", die Lehrer, technischen Kräfte und Schüler. Wichtig sei ihr gewesen, mit allen am gleichen Strang und in die selbe Richtung zu ziehen. Auch für ein offenes Wort war jeder Zeit Gelegenheit, lobt die scheidende Direktorin ihr Team.

Diese Art zu Arbeiten und vor allem zu leiten habe sie schon zu praktizieren versucht, als sie nach der Wende die Sekundarschule Schweinitz als Leiterin übernahm. Und das sei nach ihrem Eindruck auch seit 1994 in Prettin so gelungen.

Annette Müller hofft nun, dass Annaburg die letzte Station ihrer Pädagogenkarriere ist. Denn mit den Schulen Schweinitz und Prettin verbindet sie das gleiche Schicksal. Dort wie hier wurde um den Bestand der Einrichtungen gekämpft. Aus dem Einsatz der Prettiner Elternvertreter und des Rates resultiert die mittlerweile auch kritisierte Auslaufregelung für die Sekundarschule der Elbestadt. "Aber ich erinnere mich, als ich damals nach Prettin ging, hatte es schon mal geheißen, Prettin ist Randregion, die Schule würde nie geschlossen. So schnell können sich die Auffassungen ändern."

Dass sich ihr Wechsel von Prettin nach Annaburg nun so schnell vollziehen würde, hätte sie gar nicht gedacht, gesteht sie. Nun hat sie während der nächsten Tage mit ihrem Prettiner Nachfolger Mathias Weiß die Prettiner Schulangelegenheiten noch "aufzuräumen" und gleichzeitig mit ihrer künftigen Stellvertreterin Gudrun Süptitz den neuen "Laden" zu übernehmen. "Das heißt, wir werden während der Winterferien uns zusammensetzen müssen."