Übergabe in Mansfeld Übergabe in Mansfeld: Elfjähriger spendet sein Fahrrad an Behinderte

Wippra/Mansfeld/MZ - Paul-Kilian (11) greift in seine Tüte Gummibären und fischt einige bunte Bären heraus. Von Silke Zinke, der Leiterin des Wippraer Wohnzentrums für Kinder und Jugendliche mit geistigen Behinderungen, hatte er die Nascherei geschenkt bekommen - als kleines Dankeschön für seine große Geste. Der Elfjährige hat nämlich ein nigelnagelneues Fahrrad für die Behinderten-Wohneinrichtung gespendet.
Das Fahrrad im Kofferraum war er zusammen mit seinem Opa Karl-Gustav Popp nach Wippra gefahren. Bei seinem Opa in Mansfeld war er in den Ferien wieder einmal zu Besuch - mit seinen Eltern wohnt der Junge seit einigen Jahren in Niedersachsen. Braucht Paul-Kilian denn dort kein Fahrrad? „Doch, aber ich habe schon eins. Das hier habe ich beim Losen gewonnen“, erzählt er.
Es gab nur eine Proberunde
Als er mit seiner Fußballmannschaft von Blau-Gelb Elze (Niedersachsen) bei einem Turnier war, gab es dort eine Losbude. Geld zum Losen hatte er nicht, darum hat er sich 50 Cent von einem Freund geborgt. Ein Los konnte er dafür ziehen. Und Paul-Kilian zog doch glatt das mit dem Hauptgewinn: ein Fahrrad. „Wir haben es erstmal mit nach Hause genommen und dann überlegt, was wir damit machen“, erzählt er. Lediglich eine Probefahrt habe er damit gemacht. „Aber mehr nicht“, beteuert der Junge.
Das Fahrrad im Internet zu versteigern oder auf anderem Wege zu Geld zu machen, kam für die Familie nie in Frage. „Das hätte Paul nicht zugelassen“, meint sein Opa. Die Mutti des Elfjährigen habe dann schließlich die Idee gehabt, das Rad an die Wohneinrichtung in Wippra zu übergeben. „Sie hat einige Jahre hier als Sozialpädagogin gearbeitet“, erzählt die Leiterin Silke Zinke. Und offenbar hat sie die Kinder und Jugendlichen in dem Heim nicht vergessen.
Vielleicht finden sich noch Fahrradspender
Fast 100 Bewohner leben in der Wippraer Einrichtung, haben unterschiedlichste Behinderungen. Der jüngste Bewohner ist ein Jahr alt, der älteste ist über 40. „Und mir fällt sofort ein neunjähriger Junge ein, der sich riesig über das Fahrrad freuen wird“, sagt Frau Zinke und lächelt. Viele der Kinder und Jugendlichen müssten aber erst noch das Fahren lernen. „Für geistig Behinderte ist es eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagt die Leiterin.
In der Einrichtung soll demnächst eine Fahrradgruppe gegründet werden. Ein Startkapital, um neue Räder anzuschaffen, hat die Einrichtung bereits. Denn im Frühjahr dieses Jahres wurde das Wohnzentrum mit dem Umweltpreis der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet und erhielt dafür 2.000 Euro. Davon sollen Räder gekauft werden. „Eins haben wir ja nun bereits und das kostenlos“, sagt Frau Zinke, die sich freuen würde, wenn sich vielleicht noch der ein oder andere Fahrrad-Spender mehr finden würde. „Die Räder müssen nicht unbedingt nagelneu sein“, fügt sie an.