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Abwasserzweckverband Jessen Abwasserzweckverband Jessen: Strafanzeige gegen Geschäftsführer Kneist letztes Mittel

Von Andreas Richter 03.03.2016, 17:20
Hier soll der technische Betriebssitz des WAZV Jessen entstehen. Jetzt ist deswegen ein heftiger Streit in der Geschäftsleitung entbrannt.
Hier soll der technische Betriebssitz des WAZV Jessen entstehen. Jetzt ist deswegen ein heftiger Streit in der Geschäftsleitung entbrannt. Andreas Richter

Jessen - Günter Suske, kaufmännischer Leiter des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Elbe-Elster-Jessen (WAZV), hat den Vorgang der Kommunalaufsicht gemeldet. Es geht um 216.000 Euro, die aus Suskes Sicht in vergangenen Monaten ungenehmigt für den Neubau des technischen Betriebssitzes des WAZV in der Graboer Straße in Jessen entnommen wurden, ohne das Suske davon Kenntnis hatte. „Die Kommunalaufsicht muss darauf reagieren, es handelt sich um einen unerhörten Vorgang im Finanzbereich.“ Sollte es keine Reaktion geben, behält sich Suske vor, persönlich Strafanzeige gegen WAZV-Geschäftsführer Werner Kneist zu stellen.

Sitzung abgebrochen

Was ist passiert? Auslöser war die Verbandsversammlung des WAZV am Dienstag. Bei der entbrannte ein heftiger Streit zwischen Suske, Kneist und Dietmar Brettschneider, Vorsitzender der Verbandsversammlung. Dieser brach den öffentlichen Teil der Sitzung ab. Bei der Diskussion zum Wirtschaftsplan merkte Suske zum Thema Betriebssitz Jessen an, „dass ich Herrn Kneist fragen muss, warum er Geld für Investitionen an dem Objekt ausgegeben hat, ohne dazu befugt gewesen zu sein“.

Kneist, in diesem Moment offenbar völlig überrumpelt, konnte weder dazu noch zu anderen Anfragen sofort eine schlüssige Antwort geben. Die Sitzung wurde abgebrochen. Am Donnerstag folgte die Fortsetzung, nächster Anlauf für einen Beschluss Wirtschaftsplan 2016. Der kam diesmal auch fix zustande. Lösung: Das umstrittene Objekt in Jessen taucht plötzlich nicht mehr im Papier auf, ist kurzerhand auf Eis gelegt worden. Kein Wort mehr zu den Anschuldigungen, keine Erklärungen. Alles wieder im Lot?

Standpunkte verteidigt

Wohl nicht. Die MZ hat sich mit Günter Suske und Werner Kneist unterhalten. Um es vorweg zu nehmen: Beide bleiben bei ihren Standpunkten. „Ich muss auf eine Untersuchung bestehen, ich stehe für die Finanzen gerade und muss die Verantwortung tragen, wenn was schief läuft. Und für einen Vorgang, den ich nicht zu verantworten und von dem ich keine Kenntnisse habe, stehe ich nicht gerade. Also habe ich keine andere Chance, als in diesem Fall andere Stellen zur Überprüfung einzuschalten.“

Zudem merkt Suske noch an: „Da liegt noch mehr im Argen. Nicht nur, dass diverse Rechnungen an mir vorbeigegangen sind und anderes.“ Konkreter wird der Mann nicht. Werner Kneist weist im Gespräch mit der MZ alle Vorwürfe vehement zurück. „Ich habe kein Geld unerlaubt entnommen. Es wurden keine Rechnungen an Herrn Suske vorbeigeschleust. Daher scheue mich auch nicht vor den Schritten, die Herr Suske jetzt unternimmt. Seine Vorwürfe kann ich mir nur damit erklären, dass er zum einen Summen zusammenfasst, die man gar nicht zusammenfassen kann.“ Bei den genannten 216.000 Euro muss laut Kneist getrennt werden. „Für den Wirtschaftsplan 2015 hatten wir 100.000 Euro eingestellt. Diese wurden ausgegeben und es erfolgte wie im Verband beschlossen die Auslösung der entsprechenden Aufträge.“ Suske rechne nun plötzlich Kosten dazu, wie beispielsweise Ausgaben für Planungsbüros.

Andererseits, so Kneist, habe es schon seit geraumer Zeit Differenzen zwischen ihm und Suske gegeben. „Ich weiß nur nicht so richtig warum. Wir arbeiten schon so viele Jahre zusammen, da ärgert mich dieses so in die Öffentlichkeit getragene Zerwürfnis sehr.“

Was soll es kosten?

Zurück zum Objekt in der Graboer Straße. Was soll es denn tatsächlich kosten? Werner Kneist nennt folgende Zahlen. „Die am Dienstag von Günter Suske genannte Summe von circa drei Millionen stimmt schon. Aber darin sind auch Kosten wie Grundstückskauf und Notar mit eingerechnet. Aufgrund der doch hohen Gesamtsumme hatten wir uns dann bewusst entschieden, die eigentliche Baumaßnahme zu splitten. Für dieses Jahr sind es 2,164 Millionen, 2017 kommen 701.000 Euro dazu.“ Werner Kneist betont, „dass wir natürlich nach einem anderen Objekt geschaut, aber keins gefunden haben. Und ein Neubau wäre für diesen Betriebssitz ebenfalls auf die gleiche Kostenhöhe gekommen.“ Es werde beim WAZV kein Geld verschleudert, versichert Kneist abschließend. (mz)