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Ursache für Erdloch in Hettstedt Ursache für Erdloch in Hettstedt: Schacht in 42 Meter Tiefe entdeckt

Von Sebastian Tangel 23.09.2015, 16:28
Sven Kronfeld (links) und Steffen Meinig stoßen mit dem Bohrer in ungeahnte Tiefen vor.
Sven Kronfeld (links) und Steffen Meinig stoßen mit dem Bohrer in ungeahnte Tiefen vor. Jürgen Lukaschek Lizenz

Hettstedt - An einem Erdloch in der Hettstedter Schillerstraße laufen die Sondierungsarbeiten auf Hochtouren. Die dritte von insgesamt vier Bohrungen wurde inzwischen durchgeführt und sie brachte bereits erstaunliche Ergebnisse zutage. Die zuständigen Experten einer Spezialfirma aus Niederröblingen haben den mit über 40 Metern bisher tiefsten Schacht in der Kupferstadt gefunden.

Selbst Projektleiter ist überrascht

Das hat selbst den Projektleiter Ronny König überrascht. „Wir haben damit gerechnet, dass es etwa 20 bis maximal 25 Meter tief ist“, sagte der Diplom-Ingenieur gestern der MZ. Wie sich bei den Bohrungen herausstellte, beträgt die tatsächliche Tiefe des Lochs jedoch ganze 42 Meter. Ein absolutes Novum und eine Rekordtiefe für einen Tagesbruch in Hettstedt. „Das war so nicht gedacht“, gab König zu.

Die Bohrungen der auf Tunnel- und Stollenbau spezialisierten Firma brachten damit die Erkenntnis, dass die Ursache für die Entstehung des Tagesbruch ein alter Kupferschiefer-Schacht ist. Bodo-Carlo Ehling, Stellvertreter des Präsidenten des Landesamtes für Geologie und Bergbau Sachsen-Anhalt, hatte demnach mit seiner Vermutung recht. Er hielt es gleich nach der Entdeckung des Erdfalls vor einigen Wochen für sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Loch um einen Bergbau-Schacht handelt.

Das Erdloch, das einen Durchmesser von rund sieben Metern aufwies, hatte sich Anfang dieses Jahres aufgetan. Experten des Bergamtes inspizierten daraufhin den Tagesbruch. Derartige Erdfälle kommen in Hettstedt relativ häufig vor. Der Schacht sei vermutlich aus dem Mittelalter, so König, der zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine präziseren Angaben zum Alter des in über 40 Metern Tiefe befindlichen Bergbaureliktes machen kann. Grund dafür sei unter anderem, dass keinerlei Unterlagen zu dem Schacht vorlägen.

Die Bauarbeiten am Erdloch dauern aufgrund der überraschenden Bohrergebnisse aller Voraussicht nach länger als zunächst gedacht, sagte der Bauleiter. Ein weiteres Erkundungsziel ist die Klärung der Frage, ob es in der näheren Umgebung des Lochs noch weitere Hohlräume gibt, die gegebenenfalls verfüllt werden müssen. Bisher hat man dafür keine Belege gefunden.

Durchgeführt werden die Bohrarbeiten von einer Firma aus Sachsen. „Wir legen meterweise Gestein aus, um die Beschaffenheit des Stollens zu erforschen“, erklärte Sven Kronfeld, der mit den Arbeiten am Erdloch beauftragt wurde. Eine weitere Bohrung, womöglich noch tiefer als die bisherigen 42 Meter, sei in den nächsten Tagen geplant, sagte er gestern.

Nach Abschluss der Sondierung verfasst die Spezialfirma aus Niederröblingen einen Bericht, den das Landesamt für Geologie und Bergwesen dann auswertet. Anschließend trifft es eine Entscheidung darüber, wie weiter verfahren wird. Unmittelbare Gefahr für Anwohner bestehe nicht, hieß es. (mz)

Aus Schacht entnommenes Geröll.
Aus Schacht entnommenes Geröll.
Jürgen Lukaschek Lizenz
Bohrtechniker Sven Kronfeld bei der Bedienung des Bohrgeräts.
Bohrtechniker Sven Kronfeld bei der Bedienung des Bohrgeräts.
Jürgen Lukaschek Lizenz