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Abgasskandal Abgasskandal: Wie Menschen in der Region mit Diesel-Diskussionen umgehen

Von Thomas Tominski 22.09.2017, 09:46
Die Diskussionen um Abgasskandal und Diesel-Autos beschäftigen auch Autofahrer in Jessen.
Die Diskussionen um Abgasskandal und Diesel-Autos beschäftigen auch Autofahrer in Jessen. dpa

Jessen - Die Verwirrung um die Zukunft des Diesel-Motors ist groß. Für viele Kraftfahrer sind die angekündigten Fahrverbote in mehreren deutschen Städten der Aufreger des Jahres. Nach dem Abgasskandal scheint die Ära des früheren „Öko-Königs“ zu Ende zu gehen, der inzwischen salopp als Dreckschleuder bezeichnet wird.

Jonny Möbius, der privat einen Diesel fährt, hält die in Gang gesetzten Diskussionen eher für Windmacherei. Der Motor sauge mehr Feinstaub an, als er im Endeffekt wieder in die Luft pustet. Im Verbrennungsraum sowie im Partikelfilter werde dem Feinstaub der K.-o.-Schlag verpasst. „Mein Auto hat jetzt schon 130.000 Kilometer auf dem Tacho. Der Auspuff sieht innen wie neu aus“, sagt der Werkstattmeister des Autozentrums Roedler in Annaburg.

Autohaus-Mitarbeiter räten Kunden bei Diesel-Autos zu Schadstoffeinstufung Euro 6

Für Möbius geht es im Prinzip ums schnöde Geldverdienen. Beim Verkauf von Benzin kassiere der Staat aufgrund des höheren Verbrauchs mehr Steuern. Wenn das Thema Umweltschutz konsequent angepackt werden soll, müsse auch ein Gesetz für „ungefederte Massen“ auf den Weg gebracht werden.

Alu-Felgen seien zwar schick, aber schwerer als Stahl-Felgen. Außerdem gehe der Trend heute zu Durchmessern ab 17 Zoll. Trotz aller Negativ-Diskussionen halten die Kunden dem Diesel die Treue.

Im Jessener Ford-Autohaus Gottwald ist die Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen weiter groß. Vor allem Vielfahrer ordern den sparsamen Verbrennungsmotor. „Wir raten selbstverständlich zu Autos mit der Schadstoffeinstufung Euro 6“, sagt Serviceberater Tim Rühlicke und räumt ein, dass mögliche Fahrverbote die Kunden schon beschäftigen.

In Sachen Rußpartikel-Ausstoß vertritt er die gleiche Meinung wie Möbius in Annaburg. Wer von hinten in den Auspuff eines gebrauchten Pkw schaut, wird feststellen, dass ein Diesel sauberer als ein Benziner ist. Dass die Bundesregierung den Bau und Verkauf von Elektroautos vorantreibt, sei prinzipiell gut, doch um die Mobilität des Kunden zu gewährleisten, müssen flächendeckend Ladesäulen mit den Parkplätzen zur Verfügung gestellt werden. „Zudem sollte es schnell gehen. Sonst bilden sich an den Ladesäulen Schlangen.“

Diskussionen um Diesel-Autos: Vielfahrer fehle die Alternative

Verkäufer Klaus Geyer vom Jessener VW-Autohaus Faust erzählt, dass bei den Kunden lediglich „ein bisschen Verunsicherung“ zu spüren ist. „Vielfahrer greifen weiter zum Diesel. Wer im Jahr viele Kilometer fährt, hat doch kaum eine Alternative“, so Geyer. Wichtig bei Neubestellungen sei die Einstufung Euro 6.

Insgesamt stehen alle Autobauer künftig vor großen Herausforderungen. Ein Fahrzeug mit Elektroantrieb sollte nutzerfreundlich sein und mehr als 500 Kilometer am Stück schaffen.

Beim Jessener Honda-Autohaus Preuschaft ist die Situation ein wenig anders. Laut Inhaber Norbert Preuschaft halten sich die Kunden mit der Bestellung von Diesel-Fahrzeugen eher zurück. Eingebrochen ist der Verkauf von Gebraucht-Autos. „Selbst wenn sie sehr gepflegt sind. Die Einstufung Euro 4 erfährt völlige Ablehnung“, betont der Chef und erzählt, dass alle neuen Pkw des japanischen Herstellers mit sauberen und effizienten Diesel-Motoren auf den Markt kommen. Deshalb sei ein Software-Update nicht notwendig.

Jessener will auf Grundstück Elektrotankstelle installieren

Bei Uwe-Ives Schöne, der eine Reparatur-Werkstatt in Jessen betreibt, ist der Hof leer. „Ich habe keinen einzigen Diesel-Pkw mehr. Alle verkauft“, so Schöne, der diese Autos nur auf Sonderwunsch des Kunden bestellt. Andererseits ist auf dem Markt kaum noch ein preiswerter Benziner zu finden.

Der Chef erzählt, dass er mit der Zeit geht und auf seinem Grundstück eine Elektrotankstelle installieren wird. „Geplant ist im Oktober“, sagt er und verrät, dass die Säule nach Inbetriebnahme Tag und Nacht geöffnet ist. Bestellt hat er ebenfalls ein Elektroauto.

(mz)