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Von der Kuh zum Kunden Von der Kuh zum Kunden: Ein Besuch auf dem Hof von Milchbauer Karsten Scheffler

Von Anke Losack 20.02.2017, 09:46
Über 70 Kühe werden täglich auf dem Bösenburger Hof  gemolken.
Über 70 Kühe werden täglich auf dem Bösenburger Hof  gemolken. Lukaschek

Bösenburg - Nebel liegt über Bösenburg. Es ist kurz nach 6.30 Uhr, noch dunkel. Kinder sind auf dem Weg zur Haltestelle, ein Schulbus biegt in die Dorfstraße ein. In der läuft Karsten Scheffler auf dem Gehweg. Vom Gut, in dem er mit seiner Familie wohnt, sind es nur wenige Meter rüber zu seinem Bauernhof. Hinter dem noch verschlossenen Tor hört man aufgeregtes Muhen. Über 80 Kühe besitzt der 43 Jahre alte Bauer. Über 70 werden täglich früh und abends gemolken. An diesem Morgen sind es 73.

In Zehnergruppen werden die Kühe auf dem Bösenburger Hof gemolken

Während Scheffler in der Melkanlage die Stromversorgung für die Datenerfassung startet, kümmert sich Mitarbeiter René Birkenfeld (39) um die Milchkühe. Er öffnet das Tor zur Anlage, treibt die Tiere vom außenliegenden, überdachten Laufstall dorthin. Rein in die Anlage wollen sie erstmal nicht. „Sie merken, dass heute etwas anders ist“, sagt Scheffler und hilft etwas nach, dass die zehn Melkplätze in dem gefliesten Raum eingenommen werden.

Birkenfeld, der schon 22 Jahren auf dem Hof arbeitet, dort die Ausbildung zum Tierwirt gemacht hat, ist für das Melken zuständig. Er kommt über eine Leiter in die Anlage. Bedienmonitore hängen links und rechts von ihm auf Kopfhöhe, darunter jeweils Melkzeug. Bevor das an die Zitzen der Kühe angelegt wird, melkt Birkenfeld einige Strahlen manuell ab. „Für die visuelle Kontrolle“, erklärt Scheffler. Falls die Milch flockig oder blutig ist, wird sie in einen separaten Kanister gemolken, später entsorgt.

Bei den ersten zehn Tieren ist alles in Ordnung. Birkenfeld reinigt die Zitzen, legt den Tieren das Melkzeug an. Sechs bis acht Minuten dauert ein Melkvorgang. Sinkt der Milchfluss unter 300 Gramm pro Minute legt sich das Melkzeug automatisch ab. Sind alle zehn Kühe gemolken, gehen sie aus der Anlage hinaus, zurück in den Stall. Dort ist in der Zwischenzeit ausgemistet und frisches Stroh eingestreut worden. Zudem liegt frisches Futter bereit.

Bösenburger Bauer beliefert auch den Milchhof „frischli“

Die Milch der Kühe hat derweil in Schläuchen den Weg durch eine Filteranlage in einen 2.500-Liter-Tank gefunden. „Sie kommt mit Körpertemperatur an, wird in dem Tank gerührt und auf vier bis fünf Grad gekühlt“, so Scheffler. Es ist Rohmilch. Einen Teil davon holt am Mittag ein Molkerei-Fahrzeug vom Milchhof „frischli“ ab. Ein anderer Teil wird auf dem Hof zu Frischmilch verarbeitet. Dafür hat Scheffler einen Pasteur angeschafft. Der Automat läuft vollautomatisch, erhitzt Rohmilch auf über 70 Grad und kühlt sie dann auf sechs Grad Lagertemperatur ab.

Der Bauer zieht andere Schuhe an, legt eine Schürze um, wenn er in den Raum geht, in dem der Pasteur steht. „Hier ist Hygienebereich“, sagt er, verbindet einen Schlauch mit dem Rohmilch-Tank und startet den Automaten. 700 Liter Milch sollen an dem Morgen pasteurisiert werden. Das dauert etwa drei Stunden. Dann wird die Milch in 200-Liter-Behältern bereitgestellt. Zunächst für Schefflers Mitarbeiter, die sie am Mittag auf einen Lkw laden und dann zu Milchtankstellen fahren. In Läden nach Halle, zum Obsthof am Süßen See und ins Kolpingwerk Hettstedt, wo Kunden die verzehrfertige Milch abzapfen können. (mz)

Bauer Karsten Scheffler startet den Pasteur -  einen Automaten, der Rohmilch zu Frischmilch verarbeitet.
Bauer Karsten Scheffler startet den Pasteur -  einen Automaten, der Rohmilch zu Frischmilch verarbeitet.
Lukaschek
Über 70 Kühe werden täglich auf dem Bösenburger Hof gemolken. Zuständig dafür ist Mitarbeiter René Birkenfeld.
Über 70 Kühe werden täglich auf dem Bösenburger Hof gemolken. Zuständig dafür ist Mitarbeiter René Birkenfeld.
Lukaschek