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Annaburg Annaburg: Raupen geht es an den Kragen

Von Frank Grommisch 13.05.2013, 16:52
Frank Ackermann, Leiter des Betreuungsforstamtes, und Pilot Steffen Becher (r.) verständigen sich über die Einsatzgebiete im Raum Annaburg.
Frank Ackermann, Leiter des Betreuungsforstamtes, und Pilot Steffen Becher (r.) verständigen sich über die Einsatzgebiete im Raum Annaburg. Frank Grommisch Lizenz

Annaburg/MZ - „Besseres Wetter kann man nicht haben“, sagt Pilot Steffen Becher am Samstagnachmittag. Kurz darauf hebt der Helikopter vom „Flugplatz“ am Weißen Berg zwischen Annaburg und Purzien ab. Er nimmt Kurs auf den Annaburger Tiergarten, um hier über von Kahlfraß bedrohten Eichen Pflanzenschutzmittel auszubringen. Der Start erfolgt erst, als Frank Ackermann, Leiter des Betreuungsforstamtes Annaburg, dem Piloten eindeutig signalisiert, dass die Straßensperrungen in der Stadt erfolgt sind. „Wenn sie aufsteigen, sind die Straßen zu“, hat Ackermann dem Hubschrauberführer zugesagt.

48 Stunden gesperrt

Denn in Annaburg sind die umfangreichsten Sicherungsmaßnahmen während der Aktion erforderlich. In der Zeit des Überflugs sperren Forstleute die Torgauer, die Züllsdorfer Straße sowie Einmündungen und den Parkplatz an einem Einkaufsmarkt. Für einige Minuten muss am Boden mal alles stillstehen. Der Tiergarten selbst darf nach der Behandlung 48 Stunden nicht betreten werden. Das gilt auch für alle anderen Waldgebiete, über denen Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden und die entsprechend gekennzeichnet sind.

Neben den Flächen bei Annaburg sind das am Sonnabendnachmittag auch Eichenbestände bei Lebien und Arnsnesta an der Landesgrenze zu Brandenburg. Zuvor hat Steffen Becher bereits Flächen bei Coswig, Pülzig und Zahna angesteuert. Das geschah vom Flugplatz Altengrabow aus bzw. beim Flug nach Annaburg. Da wurden bei Zahna auf zwei Flächen ebenfalls Eichen behandelt. Die Bäume dort, die auch dem Gewinnen von Saatgut dienen, seien etwa 90 Jahre alt, informiert Raimund Domrös, Leiter des Reviers Glücksburg im Forstbetrieb Anhalt des Landesforstbetriebs. Die Raupen des Großen und des Kleinen Frostspanners und des Grünen Eichenwicklers setzen den Bäumen bereits zu, berichtet er. Und Bärbel Specht, Sachbereichsleiterin im Landeszentrum Wald, kann es später anschaulich beweisen. Sie hat sich in der Nähe des „Flugplatzes“ die Eichen genauer angesehen und kommt mit jungen Blättern und zwei kleinen Raupen zurück (mehr unter „Junge Blätter werden aufgefressen“). Das Landeszentrum Wald koordiniert gemeinsam mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen die Bekämpfungsaktion zum Schutz von Eichenwäldern. In Sachsen-Anhalt erfolgt sie auf 720 Hektar, davon rund 80 Hektar im Landkreis Wittenberg. Auf Flächen, die in vergangenen Jahren bereits von Schädlingen befallen waren, sei Hilfe wichtig, so Bärbel Specht.

Währenddessen beobachtet Gerhard Elsner, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Nordwestdeutschen Versuchsanstalt das Wetter am „Flugplatz“. Der Windmesser dreht sich, wenn überhaupt, nur leicht. Keine Gefahr, dass hier fünf Meter je Sekunde erreicht werden. Dann wäre eine Zwangspause erforderlich gewesen. Und auch Regen ist nicht in Sicht, stellt Elsner zufrieden fest. Er nimmt übrigens auch Proben von den jeweiligen Pflanzenschutzmischungen, die in den Spezialtank des Helikopters gepumpt werden. Die Bedingungen am letzten Tag der Aktion sind günstig, so dass nach drei Starts am Weißen Berg die Aktion als beendet erklärt werden kann. „Es hat alles gut geklappt“, freut sich Frank Ackermann, denn jeder Tag zählt. „In der nächsten Woche wären die Raupen noch größer und würden auch mehr fressen.“ Begonnen hat das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln über Eichenwäldern im Land am Montag. Doch nicht immer ist es mit der Witterung zum Besten bestellt. Dadurch kommt es zu Verzögerungen, etwa anderthalb Tage schätzt Pilot Steffen Becher.

Breites Arbeitsspektrum

Er arbeitet für die Firma Helix in Neuenstein in Baden-Württemberg. Auf die Bemerkung, dass dies weit weg sei, sagt er: „In einer Stunde und 40 Minuten ist man da“. Und fügt lächelnd an: „Mit dem Hubschrauber“. Seine nächsten Einsatzgebiete sind klar. Es geht für ihn in die Letzlinger Heide und anschließend ins Nachbarland Brandenburg. Nicht allein Pflanzenschutzmittel werden von ihm ausgebracht, ebenso Dünger über Feldern. Auch werden Personen oder Frachten transportiert, umreißt er sein Arbeitsspektrum. Aufträge würden in ganz Deutschland erledigt, auch im nahen Ausland.

Ob die Bekämpfungsaktion in hiesigen Wäldern erfolgreich war, wird sich in einigen Tagen zeigen, sagt Raimund Domrös. Dann geht es zur so genannten Erfolgskontrolle in die Bestände.