Sorgenkind Rammelburg Sorgenkind Rammelburg: Schloss wird häufig von Einbrechern und Randalierern heimgesucht

Friesdorf - „Wir nehmen das jetzt nicht mehr hin. Wir bringen ab sofort jeden Einbruch zur Anzeige.“ Friesdorf Ortsbürgermeisterin Karin Scharwey findet deutliche Worte, nachdem erneut Unbekannte auf dem verschlossenen und gesperrten Gelände von Schloss Rammelburg randaliert haben. Mit Christian Dittrich, der genau wie sie der Interessengemeinschaft Schloss Rammelburg angehört, kommt sie gerade von der Polizei.
Unbekannte dringen auf Privatgelände der Rammelburg ein und beschädigen Fenster
Wieder wurden Fenster beschädigt, und wieder ließen sich die Täter nicht von den angebrachten Verbotsschildern „Betreten verboten“ abschrecken. Sie drangen trotzdem auf das leerstehende Privatgrundstück ein.
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft wollen nicht, dass das Bauwerk nach der Insolvenz des letzten Eigentümers noch mehr Schaden nimmt. „Wir stehen mit dem Verwalter der Immobilie in Verbindung“, so Dittrich. Es gehe um einen regelmäßigen Austausch, erklärt er. Ginge es nach der Interessengemeinschaft könnte lieber heute als morgen wieder Leben in das Schloss ziehen. Die Mitstreiter um Ortsbürgermeisterin Scharwey würden das Gebäude gern der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen. Ob als Stiftung oder Verein? Diese Frage sei noch nicht endgültig geklärt.
Ziemlich eindeutig sind die Vorstellungen, wie das Schloss in Zukunft genutzt werden könnte. Der Einzug eines Hotels wäre aus Sicht der Friesdorfer sicherlich ein Glücksfall. Die Nähe zur Bahnstrecke der Wipperliese könnte zusätzlich Touristen locken. Eine weitere Idee: Das Schloss als Adresse für kulturelle Veranstaltungen zu etablieren - mit Musik, Theater und Ausstellungen beispielsweise. In der historischen Kulisse, so eine weitere Überlegung, könnten jährlich auch ein Weihnachtsmarkt für Besucher aus nah und fern veranstaltet werden.
Investitionsbedarf für die Rammelburg wird aus rund 50 Millionen Euro geschätzt
Für die Ortsbürgermeisterin steht fest: „Das Schloss ist eine Lebensader für Friesdorf.“ Von Aktivitäten auf dem Schloss könnte auch der Ort profitieren. Trotzdem: Die Mitglieder der Interessengemeinschaft sind realistisch genug, um einschätzen zu können, dass sich ihre Vorstellungen ohne finanzkräftigen Partner nicht verwirklichen lassen. Der Investitionsbedarf, um das Schloss wieder flott zu machen, steige je länger es ungenutzt bleibe. „So um die 50 Millionen Euro werden es wohl inzwischen sein“, schätzt Dittrich.
Das Trauerspiel um die seit 20 Jahren leerstehende Rammelburg dauert schon lange. Das Problem: In der Vergangenheit wechselten mehrfach die Eigentümer. Letztlich war kaum noch nachzuvollziehen, wer im Besitz der Immobilie ist. Zuletzt war von einem Düsseldorfer die Rede, der sich mittlerweile nach England abgesetzt haben soll.
Die Anfänge der Rammelburg reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Nach 1945 befand sich dort eine Tbc-Heilstätte, die bis 1969 bestand. Ein Rehabilitationszentrum war bis Ende 1995 im Gebäude untergebracht, dann zogen die Bewohner nach Wippra um. (mz)