Abends frisch im Handel Abends frisch im Handel: Gemüsebetrieb setzt auf regionale Vermarktung

Rehain/Holzdorf/MZ - Das Telefon klingelt beinahe unablässig, seit die erste Rodemaschine bei Holzdorf ihre Schare unter die Möhrenreihen setzte. Sören Starke, der Leiter des Jessener Betriebes vom Gemüsering, nimmt selbst draußen auf dem Feld die Bestellungen der Großhändler für den Einzelhandel auf. Währenddessen „wandert“ eine Möhre nach der anderen wie aufgefädelt aus dem zuvor aufgelockerten Erdreich aufs Förderband. Das transportiert sie in den nebenherfahrenden Sattelauflieger. „Das Verfahren nennt sich Klemmbandrodung und ist ein für die Frucht sehr schonendes“, bekräftigt der junge Betriebsleiter. Der mit seinen 23 Jahren wohl weiterhin zu den jüngsten Unternehmensmanagern im Lande gehören dürfte. Gummibänder nehmen bei dieser Art zu ernten das Möhrenkraut quasi in die Zange. Das Gemüse selbst wird nicht „angefasst“. Bevor die orangefarbenen Wurzeln in den Transporter kommen, wird noch das Kraut abgeschert - fertig.
Kontinuierlich investiert
Noch zieht hier nicht der neue Möhrenroder die Früchte aus der Erde. Erst einmal musste der Anfang gemacht werden. Die nagelneue Einzelanfertigung aus Dänemark hat nämlich etwas größere Abmessungen, erklärt Starke. Die neue Maschine, die unmittelbar vor Erntebeginn angeliefert wurde, ist nicht die einzige Investition, die der dem Gemüsering angehörende Betrieb in den vergangenen anderthalb Jahren - seit dem letzten Besuch der MZ - vornahm. Nachdem seinerzeit die Förderanlage innerhalb der Rehainer Verarbeitungshallen von Nass- auf Trockentransport umgestellt worden war, ist nun als letztes auch die Annahme entsprechend angepasst worden.
Die Trockenannahme hilft nicht nur Wasser zu sparen, sondern ist laut Starke weniger störanfällig. Zumal Möhren bis in den Winter hinein gerodet und verarbeitet werden. Über 1,5 Millionen Euro hat der Gemüsering, der wie berichtet den Betrieb im Jahr 2010 erworben hatte, seit Anfang 2012 erneut investiert. Teilweise erneuert worden ist die Möhren-Waschanlage, so der Betriebsleiter - der einzige Anlagenteil, der (notwendigerweise) noch mit Wasser arbeitet. Und erst ein paar Wochen alt sind auch neue Verpackungslinien, alles blitzblank in lebensmitteladäquatem Edelstahl.
Noch am selben Tag werden in der Regel die frisch geernteten und ebenso verpackten Möhren an den Einzelhandel ausgeliefert. Meist liegen sie da in Schalen und sind in Folien eingeschweißt. Doch sie können genauso in Beutel verpackt werden, je nach Kundenwunsch, wie Sören Starke bekundet. Beliefert werden so gut wie alle namhaften Handelsketten, insbesondere im Osten Deutschlands. „Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Waren regional anzubieten. Darauf legen wir und unsere Kunden zunehmend großen Wert“, meint der junge Betriebsleiter dazu. Deshalb arbeitet das Unternehmen gerade an neu gestalteten Verpackungsaufdrucken, die diese regionale Komponente besonders hervorheben sollen. Nicht verändert hat sich die Anbaufläche. Auf 220 Hektar wachsen die Mohrrüben des Jessener Gemüsering-Betriebes. Bedingt und gleichzeitig begünstigt durch die Lage des Unternehmens im Dreiländereck liegen die Flächen in allen drei Bundesländern - Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg. Der Erntestart wurde vollzogen auf dem Acker, der hinter Holzdorf in Richtung Buschkuhnsdorf liegt.
Qualität entscheidet
40 fest angestellte Mitarbeiter sorgen dafür, dass das orangene Wurzelgemüse so schnell und so frisch wie möglich vom Feld auf den Tisch der Verbraucher kommt. Mit Saisonbeginn wächst diese Zahl auf 100 Mitarbeiter, die dann im Drei-Schicht-System arbeiten. „Qualität ist das A und O. Nur darüber verdient man sein Geld“, so Starke. Wichtigste Größe dabei ist der Zuckergehalt, der regelmäßig getestet wird, die Maßeinheit ist übrigens Brix. „Ausschlaggebend für den Zuckergehalt ist die Anzahl der Sonnenstunden“, erläutert der studierte Agrar-Betriebswirt. „Die Süße ergibt den Geschmack“, bekundet er, und, dass er bei seinen Rundgängen an den Verarbeitungsanlagen durchaus selber mal gerne zur Möhre greift. „Man muss ja den Geschmack testen“, meint er schmunzelnd.



