Rammelburg Rammelburg: Infotafel erinnert an Geschichte des Tunnels

Rammelburg - Für Eisenbahnfreunde könnte der Tunnel am Bahn-Haltepunkt „Friesdorf Ost“ zwischen Friesdorf und Rammelburg zum neuen Geheimtipp werden. Nur wenige Meter vor dem Eingang des 287 Meter langen Tunnels durch Tonschiefer steht nun eine Sitzbank, die zum Warten auf den nächsten durch den Tunnel fahrenden Zug einlädt. 100 Jahre ist es her, als der Rammelburgtunnel in zwei Jahren von Mitarbeitern der Mansfeld AG und italienischen Kriegsgefangenen 1916 fertiggestellt worden ist, sagt Volkmar Heine vom Natur- und Geschichtsverein Rammelburg.
Das durch das Wippertal führende Schienennetz wurde in der Vergangenheit eine große Bedeutung zugemessen: Einerseits durch die zahlreichen Gütertransporte (hier vor allem Holz), andererseits durch die Personenbeförderung. Heute fährt die Wipperliese noch immer durch den Tunnel. Vor einigen Jahrzehnten ist der rund sechs Meter hohe Tunnel auch von Dampflokomotiven durchfahren worden.
Führungen im engeren Sinn werden zur Premiere des Tunnelfestes anlässlich des 100. Tunnelgeburtstages nicht durchgeführt. Hunderte Menschen vom Hineingehen in den Tunnel zu hindern - das bemerken die Helfer schnell - gestaltet sich schwierig. Auf eigene Gefahr und mit dem Hinweis, bis wann der Tunnel spätestens wieder wegen Zugverkehrs verlassen werden muss, brechen die Wagemutigen auf. Mit einem „Klar, will ich“, überzeugt Willi seine zuvor zögernde Mutter und Opa Günter. Das Pilgern entlang der „Schienenstraße“ stelle für ihn Heimatgefühl dar. Nicht nur, weil der gebürtige Vatteröder selbst gern und häufiger mit der Bahn durch diesen Tunnel fuhr. Selbst an Kindheitsstreiche erinnert sich der 74-jährige Kreisfelder. „Manchmal haben wir Steine in den Schornstein der Dampflok geworfen. Meist hat uns der Lokführer vorher gesehen, hat Tempo zugelegt und wir konnten nicht werfen, weil wir von einer schwarzen Dampfwolke eingehüllt waren“, erinnert sich Dübner. Gelegentlich habe er Münzen auf die Schienen gelegt, die dann von der Lok plattgefahren wurden. Hoffentlich gebe es ein zweites Tunnelfest, wünscht sich die Familie nicht als einzige an diesem Tag. Wer sich bis dahin über den Tunnel und das Schienennetz informieren möchte, findet nun einige Meter vom Haltepunkt Friesdorf-Ost entfernt nahe des Tunneleingangs eine Infotafel. Allzu viel Informationen sind über den Bau nicht bekannt. Viele Dokumente seien durch die beiden Weltkriege weggekommen, sagt Heine. Durch Bekanntschaft mit einem Reichsbahn-Mitarbeiter sei man in Besitz eines Planes gekommen. Dieser stamme von der Königlich-Preußischen Eisenbahnvereinigung von 1912.
Was bei zahlreichen Besuchern für Verwirrung sorgt, ist die Bezeichnung des Haltepunktes Friesdorf-Ost, obwohl sich dieser bereits in Rammelburg befindet. Seit 1920 trägt der Haltepunkt diese Bezeichnung, weiß Thomas Fischer vom Verein der Mansfelder Bergwerksbahn. Man wolle sich allerdings um eine Namensumänderung in „Rammelburg“ für den Haltepunkt bemühen, heißt es von Ortsbürgermeisterin Karin Schwarwey. (mz)