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Statement gegen Kneipensterben Siersleben Gaststätte "Zur Mühle": Fassade erstrahlt in neuem Glanz

Von Felix Fahnert 20.11.2019, 10:00
Carmen und Ingolf Siedel sind die Betreiber des Lokals „Zur Mühle“ in Siersleben, dessen Fassade in neuem Glanz erstrahlt.
Carmen und Ingolf Siedel sind die Betreiber des Lokals „Zur Mühle“ in Siersleben, dessen Fassade in neuem Glanz erstrahlt. Felix Fahnert

Siersleben - Wenn Carmen Siedel durch den Eingangsbereich ihrer Gaststätte „Zur Mühle“ schreitet, dann ist das wie ein Gang durch die Geschichte von Siersleben. Die Wände sind voll mit historischen Fotos, Dokumenten und Postkarten. Siedel geht das nahe. „Hier war früher ein Geschäft neben dem anderen“, sagt sie nachdenklich.

Siersleben Gaststätte "Zur Mühle": Fassade wird zum Hingucker

Dass das heute anders ist und seit der Wiedervereinigung viele Geschäfte schließen mussten, weiß Carmen Siedel. Umso wichtiger sind daher Anlaufpunkte wie das Lokal „Zur Mühle“ an der Kreuzung in der Ortsmitte. Wer durch Siersleben fährt, der kann es eigentlich nicht übersehen - erst recht nicht, seitdem die Fassade der Gaststätte jüngst in neuem Glanz erstrahlt.

„Es ist ein echter Hingucker“, sagt Carmen Siedel glücklich. Die alte Fassade sei marode gewesen. Nun zieren auf gelbem Untergrund neben dem Namen des Lokals zwei Bildmotive und ein Spruch die Wände des Gebäudes. ,Ein froher Gast ist niemands Last’ heißt es da.

„Es soll ausdrücken, dass wir einfach gern mit Gästen umgehen“, sagt Siedel. Gerade in einem kleinen Ort wie Siersleben sei das entscheidend. Die Gestaltung der Motive übernahm der Künstler Rainer Bielert aus Augsdorf. „Wir wollten es so machen, dass die Leute sich freuen.“ Was offenbar funktioniert hat: Die Resonanz sei positiv, die neue Fassade „toll und ausdrucksstark“.

Neue Fassade der Gaststätte: Statement gegen Kneipensterben

Das neue Antlitz ist dabei auch eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme für den Ort Siersleben an sich, findet Siedel. „Es verschönert unsere Kreuzung, unser Zentrum.“ Und es ist auch als Statement gegen das Laden- und Kneipensterben zu verstehen. „Wir wollen dem Ort ein Stück neues Leben einhauchen und sagen: ,Hier wohnen noch welche!’“

Seit 30 Jahren gehört der Familie das Grundstück. Früher befand sich hier ein Bauernhof, auf dem auch Schrot gemahlen wurde - der Name „Zur Mühle“ kommt also nicht von ungefähr. Nach der Wiedervereinigung eröffnete die Familie, die zu diesem Zeitpunkt schon eine Autowerkstatt betreibt, an dieser Stelle eine Waschanlage - und zwar „die erste im Mansfelder Land“, betont Carmen Siedel. Groß sei dementsprechend der Andrang gewesen - und eben auch der Hunger der Kunden.

Gaststätte "Zur Mühle": Gäste aus aller Welt

Der anfänglich eingerichtete kleine Imbiss am Haus reichte da schnell nicht mehr aus. „Die Leute wollten auch drinsitzen.“ Also baute die Familie den Innenbereich zur Gaststätte aus. Seither gibt es hier deftige Hausmannskost. „Alles frisch aus der Pfanne“, sagt Siedel, eigentlich gelernte Schneiderin, jetzt die Köchin der Speisen. Gemeinsam mit ihrem Mann Ingolf betreibt sie die Gaststätte mit viel Herzblut.

Die Lage des Lokals könnte dabei kaum besser sein - und das nicht nur für die Einwohner Sierslebens und der umliegenden Ortschaften, sondern auch für den Durchgangsverkehr. „Zu uns kommen viele Motorradfahrer und sogar Gäste aus dem Ausland“, erzählt Siedel. Der kurioseste Gast war ein Portugiese - der tatsächlich mit dem Fahrrad aus dem südeuropäischen Land unterwegs war.

Im oberen Teil des Gebäudes gibt es zudem einen Raum, der für größere Veranstaltungen und Feiern genutzt werden kann. Auch lokale Vereine kommen hier unter. Carmen Siedel freut sich, dass die Zusammenarbeit mit ihnen so gut läuft - schließlich liegt ihr der Ort Siersleben sichtlich am Herz. Sie selbst ist etwa in der Interessengemeinschaft Ortschronik aktiv und arbeitet die Geschichte auf. Ihre Gaststätte will sie bis in den Ruhestand betreiben - und den Eingangsbereich bis dahin noch mit möglichst vielen Fotos von Ereignissen in Siersleben ausgestalten. (mz)