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MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Kaufhaus Rosenberg am Hettstedter Markt war gesucht

Von Frieder Fahnert 10.04.2017, 16:00
Dieses Motiv wurde in der vergangenen Woche gesucht: Eine historische Aufnahme des Kaufhauses Rosenberg.
Dieses Motiv wurde in der vergangenen Woche gesucht: Eine historische Aufnahme des Kaufhauses Rosenberg. Archiv/Wigram

Hettstedt - Auch in dieser Woche haben sich wieder zahlreiche Leser an der Suche für die Auflösung des Rätselfotos beteiligt. Und die meisten Einsendungen waren richtig. Es handelt sich bei dem gesuchten Motiv um das Kaufhaus Rosenberg am Hettstedter Markt.

Als Gewinnerin hat Fortuna die Zuschrift von Heike Dargel gezogen. Herzlichen Glückwunsch. Die Mansfelderin darf sich über 30 Euro freuen.

Einrichtung des Kaufhauses wurde in NS-Zeit zerstört

Viele Leser haben sich mit dem Gebäude näher befasst. So schreibt Manfred Häßler, dass es sich auf dem Foto um das ehemalige Kaufhaus Rosenberg handelt, welches einem jüdischen Geschäftsmann gehörte. „Das Foto wurde vermutlich vor der Machtergreifung der Nazis aufgenommen“, schreibt er. „Das Kaufhaus wurde im November 1938 Opfer der faschistischen Hitlerdiktatur. Die Geschäftseinrichtungen wurden von SA-Leuten zerstört und die Ware durch die Fenster der oberen Etage mitten auf den Marktplatz geworfen. Meine Mutter hatte als junges Mädchen diese schrecklichen Ereignisse in Hettstedt als Augenzeuge miterlebt und uns davon oft erzählt.“

Zu DDR-Zeiten war das Gebäude viele Jahre ein Konsumkaufhaus. Eine Kuriosität sei gewesen, dass im Zuge der Renovierungen der Einrichtung die großen Fenster der Fassade mit Platten verkleidet und die Fenster als Wandbild aufgemalt wurden, so Manfred Häßler weiter.

Und Gerd Weirauch ergänzt, dass am rechten Rand auf dem Foto zu DDR-Zeiten das HO-Kaufhaus stand, links das Konsum-Kaufhaus. „Zwischen den Gebäuden befand sich zu dieser Zeit noch eine Straße, die zur jetzigen Uhr der Sparkasse führte.“

Dass es sich eindeutig um das Kaufhausgebäude Rosenberg am Hettstedter Markt handelt, das hat auch Brigitta Zaman mitgeteilt. „Ein schönes Gebäude; leider weiß ich nicht, wann es erbaut wurde. Mir ist nur zu Ohren gekommen, dass in der Kristallnacht 1938 die Nationalsozialisten das Klavier der Familie Rosenberg aus dem Fenster gestürzt haben“, so Frau Zaman.

Aus Braunschweig geschrieben hat Heike Fröhner. „Ich kenne es noch als Kaufhaus ,Kontakt’ zu DDR-Zeiten. Meine Freundin kam aus Hettstedt und so waren wir da öfter einmal bummeln.“ Richtig lag auch Beate Kulpe. Auch sie erinnert sich an das Kaufhaus zu DDR-Zeiten. „Dort gab es Konfektionswaren, Schuhe, Lampen oder Wolle, um nur einige Beispiele zu nennen.“ Dass nach der Wende das Kaufhaus Fischer und jetzt eine Filiale von „Mister und Lady Jeans“ in dem Gebäude war, das schreibt H. Looke. Und Christina Block kann sich noch an Einkäufe dort erinnern, als sie Kind war. „Es führte eine breite Treppe in das obere Stockwerke. Wir sind als Kinder immer hoch und runter geflitzt, während unsere Mutter eingekauft hat. Jetzt wird es noch als Kaufhaus genutzt, aber leider ohne Treppe.“

Wappen der Familie Rosenberg befindet sich im Giebeldreieck des Hauses

Intensiv mit dem Rätselfoto beschäftigt hat sich wieder Helga Meyer: „Es war das Warenhaus des jüdischen Kaufmanns Salomon Rosenberg. 1881 hatte er das Grundstück erworben. Er eröffnete in dem Vorgängerbau - einem einfachen Stadthaus - ein Tuch-, Manufaktur- und Modewarengeschäft. 1907 übernahm der 1877 geborene Sohn Georg Rosenberg das Geschäft. Das schlichte Gebäude ließ er 1909 abreißen und einen Neubau errichten“, so Frau Meyer. Das Warenhaus Rosenberg sei ein Prachtbau geworden. Hinter den Schaufenstern im Erdgeschoss und der ersten Etage habe es geräumige Abteilungen für Damen- und Herrenkonfektion sowie Baumwollartikel gegeben. „Das Gebäude war auch Wohnsitz der Familie Rosenberg. Im Giebeldreieck entdeckt man das Haus- beziehungsweise Familienwappen.“

Wissenswertes hat auch wieder Ernst-Peter Schelm in der Literatur gefunden und bezieht sich dabei auch auf die Aktion der Nazis in der Kristallnacht. Er zitiert: „Bei den Hettstedtern löst diese Aktion offenbar keine Zustimmung aus, eher Beklemmung. Die meisten Menschen vor der Absperrung waren wohl so irritiert, dass sie zwar neugierig kamen, aber schweigend wieder gingen. Georg Rosenberg und seine Frau Hertha ziehen die einzig richtige Konsequenz: Am 11. Februar 1939 besteigen sie gemeinsam mit ihren Söhnen Heinz Erwin und Karl sowie ihrer Schwiegertochter in Bremen die „Leipzig“, um nach Ecuador überzusetzen. Eine letzte Spur der Familie stammt aus dem Jahr 1942. Es ist eine Anzeige von Heinz Erwin Rosenberg und seiner Frau über die Geburt ihrer Tochter in Ecuador.“

Zahlreiche andere Rätselfreunde haben die Lösung gewusst und auch Hintergründe sowie Anekdoten mitgeteilt. Vielen Dank dafür. Die Gewinnerin Heike Dargel wird gebeten, sich in in den nächsten Tagen bei der MZ-Lokalredaktion in Eisleben unter Tel. 03475/61 46 10 zu melden.

Das ist das neue gesuchte Rätselmotiv

Alle Rätselfreunde haben nun wieder eine neue Chance. Welches Motiv haben wir diesmal ausgewählt? Wo befindet, beziehungsweise befand sich dieser Gebäudekomplex, was gab es dort für Geschäfte? Persönliche Erlebnisse oder Ausflüge in die Geschichte sind wie immer willkommen. Es gibt doch bestimmt Leute, die dieses Motiv schon einmal gesehen haben und etwas dazu sagen können.

Schicken Sie Ihre Antwort bis zum Donnerstag, 13. April, an die MZ-Lokalredaktion in der Lutherstadt Eisleben. Es winken wieder 30 Euro als Preis. Per Post: MZ-Redaktion Eisleben, Plan 7 in 06295 Eisleben. Oder senden Sie die Antwort per E-Mail an: [email protected] (mz)

So sieht der Gebäudekomplex heute aus.
So sieht der Gebäudekomplex heute aus.
J. Lukaschek