Kinderheim in Kleinformat in Hettstedt Verein eröffnet ab Dezember die Kinder- und Jugendwohnung „Unsere kleine Welt“ - Was dahinter steckt
In Hettstedt eröffnet ab Dezember der Verein „Zwergenstübchen“ die Kinder- und Jugendwohnung „Unsere kleine Welt“. Was dort geplant ist.

Hettstedt/MZ. - Bis zur letzten Minute haben Mandy Hensel und ihr Team im Mehrfamilienhaus in der Hettstedter Berggrenze 9 gewerkelt. Eine Küche, ein Wohnzimmer und Bäder sind im Erdgeschoss entstanden. Und ganz viele Kinderzimmer. Denn das Haus beherbergt künftig die Kinder- und Jugendwohnung „Unsere kleine Welt“.
„Es ist das Prinzip eines Kinderheims, nur in Kleinformat als Wohngruppe“, erklärt Mandy Hensel dazu. Sie ist die Vorsitzende des Vereins „Zwergenstübchen“, der bereits Kindertagesstätten mit 24-Stunden-Betreuung in Hettstedt und Eisleben sowie einen Hort in Hettstedt als Träger betreibt.
Mehrfamilienhaus in Hettstedt bietet Platz für zehn Kinder
Die offizielle Betriebserlaubnis der neuen Einrichtung startet am 1. Dezember. Um aber einen ersten Einblick in die Räume zu geben, hatten Hensel und ihr Team nun Interessierte, Unterstützer und die Nachbarn zu einer Einweihungsfeier geladen.

Aus dem Mehrfamilienhaus, das bisher drei separate Wohnungen beinhaltete, ist in den vergangenen Monaten eine große gemeinsame Kinder- und Jugendwohnung entstanden. „Das war schon ziemlich sanierungsbedürftig“, blickt Hensel auf die Arbeiten zurück, bei denen sie auch viel Unterstützung aus dem Familien- und Bekanntenkreis bekommen habe.
Im Erdgeschoss gibt es nun Platz für bis zu sechs Kinder im Alter von null bis sieben Jahren. Im Frühjahr wird dann zusätzlich die obere Etage des Hauses, die sich derzeit noch in der Sanierung befindet, eröffnet. Dort gibt es dann vier weitere Plätze für Kinder von acht bis 18 Jahren, sowie zwei Bäder und einen gemeinsamen Wohn- und Kochbereich.

Bedarf für Kinder- und Jugendwohnung in Mansfeld-Südharz vorhanden
„Ich hatte schon lange die Idee für so eine Einrichtung und habe daher vor einigen Jahren das Haus gekauft“, sagt Hensel. Und ergänzt: „Der Bedarf ist einfach da. Man sieht sehr viel, dass Kinder nicht liebevoll aufwachsen. Da will ich helfen.“
In der neuen Wohngruppe kommen Kinder unter, die aus zerrütteten Elternhäusern stammen oder deren Eltern überfordert sind und keine Hilfe haben, erklärt Diana Fünfkirchler, die künftig die Leitung in der Kinder- und Jugendwohnung übernimmt.
Je nach Familienverhältnissen sind zum Schutz von Kindern auch sogenannte Inobhutnahmen möglich, so Fünfkirchler. Wie lange die Kinder dann in der Einrichtung verbleiben, „weiß man vorher nicht und ist je nach Situation abhängig“, sagt Hensel.
Auch ein Aufenthalt bis zur Volljährigkeit ist möglich. Zudem seien Jugendamt und die Eltern der Kinder in die Entscheidungen und Absprachen eingebunden. „Eltern sind die Experten ihrer Kinder. Elternarbeit ist, mit einem gewissen Abstand, unabdingbar“, sagt Fünfkirchler.

Mitarbeiter arbeiten in Schichten
Für die Betreuung der Kinder sind künftig zehn Fachkräfte zuständig, die in Schichten sowie an Wochenenden und Feiertagen arbeiten. „Zusätzlich haben wir einen Hausmeister und wir werden zwei Alltagscoaches beschäftigen, die alles begleiten. Und wir freuen uns, dass wir eine Kinderkrankenschwester mit im Team haben werden“, sagt Hensel.
Ein solches „multi-professionelles Team“, wie Fünfkirchler es nennt, sei notwendig, weil eben auch jedes Kind unterschiedliche Bedürfnisse habe und man sich dementsprechend breitgefächerter darum kümmern könne. „Manche haben im sozial-emotionalen Bereich, manche im körperlichen und manche im Lernbereich Schwierigkeiten“, erklärt Fünfkirchler.
Familiäre Strukturen in der Einrichtung
Mit familiären Strukturen - beispielsweise gemeinsamen Mahlzeiten und gemeinsames Spielen - sollen den Kindern neue Lebenswege aufgezeigt und ihre Entwicklung gefördert werden. Dazu muss natürlich auch das Umfeld entsprechend liebevoll gestaltet sein. In der Kinder- und Jugendwohnung „Unsere kleine Welt“ haben die Mitarbeiter nämlich nicht nur die Räume saniert, sondern bereits alles für die künftigen Neuankömmlinge eingerichtet.
„Wir hatten dazu auch einen Aufruf gemacht. Die Spendenbereitschaft war riesig und wir haben jede Menge bekommen. Angefangen von Möbeln über Spielsachen bis hin zu Kleidung“, sagt Hensel zufrieden. Und natürlich werde auch noch immer etwas gebaucht. Vor allem, wenn Anfang 2025 die obere Etage eingerichtet werden soll, „würden wir noch gerne Spenden annehmen“, sagt Hensel.
Auch der Außenbereich soll noch kind- und jugendgerecht gestaltet werden. Neben einer großen, teils überdachten Terrasse soll ein Spielplatz im Garten entstehen.