Mietärger Mietärger: Hettstedter sitzt bei Tauwetter im Nassen

hettstedt/MZ - Christodulos Kefalas aus Hettstedt ist mit den Nerven am Ende. „Ich kann nicht mehr“, sagt der gebürtige Grieche und schaut an die Küchendecke - oder was davon noch übrig ist. Ein paar Holzpaneele habe der Vermieter abgeschraubt, Dämmmatten und Holzbalken schauen dahinter hervor. Viel schlimmer ist aber die Nässe, die immer bei Tauwetter von oben ins Zimmer dringt. Es ist getauter Schnee, der sich seinen Weg vom oberhalb liegenden Balkon direkt in Spüle, auf den Kühlschrank und die Küchenfliesen sucht. An mittlerweile acht Stellen. „So viele Eimer habe ich gar nicht, um das ganze Wasser aufzufangen“, sagt Kefalas. Aluschalen müssen als Ersatz herhalten.
Im Clinch mit Vermieter
Für den 57-jährigen Frührentner ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht. „So kann doch keiner wohnen. Das ist unmenschlich“, findet der Grieche, der vor 30 Jahren nach Deutschland kam, um ein besseres Leben zu beginnen. Eine chronische Erkrankung vor ein paar Jahren machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Nun kommt die Angst dazu, dass sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Etwa durch Schimmel, der sich an der feuchten Küchenwand bilden könnte. Seltsame Flecken im Wohnzimmer hat er schon entdeckt. Doch sich einfach bei seinem Vermieter beschweren, hat er aufgegeben. Seit Jahren liegt er nach eigenen Angaben im Clinch mit ihm. Die ersten zwei der zehn Jahre, seitdem er in der Breiten Straße wohnt, ging alles gut. Dann tropfte es das erste Mal von der Küchendecke, offenbar weil das Regenwasserrohr immer wieder verstopft ist, vermutet Kefalas.
„Dann hat er mir immer wieder die Heizung abgestellt“, erzählt er weiter. Seit zwei Jahren streikt auch der Kabelanschluss seines Fernsehers. Auch deshalb hat er einen Anwalt eingeschaltet und die Mietzahlungen gekürzt. „Ich möchte eine Entschädigung für die Wohnbedingungen. Dann würde ich gern in eine trockene Wohnung ziehen“, wünscht sich Kefalas, für den ein Umzug aus finanziellen Gründen aber schwierig ist.
Notsicherung zugesagt
Dass in die Wohnung überhaupt Nässe dringt, ist Vermieter Jürgen Rudloff neu: „Davon höre ich heute zum ersten Mal“, sagt er auf Nachfrage der MZ. „Hätte er sich direkt an mich gewandt, hätten wir auch sofort reagieren können“, sagt Rudloff. Nun will er zumindest eine Notsicherung schnellstmöglich veranlassen: „Wir werden den Balkon vom Schnee beräumen und eine Plane darauf verlegen. Damit dürfte die Küche wieder trocken sein“, so der Vermieter, der sowieso eine Komplettentkernung des Gebäudes plant. Wie das Wasser in die Küche gelangt sein kann, kann er sich allerdings nicht erklären.
„Wir haben im vergangenen Jahr erst den Balkonbereich vorsorglich abdichten lassen“, versichert Rudloff. Alle anderen Schuldzuweisungen seines Mieters weist er aber zurück. Er habe weder die Heizung abgedreht, noch den Kabelanschluss gekappt, sagte er. Rudloff weiter: „Jeder Mieter ist, was das Fernsehen betrifft, für sich selbst verantwortlich.“

