Sorge um Schwalben Sorge um Schwalben: Strommasten in Mansfeld sollen abgebaut werden

Mansfeld - Immer Anfang September, sagt Iris Franke, da kommen die Schwalben. Dann sammeln sie sich auf den beiden Stromasten, die vor Frankes Haus in der Neuen Straße in Mansfeld stehen. Es ist ein schönes Bild, jedes Jahr aufs Neue. Die Frage aber ist: Wie lange wird das noch so sein?
Strommasten sollen abgebaut und Freileitung durch Erdkabel ersetzt werden
Franke hat die Sorge, dass es das bald war mit den Schwalben vor dem Haus. Der Grund: Die Masten, die dort seit Jahrzehnten am Hang stehen, sollen abgerissen werden. Der Stromversorger Mitnetz plant laut eigener Aussage, in Teilen des Ortsnetzes in Mansfeld die bestehende Freileitung durch Erdkabel zu ersetzen, um die Versorgungssicherheit zu verbessern. Ein Rückbau der Masten aber, so Franke, hätte für die Schwalben gravierende Folgen. „Das würde ihnen schaden, da ihnen ihr Sammelplatz verloren geht“, sagt sie. Sie habe schon von Fällen gehört, bei denen die Tiere nach dem Verlust ihres angestammten Platzes so orientierungslos waren, dass sie schließlich verendeten.
Franke und andere Anwohner der Neuen Straße wollen nun verhindern, dass die beiden Masten wegkommen. „Wir wollen, dass sie stehenbleiben“, sagt Franke. Sie hat daher Kontakt zu dem Stromversorger Mitnetz sowie der Gemeinde aufgenommen. Und sie hat eine Petition formuliert, die bereits von einigen Nachbarn unterschrieben wurde. Darin heißt es: „Unsere Schwalben nutzen die Freileitung schon immer als Sitz und Ruheplätze. Aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur versammeln sie sich dort zum Abflug in Richtung Süden.
Ein ähnlicher Fall aus dem niedersächsischen Gehrde bekannt
Außerdem verweist Franke in dem Schreiben auf einen ähnlich gelagerten Fall, der sich vor einigen Jahren in der niedersächsischen Gemeinde Gehrde ereignete. Auch dort, so berichtete die Regionalpresse, sollte eine von Schwalben genutzte Freileitung beseitigt werden. Und auch dort setzten sich Tierfreunde für deren Erhalt ein. Mit Erfolg: Der dortige Energieversorger verzichtete auf eine Beseitigung, stattdessen übernahm ein Landwirt, auf dessen Grund die Masten standen, die Verantwortlichkeit. Eine ähnliche Lösung schwebt nun auch Franke und ihren Mitstreitern vor. „Wir würden die Verantwortung für die Masten übernehmen“, sagt sie. Man würde sie samt Leitung erwerben, für einen symbolischen Betrag. Dadurch könne man den Rückbau verhindern.
Was aber halten Stadt und Mitnetz von dieser Idee? Wie Maxi Rudolph, Pressesprecherin bei Mitnetz, sagt, wäre das Unternehmen prinzipiell bereit, die Masten abzutreten. Sie erinnert gleichwohl daran, dass auch Sicherheitsfragen eine Rolle spielen, etwa dann, wenn Unwetter Schäden anrichteten. „Ein Verbleib der für die Stromversorgung nicht mehr notwendigen Freileitung im Sinne von Frau Franke wäre nur möglich, wenn die Stadt Mansfeld als Grundstückseigentümer die notwendigen Kosten für den Unterhalt der Masten und eventuelle Gewährleistungspflichten wie zum Beispiel die Gefahrenabwehr übernehmen würde“, sagt Rudolph.
Rückbau erforderlich: Standsicherheit der Strommasten nicht mehr gewährleistet
Dies scheint eher unwahrscheinlich. Wie Mansfelds Bauamtsleiter Peter Knispel sagt, gehören die Masten selbst dem Energieversorger, der Grund und Boden sei Eigentum der Stadt. Auch diesen müsste Franke zu ihrem Eigentum machen, damit die Stadt dann bei Problemen eben gerade nicht mehr haftbar sei.
Die Freileitungen würden auch deshalb zurückgebaut, weil die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet sei, so Knispel, dem es selbst laut eigener Aussage bis vor kurzem unbekannt war, dass Schwalben die Masten in großer Zahl aus Sammelpunkt nutzen würden. Es wäre gut, so Knispel, wenn dies etwa mit Fotos belegt werden könnte. Iris Franke dürfte sich so oder so weiter für den Erhalt der Strommasten einsetzen. „Wir tun das für die Schwalben“, sagt sie. (mz)