MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Sie bringen weihnachtliche Stimmung in Pflegeheime

Hettstedt - Weihnachtslieder hallen über die Gänge des Pflegeheims Humanitas in der Johannisstraße in Hettstedt. Frauen und Männern singen - man könnte meinen, jemand hat ein Radio laut aufgedreht. Ein Blick in den Raum, aus dem die Musik kommt, verrät: Es wird live gesungen. Rund 50 Bewohner des Pflegeheims sitzen im Publikum und lauschen den Klängen der 27 Sängerinnen und Sänger, die von einem jungen Mann dirigiert werden. Der Chor der Walzwerker sorgt an dem Abend für weihnachtliche Stimmung im Pflegeheim.

Die traditionsreiche Sangesgemeinschaft aus der Kupferstadt, die seit mehr als 60 Jahren besteht und derzeit 30 aktive Mitglieder hat, ist in der Vorweihnachtszeit vielerorts unterwegs. Ihr Auftritt im Pflegeheim Humanitas war eine Premiere, wie Vereinschef Manfred Stern sagt. Veranstaltungen in Kirchen und etwa beim Advent in den Kupferhöfen an diesem Freitag sind noch geplant. „Wir könnten noch mehr Auftritte haben“, so Stern, „aber wir mussten welche absagen.“ Grund dafür ist die Leitung des Chores, die lange Zeit ungewiss war.

Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.

Der langjährige Chorleiter Michael Seemann hat den jüdischen Glauben angenommen und bestreitet deshalb keine Weihnachtskonzerte mehr mit dem Chor. Die „Walzwerker“ haben für die Zeit vom 4. Oktober bis einschließlich Dezember zum Glück einen anderen Dirigenten gefunden: Der gebürtige Mansfelder und studierte Gemeindepädagoge Sebastian Weidenhagen, der selbst einmal Chorsänger bei den Hettstedtern war, ist engagiert worden.

Obwohl der 32-Jährige ziemlich beschäftigt ist - er ist Religionslehrer in Halle und Umgebung, Musiklehrer in Wolfen und leitet in Stendal einen Chor -, hat er sich bereit erklärt, mit den Sängerinnen und Sängern aus der Kupferstadt für die Weihnachtszeit zu proben und Auftritte am 1. und 4. Advent sowie unter der Woche mit dem Chor wahrzunehmen. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben“, sagt der Vorsitzende Manfred Stern.

Und Weidenhagen hat sichtlich Spaß an seiner Aufgabe. Mit Hingabe dirigiert er den Chor beim Auftritt im Hettstedter Pflegeheim. „Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist, ist mein Motto - nach einem Zitat von Victor Hugo“, so der 32-Jährige. Am Ende gab es für den Auftritt des Chores viel Applaus. „Es ist ein sehr dankbares Publikum“, sagt Weidenhagen und freut sich, dass es den Bewohnern gefallen hat. Bei „O du Fröhliche“ zum Abschluss des Konzerts stimmten einige der Zuhörer mit ein. „Das Lied ist eben ein Ohrwurm“, meint er.

Das Repertoire an Weihnachtsliedern, die die „Walzwerker“ bei ihren Auftritten singen, sei über Jahre gewachsen, so der derzeitige Dirigent. Neben bekannten Liedern wie „O Tannenbaum“ oder „Sind die Lichter angezündet“ sind auch viele internationale Songs etwa aus Frankreich, der Schweiz oder Ungarn dabei. „Und Lieder durch alle Jahrgänge“, fügt Weidenhagen an. Zudem habe er es geschafft, in der Zeit seines Engagements bei den „Walzwerkern“ ein neues Lied einzustudieren, sagt er weiter.

Beim Advent in den Kupferhöfen am Freitag wird die Gesangsgemeinschaft nach Angaben von Manfred Stern 20 Lieder singen. „Und keines davon doppelt, weil einige Besucher wieder mit uns mitlaufen wollen“, sagt er lachend. Der Chor der Walzwerker wird ab 17.30 Uhr in vier Höfen auftreten und für weihnachtliche Stimmung sorgen. Am Samstag geben sie ihr letztes Weihnachtskonzert in diesem Jahr. Es findet in der Gangolf-Kirche statt. (mz)