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Strecke zwischen Klostermansfeld und Wippra Strecke zwischen Klostermansfeld und Wippra: Bahn will Wippertal abstoßen

Von Wolfram Bahn 13.03.2015, 18:00
Die „Wipperliese“ fährt noch, aber die Bahn AG hat die Strecke schon zum Verkauf angeboten.
Die „Wipperliese“ fährt noch, aber die Bahn AG hat die Strecke schon zum Verkauf angeboten. Jürgen Lukaschek Lizenz

Klostermansfeld - Jetzt kommt es noch dicker: Nicht nur die Tage der „Wipperliese“ sind gezählt. Auch die Strecke zwischen Klostermansfeld und Wippra, auf der die Regionalbahn pendelt, will die Deutsche Bahn AG abstoßen. Noch bis zum 18. März können Interessenten ein Angebot bei der DB Netz AG in Leipzig abgeben. Dort sitzt das Eisenbahnstrukturunternehmen, das die Strecke nach der Abbestellung durch das Land loswerden will. Begründet wird dies damit, dass die Strecke nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könne. Der Kaufpreis für die knapp 20 Kilometer lange Gleisstrecke samt Haltepunkten und Brücken ist mit 51.375 Euro angegeben.

Der Nachfolger der DB Netz AG müsste die Strecke ohne Unterbrechung und den öffentlichen Nahverkehr in eigener Verantwortung übernehmen, so die Vorgaben. Nach MZ-Informationen sollen sich bereits drei Bewerber gemeldet haben. Dazu gehört allerdings nicht die private Kreisbahn Mansfelder Land GmbH (KML) mit Sitz in Klostermansfeld, die bisher im Auftrag der Bahn AG die Strecke mit der „Wipperliese“ bedient. Und sie wird kein Angebot abgeben, wie Geschäftsführer Herbert Teutsch am Freitag auf Anfrage sagte.

Reparatur von Brücken

Er hält es auch für nahezu aussichtslos, dass die Bahnstrecke ohne die Zuschüsse vom Land wie bisher im Linienverkehr aufrechterhalten werden kann. „Das ist ein totgeborenes Kind“, sagt Teutsch unverblümt. Allein für die Unterhaltung der Eisenbahnstrecke müssten pro Jahr nach Angaben von DB Netz rund 92.000 Euro aufgebracht werden. Dazu kommen fast 4,5 Millionen Euro, die noch in die Reparatur von Brücken gesteckt werden müssten. Angesichts dessen hat selbst der Bahnkonzern das Handtuch geworfen und will die Strecke jetzt loswerden.

Die Kreisbahn rechnet am Wochenende wieder mit einem Andrang bei den Fahrten mit der „Wipperliese“. Viele Leute wollen noch einmal mit der Traditionsbahn fahren und Fotos machen, ehe sie eingestellt wird.

Am zurück liegenden Wochenende wurden bei herrlichem Ausflugswetter stattliche 1.150 Passagiere gezählt. Auch an diesem Wochenende werden Hunderte Fahrgäste erwartet, obwohl das Wetter nicht so gut sein soll. Nach Angaben der Geschäftsführung werden immer mehr Gruppenfahrten gebucht, wobei die Anfragen weit über die Region hinausgehen.

Mehr Infos zum Fahrplan gibt es im Internet unter www.wipperliese.de

Auslöser der Ausschreibung ist die Entscheidung des Landes, für den Betrieb der Strecke keine Zuschüsse mehr an die Bahn AG zu geben, in deren Auftrag die Kreisbahn mit der „Wipperliese“ noch bis zum 12. April fährt. Rund 1,7 Millionen Euro hatte das Land bislang dafür jährlich ausgegeben. Zu kostspielig und kaum Aussicht auf Besserung, so das Land. Mit dem Stimmen der Koalition von CDU und SPD wurde damit das Aus der „Wipperliese“ im regulären Bahnverkehr besiegelt. Ob sie künftig noch gelegentlich für Touristen fährt, ist offen. Der Landkreis bemüht sich darum, doch ein Konzept dafür hängt in der Luft. Außerdem ist unklar, was passiert, wenn die Bahn AG einen Käufer für die Strecke im Wippertal findet.

Wenn eine Privatbahn den Zuschlag erhalten sollte, könnte sie möglicherweise andere Konditionen für die Fortführung der Bahnstrecke aushandeln als das jetzige bundeseigene Bahnunternehmen, glaubt Teutsch. Und sie müsste wenigstens so oft und unter den gleichen Konditionen fahren wie jetzt die „Wipperliese“. Die Kreisbahn kassiert dafür rund eine halbe Million Euro an Trassenentgelt. Ob sich das alles für eine Privatbahn rechnet, bleibt Spekulation.

Vielleicht liebäugeln auch manche damit, die Strecke zu erwerben, um die Schienen zu verkaufen. Immerhin haben sie nach jetzigem Schrottpreis einen Wert von rund 400.000 Euro. Doch diesem Ansinnen ist ein Riegel vorgeschoben: Wer die Bahnstrecke stilllegen will, muss die Fördermittel des Bundes zurückzahlen. Und da kommen fast 30 Millionen Euro zusammen. Vor diesem Dilemma steht auch die Bahn AG, wenn sie keinen Käufer findet und eines Tages die Stilllegung beantragen will. (mz)