Von wegen zweite Wahl Von wegen zweite Wahl: Hettstedter Firma zeigt wie Integration ins Arbeitsleben klappt

Hettstedt - „Unser Nick muss noch einiges lernen, klar.“ Eike Trümpler schaut mit strengem Blick über den Rand seiner Brille auf seinen neuen Mitarbeiter, die Arme vor der Brust verschränkt, eine Hand am Kinn. Dann huscht ein Lächeln über das Gesicht des Geschäftsführers. „Aber ich bin mir sicher: Das kriegen wir schon hin.“
Nick Pinkert absolviert Ausbildung beim Kolping-Berufsbildungswerk Hettstedt
Der Chef des Fenster- und Metallbauunternehmens Alku Elemente aus Hettstedt spricht von Nick Pinkert. Der 23-Jährige ist seit Februar in der Firma angestellt - fest und unbefristet. Dabei war sein Weg dorthin nicht unbedingt geradlinig und im Vergleich zu anderen Fachkräften sicher auch etwas schwieriger.
Das Kolping-Berufsbildungswerk Hettstedt hat es sich zum Ziel gemacht, junge Menschen mit psychischen oder Lernbehinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein Team aus Ausbildern, Lehrern, Sozialpädagogen und Psychologen steht den Schülern und Auszubildenden zur Seite. Außerdem unterhält das Werk enge Verbindungen zu den Unternehmen in der Region, um so Stellen oder Praktika zu vermitteln. Die Auszubildenden können im Kolpingwerk nicht nur lernen und sich persönlich entwickeln. Die Einrichtung ist auch Wohnheim, das auf das spätere selbstständige Leben vorbereitet.
Denn Pinkert ist lernbehindert. Nichts was man dem Arnstedter ansieht oder im Gespräch mit ihm bemerkt. Es bedeutet auch nicht, dass er weniger leisten kann oder schlechter arbeitet als andere. Sondern einfach nur, dass das Lernen bei ihm etwas länger dauert als beim Durchschnitt.
Und etwas anders als üblich war auch Pinkerts Ausbildungsweg. Nach einer Berufsvorbereitung absolvierte er beim Kolping-Berufsbildungswerk Hettstedt eine Ausbildung zum Fachpraktiker für Metallbau. Beide Stationen auf seinem Weg ins Arbeitsleben wurden von der Arbeitsagentur in Sangerhausen gefördert. Die dreieinhalbjährige Ausbildung beim Kolping-Werk ist theoriereduziert, der Schwerpunkt liegt stärker auf der Praxis. „Das passt zu Nicks Stärken“, sagt Trümpler. „Und wir als Unternehmen suchen ja auch jemanden der zupackt.“ Aus diesem Grung umfasst die Ausbildung auch 51 Stunden Praktikum im Betrieb - und genau da führte Pinkerts Weg zu Alku. „Ich habe mich hier gleich gut aufgenommen gefühlt“, erzählt der 23-Jährige.
Arnstedter bekommt während der Ausbilung einen Vorvertrag bei Fenster- und Metallbauunternehmen Alku
Das kann Geschäftsführer Trümpler nur zurückgeben: „Nick war mir von vornherein sympathisch. Also hab ich zu ihm gesagt: Junge, gib dir Mühe, bleib dran.“ Denn der Firmenchef hat da schon Großes mit dem damaligen Praktikanten vor. Noch während Pinkerts Ausbildung schließt er mit ihm einen Vorvertrag. Der Inhalt: Wenn Pinkert seine Berufsausbildung beim Kolping-Werk schafft und einen Abschluss macht, stellt das Unternehmen ihn fest an. Und er schafft es tatsächlich.
Gut ein Vierteljahr nach seinem Ausbildungsabschluss steht Pinkert in Arbeitshose und DFB-Trikot in der Alku-Werkstatt, trägt Kunststoffteile zur Maschine, spannt sie ein und schweißt die Kanten zusammen, die blauen Augen stets konzentriert auf die Anlage geheftet, als hätte er nie etwas anderes gemacht. „Was ich an Nick besonders schätze? Er ist ruhig und bei der Sache, immer interessiert, etwas Neues zu lernen“, sagt Trümpler. „Vor allem aber: Er will.“ (mz)