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Annaburger Züchterverein Annaburger Züchterverein: Kaninchen bekommen sechsmal "Vorzüglich"

Von Evelyn Jochade 28.10.2013, 19:36
Ein glückliches Händchen hatte Paul Mätschke (l.). Der Elfjährige gewann diesen schwarzen Hoppler. Beim Transport zum Pkw seiner Mutter hatten er und Freund Jonny Bader aus Löben Mühe, das Langohr zu bändigen.
Ein glückliches Händchen hatte Paul Mätschke (l.). Der Elfjährige gewann diesen schwarzen Hoppler. Beim Transport zum Pkw seiner Mutter hatten er und Freund Jonny Bader aus Löben Mühe, das Langohr zu bändigen. e. Jochade Lizenz

Annaburg/MZ - Schnapszahlen sollen bekanntlich Glück bringen. Am Samstag war das gleich in zweifacher Hinsicht so: Zunächst einmal nahm Paul Mätschke aus Groß Naundorf aus der Tombola der 54. Vereinsschau des Annaburger Rassekaninchenzuchtvereins Lose. Wie so viele, hoffte er auf einen Hauptgewinn. Schon einmal hatte er ein Häschen aus der Turnhalle am Kellerberg mit nach Hause nehmen können. Ein weißes, im vergangenen Jahr. Diesmal zog er das Los mit der Nummer 111 und das erwies sich als Volltreffer. Dahinter verbarg sich ein recht ansehnlicher schwarzer Widder. Doch nicht nur für den jungen Mann sollte der Samstag ein Glückstag werden. Auch für das Tier. Denn als sich die Umstehenden das Langohr bereits als Braten in der Pfanne vorstellten, hieß es von dem Elfjährigen bestimmt: „Der wird nicht geschlachtet. Der soll sich mit dem Weißen anfreunden.“

Gut, Kaninchen werden auch in Annaburg hauptsächlich zum Vergnügen ihrer Züchter gehalten und vermehrt. Einerseits, um auf Ausstellungen gute Prädikate zu erhalten, andererseits, um ab und an etwas biologisch Unbedenkliches auf dem Teller zu haben. Schließlich, so bemerkte es ein Züchter beim Richten am Freitag, wolle er ja nicht hungern. Die Kinder aber, haben zumeist mit dem Schlachten nichts am Hut. Für sie sind es kuschlige Gesellen, mit denen man Freundschaft schließen kann. Wer hat nicht schon erlebt, dass ein Enkelchen höchst traurig war, als es seinen Kuschelhasen beim nächsten Besuch in Opas Stall nicht mehr vorfand.

Neuer Trendsport

Die Lösung des Problems könnte ein neuer Trendsport aus Skandinavien sein, das „Kaninhop“. Hierbei werden ausgesuchte Kaninchen wie Hunde trainiert und dann, an einer Leine geführt, überwinden sie einen 25 Meter langen Parcours. Sie sollen sich dabei keineswegs dumm anstellen und Mensch und Tier haben viel Spaß. Deutsche Meisterschaften wurden auch schon ausgetragen. Bevor allerdings in Annaburg solch eine Rennbahn entsteht, könnte noch ein Weilchen vergehen, auch wenn es auf diese Weise möglich sein sollte, mehr Nachwuchs für den Verein zu interessieren. 20 Mitglieder hat die bereits 108 Jahre bestehende Organisation heute.

Mit Ergebnissen zufrieden

Am Freitag hatten zwei Zuchtrichter 163 Tiere in 21 Rassen und Farbenschlägen bewertet. Die aus dem Landesverband Sachsen kommenden Männer, so war von den Ausstellern zu hören, nahmen ihre Arbeit überaus genau. Dennoch können die Vereinsmitglieder mit den Ergebnissen zufrieden sein, meint der Vorsitzende Lutz Matthias, der seit 1995 die Geschäfte führt. Immerhin wurde von Heiko Haferkorn und Klaus Sedlaczek sechsmal das Prädikat „Vorzüglich“ vergeben. Das ist die höchste Bewertung, die ein Tier bekommen kann. Dafür muss es allerdings auch alle Standards erfüllen. Die Prüfer bewerteten sieben Hauptpositionen. Darunter den Körperbau, das Gewicht, das Fell, die Ohren und die Zeichnung des Felles. Lediglich zwei bis drei Minuten brauchten die Experten bei den einfarbigen Rassen pro Tier.

Wie für Wildtiere gibt es auch eine Rote Liste für vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Neben Hunden, Bienen und anderen finden sich darauf leider auch einige Kaninchenrassen. Züchter in den Vereinen versuchen, dieser Entwicklung entgegen zu treten. Im Annaburger Verein ist es Harald Giese. Er liebt seine Meißner Widder, eine Kreuzung von Meißner Züchtern aus dem Jahre 1900. Die hatten Englische und Französische Widder gepaart mit Grausilberkaninchen. Eine schwierige Rasse, wie er sagt. Auf Landes- und Bundesebene ist er mit seinen Tieren vorn dabei. Auch auf europäischem Parkett, da es einfach wenig Vergleichstiere gibt. Allerdings liege er bei der Vereinsschau nur im Mittelfeld, weil die Tiere noch nicht alle Standards zu 100 Prozent erfüllten.

In der Wertung für die Vereinsmeisterschaft der Annaburger Rassekaninchenzüchter ging der erste Platz an Dr. Helmut Schuster mit Russen, schwarz-weiß; Platz zwei holte Eckhard Kasselt mit Schwarzgrannen und auf den dritten Rang kam Lutz Matthias mit Deutsche Riesen, wildfarben. Den von ihm gestifteten Pokal überreichte Annaburgs Stadtoberhaupt Erich Schmidt (SPD) an Dr. Helmut Schuster, der mit seinen schwarz- weißen Russen, der kleinsten Kaninchenrasse, überzeugte. Den Ehrenpokal des Kreisverbandes erhielt Eckhard Kasselt für seine erfolgreiche Schwarzgrannen- und Kleinchinchilla-Zucht.

Mit geübten Griffen brachten die erfahrenen Zuchtrichter die Kaninchen in die entsprechende Lage. Erstaunlich, wie geduldig sich selbst die größten unter ihnen, die Deutschen Riesen von Lutz Matthias, dabei zeigten. Ganz ruhig lagen sie auf dem Rücken und waren sich scheinbar des Eindrucks, den sie machten, bewusst. Immerhin bringt diese Rasse bis zu neun Kilo auf die Waage.

Den Bürgermeisterpokal konnte Erich Schmidt am Sonnabend Helmut Schuster überreichen.
Den Bürgermeisterpokal konnte Erich Schmidt am Sonnabend Helmut Schuster überreichen.
e. Jochade Lizenz