Vatteröder Frauenensemble Vatteröder Frauenensemble : 81-jährige Chorleiterin macht sich Zukunftsgedanken

Vatterode - Dass Singen Lebensfreude schafft, wissen die Sängerinnen des Vatteröder Frauenchores seit über 20 Jahren. Sei es bei jeder der 14-tägig stattfindenden Singestunde oder bei einem Auftritt.
Älteste Akteurin ist 81 Jahre alt
Dirigiert werden die Frauen im Alter ab 43 Jahren von der ältesten Akteurin: Chorleiterin Gisela Keitz. Mit 81 Jahren schenkt sie dem Chor ihr ausgebildetes Gehör, die Stimme und ihre Kreativität, indem sie beispielsweise auch selbst Texte zusammenschreibt. Letzteres meist nur für ganz besondere Anlässe.
Selbstredend, dass das Chorjubiläum eines davon ist. „Jubiläumstag ist heute“, hat Keitz im Vorfeld getextet.
Ein Lied, in dem die Höhepunkte und Chorentwicklung musisch verpackt wurden. Ein Lied, das über euphorische Bravo-Rufe vonseiten der Zuhörerschaft während des allerersten Auftrittes am 11. November 1996 im örtlichen Kindergarten berichtet. Begeistert und vor allem „dankbar“, wie es die 81-jährige Chefin formuliert, sei das Publikum noch heute. Den Taktstock im übertragenen Sinn möchte sie halten, solange es ihr gesundheitlich möglich ist und sie noch Auto fahren kann.
Der Auftritt, der allen Sängerinnen am besten in Erinnerung geblieben ist, fand im Jahr 2005 statt. „Tatort“ Dorfgemeinschaftshaus Klostermansfeld. Dort soll der Frauenchor im Rahmen einer Rentnerweihnachtsfeier singen. Die Chormitglieder warten im Flur – gemeinsam mit einer unbekannten Dame.
Die Unbekannte habe die Sängerinnen auf ihren eigenen Bekanntheitsgrad angesprochen. Die Chormitglieder schauen ratlos drein. Keitz antwortet keck und ordnet die Frau den „Mansfeld Ladies“ zu. In Wirklichkeit handelte es sich um Ute Freudenberg, deren Auftritt nach dem Chor stattfand. „Gehört hatte ich ihre Lieder schon einmal ,aber in natura bis dahin nie gesehen“, denkt Keitz zurück.
„Wir singen ja auch auswärts und unsere Sängerinnen müssen zum Auftrittsort“, meint Keitz. Immerhin gestalten sie zwischen zehn und 24 Auftritte jährlich. Ihr Jubiläumsauftritt war übrigens der 266. Chormitglieder haben alles genauestens in Alben aufgelistet und festgehalten. So wie sie auch Buch geführt haben über die inzwischen 400 absolvierten Chorstunden und 150 Lieder im Repertoire.
Stolz sind die Sängerinnen darauf, dass noch kein Auftritt abgesagt werden musste. Selbst, wenn zum Auftritt nur mal neun Akteure auf der Bühne standen.
Entstehungsgeschichte
Apropos. Mit neun fing alles offiziell an. Mit-Initiatorin Heidi Rummel kommt die Idee beim Auftritt des Braunschwendaer Chores im Ort. Etwa eine Woche später spricht Rummel Keitz am Busbahnhof an. Die Mittelstufenlehrerin ist sofort begeistert. Auf der Busfahrt wird das dritte Mitglied geworben. Mundpropaganda „spülte“ die übrigen sechs in den Chor. „Öffentliche Auftritte wollten wir anfangs zunächst nicht; wollten nur für uns singen“, räumt Rummel ein und Keitz ergänzt: „Ja, die Mädchen hatten etwas Angst“. Die ist längst vergangen.
Zur Singroutine gesellt sich zudem Keitz' Leitspruch über die letzten Jahre: „Man muss mit dem Herzen singen, dann kann man auch mal einen Fehler machen.“ Nicht um Fehler zu vermeiden, aber den verbliebenen Sangesschwestern gerecht zu werden, singt der Vatteröder Chor seit zwei Jahren nur noch zwei- statt dreistimmig.
Die Alt-Stimme fehle. Mit zunehmendem Alter werde das Fortbestehen immer schwieriger, unter anderem weil der Nachwuchs fehle. „Die geschlossene Schule macht uns bei der Nachwuchsgewinnung schwer zu schaffen“, fährt die Pädagogin fort. 1955 kam Keitz nach Vatterode, unterrichtete jahrelang an der Grundschule und leitete dort den Schulchor. Wohlgemerkt ohne Musikausbildung. Um ihr musikalisches Know-how zu erweitern, tritt sie dem Hettstedter Frauenchor bei. Dort singt sie noch heute.
Ihr Blick gen Chorzukunft ist dennoch dunkel: „Ich denke, wenn ich nicht mehr als Chorleiterin arbeite, zerbricht der Chor“, vermutet sie, hofft dabei das Gegenteil. (mz)
